Kultur

Heinrich Pachl zum Gedenken

Heinrich Pachl in Dortmund 13. November 2010.

 

22.04.2012 | Eine wirkungsmächtige politische Stimme verstummte. Für immer. Heinrich Pachl ist tot. In einem Nachruf, veröffentlicht in »Kommunisten.de« schreibt Axel Köhler-Schnura, Mitglied im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.:

 

Heinrich Pachl war ein wachsamