Frieden

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg

Stopp aller Militär­inter­ventionen
Stopp der NATO
Stopp des militärischen Europas

Picasso Friedenstaube auf zerstörten Waffen.

Je­der ver­nünf­ti­ge Mensch ent­schei­det sich für Frie­den statt Krieg. Die le­ben­di­ge Er­in­ne­rung an die Schre­cken der zwei Welt­krie­ge im vo­ri­gen Jahr­hun­dert – der Ers­te Welt­krieg ent­flamm­te vor 100 Jah­ren – be­stä­tigt noch stär­ker den Frie­dens­wunsch der ein­fa­chen Men­schen, die im­mer nur Op­fer von Krie­gen sind, die im In­ter­es­se an­de­rer ge­führt wer­den. Und den­noch kennt die Welt von heu­te gar kei­nen Frie­den.

In den neun­zi­ger Jah­ren spiel­ten sich die Krie­ge in Ju­go­sla­wi­en ge­fähr­lich nah vor un­se­rer Haus­tür ab, und dar­an wa­ren un­se­re Ar­me­en ak­tiv be­tei­ligt. Heu­te fin­den zer­stö­re­ri­sche be­waff­ne­te Kon­flik­te in Af­gha­nis­tan, Irak, Sy­ri­en und ver­schie­de­nen afri­ka­ni­schen Staa­ten statt. Der Wes­ten hat in je­dem die­ser Kon­flik­te die Fin­ger im Spiel. So­wohl in Be­zug auf die Haupt­ur­sa­chen – un­ge­rech­te Nord-Süd-Be­zie­hun­gen, der Ex­pan­si­ons- und Pro­fit­drang der mul­ti­na­tio­na­len Kon­zer­ne, ei­ne ko­lo­nia­le Vor­ge­schich­te – als auch in Be­zug auf die Kriegs­füh­rung selbst: mit Sank­tio­nen und Em­bar­gos, Waf­fen­lie­fe­run­gen und mi­li­tä­ri­scher Aus­bil­dung, po­li­ti­scher Ein­mi­schung, di­rek­ten Mi­li­tär­in­ter­ven­tio­nen, Bom­bar­die­run­gen und Bo­den­trup­pen.

­Nach den USA und Groß­bri­tan­ni­en hat Deutsch­land die meis­ten Trup­pen in Af­gha­nis­tan, aber auch die Be­ne­lux-Staa­ten lie­fern ei­nen Teil der ins­ge­samt noch 84.000 aus­län­di­schen Sol­da­ten. Die­se sol­len sich nach 2014 aus Af­gha­nis­tan zu­rück­zie­hen, doch die NA­TO ar­bei­tet an ei­nem Plan für ei­ne dau­er­haf­te mi­li­tä­ri­sche An­we­sen­heit. Und die aus­län­di­schen Mi­li­tärs brin­gen be­stimmt nicht Frie­den, De­mo­kra­tie und Fort­schritt. Ori­gi­nal­ton von Ma­l­a­lai Joya, ei­ner ehe­ma­li­gen An­ge­hö­ri­gen des af­gha­ni­schen Par­la­ments: «Die aus­län­di­sche Be­sat­zung mei­nes Lan­des hat nur mehr Blut­ver­gie­ßen, mehr Ver­bre­chen, mehr Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen und mehr Aus­plün­de­rung af­gha­ni­scher Reich­tü­mer ge­bracht.» In den zwölf Jah­ren Krieg gab es über 200.000 zi­vi­le Op­fer. Die Si­tua­ti­on der af­gha­ni­schen Frau­en bleibt er­bärm­lich. Ge­gen­wär­tig sind bei 56 Pro­zent der Hoch­zei­ten die Mäd­chen noch kei­ne 16 Jah­re alt. 2013 war ein Re­kord­jahr für den An­bau von Opi­um. Af­gha­nis­tan be­frie­digt jetzt, un­ter NA­TO-Be­sat­zung, drei Vier­tel der Welt­nach­fra­ge nach die­sem Rausch­gift.

«Genf II», die in­ter­na­tio­na­le Kon­fe­renz zu Sy­ri­en, soll zu ei­ner Ver­hand­lungs­lö­sung des blu­ti­gen Kon­flikts in je­nem Land füh­ren. Oh­ne die Ein­mi­schung des Wes­tens wä­re es nie zu der hu­ma­ni­tä­ren Ka­ta­stro­phe ge­kom­men, vor der wir heu­te ste­hen. Die Zahl der zi­vi­len Op­fer nahm pro­por­tio­nal zum di­rek­te­ren Ein­grei­fen west­li­cher Staa­ten zu. Die Wirt­schafts­sank­tio­nen, die ma­te­ri­el­le und po­li­ti­sche Un­ter­stüt­zung der Re­bel­len, die Sa­bo­ta­ge des frü­he­ren Frie­dens­plans des UN-Ge­sand­ten Ko­fi An­n­an, der Ruf nach ei­ner Flug­ver­bots­zo­ne und ei­ner di­rek­ten Mi­li­tär­in­ter­ven­ti­on: das al­les goss Öl in das sy­ri­sche Feu­er. Deutsch­land und die Be­ne­lux-Län­der ha­ben sich nie von der Kriegs­po­li­tik der USA, Frank­reichs und Groß­bri­tan­ni­ens dis­tan­ziert, die – öf­fent­lich und ge­gen jeg­li­ches in­ter­na­tio­na­les Recht – ei­nen «Re­gime­wech­sel» und ei­ne «hu­ma­ni­tä­re» Mi­li­tär­in­ter­ven­ti­on in Sy­ri­en for­dern. Ganz im Ge­gen­teil, sie ar­bei­te­ten dar­an mit, zum Bei­spiel mit Waf­fen­lie­fe­run­gen an Is­ra­el und Sau­di-Ara­bi­en, und mit Un­ter­stüt­zung der Tür­kei. Die­se ver­ant­wor­tungs­lo­se Po­li­tik ris­kiert es, die gan­ze Re­gi­on des Na­hen Os­tens noch mehr zu ent­flam­men.

Seit dem Krieg der NA­TO ge­gen Li­by­en im Jah­re 2011 tre­ten eu­ro­päi­sche Mi­li­tärs stets öf­ter in Afri­ka auf, so in Ma­li und in der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Re­pu­blik. Die­se «hu­ma­ni­tä­ren» In­ter­ven­tio­nen sol­len vor­geb­lich Krie­ge, Mas­sa­ker und Ter­ror stop­pen, in Wahr­heit geht es je­doch um die ei­ge­nen Wirt­schafts­in­ter­es­sen. Es han­delt sich hier­bei um EU-In­ter­ven­tio­nen un­ter fran­zö­si­scher Füh­rung, wo­bei Deutsch­land, die Nie­der­lan­de und Bel­gi­en Trans­port, Lo­gis­tik, Aus­bil­dung und me­di­zi­ni­sche Un­ter­stüt­zung ab­si­chern. Die­se Ope­ra­tio­nen die­nen auch als Übung zur mi­li­tä­ri­schen Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen ver­schie­de­nen eu­ro­päi­schen Ar­me­en im Hin­blick auf die Er­rich­tung ei­ner ver­ein­ten Eu­ro­pa-Ar­mee.

Die NA­TO ver­pflich­tet ih­re Mit­glie­der zu hö­he­ren Rüs­tungs­aus­ga­ben. Sie hält an ei­ner ag­gres­si­ven Mi­li­tär­stra­te­gie fest mit ei­ner nu­klea­ren Kom­po­nen­te und ei­nem brei­ten Netz von aus­län­di­schen Mi­li­tär­ba­sen. Deutsch­land, die Nie­der­lan­de, Bel­gi­en und Lu­xem­burg ha­ben die NA­TO nie­mals ir­gend­wie in Fra­ge ge­stellt, viel­mehr lie­fern sie ganz im Ge­gen­teil auf ein­fa­ches Er­su­chen hin Mi­li­tär­per­so­nal und ma­te­ri­el­le Mit­tel und frei­en Durch­gang für NA­TO-In­ter­ven­tio­nen. Deutsch­land, die Nie­der­lan­de und Bel­gi­en la­gern auch wei­ter­hin auf der Grund­la­ge von Ge­heim­ver­trä­gen US-ame­ri­ka­ni­sche Atom­waf­fen.

­Die Eu­ro­päi­sche Uni­on hat kei­ne grund­sätz­lich da­von ab­wei­chen­de Vi­si­on und Stra­te­gie. Die EU will die eu­ro­päi­schen In­ter­ven­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten fort­ent­wi­ckeln, um «ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen zu ver­tei­di­gen». Der Ver­trag von Lis­sa­bon (2009) ver­pflich­tet die EU-Mit­glied­staa­ten da­zu, «ih­re mi­li­tä­ri­schen Kom­pe­ten­zen all­mäh­lich zu ver­bes­sern» und legt fest, dass die Eu­ro­päi­sche Ver­tei­di­gungs­agen­tur (EDA) «die in­dus­tri­el­le und tech­no­lo­gi­sche Grund­la­ge im Ver­tei­di­gungs­sek­tor ver­stär­ken» soll. So­viel zu den Il­lu­sio­nen in Be­zug auf ein «fried­li­ches Eu­ro­pa»…

Wir fordern:

  • Keinerlei Teilnahme an ausländischen Militärinterventionen, wo auch immer in der Welt.
  • Sofortiger Rückzug der deutschen, niederländischen, belgischen und luxemburgischen Truppen aus Afghanistan. Keinerlei Militärhilfe für Afghanistan.
  • Unterstützung einer multilateralen Friedensinitiative für Syrien mit Beachtung der Souveränität und territorialen Integrität des Landes. Aufhebung der Sanktionen, Beendigung der Waffenlieferungen und anderer Formen der Unterstützung, ob direkt oder indirekt, an die syrischen Rebellen.
  • Der Beitrag Deutschlands, den Niederlande, Belgiens und Luxemburgs zur NATO und zum militärischen Europa muss sofort auf ein Minimum beschränkt werden, d. h. auf ausschließlich defensive Aufgaben, und muss letztendlich zu einem Austreten aus der NATO und jeglicher militärischen Struktur innerhalb der EU führen.

 


Vier-Parteien-Konferenz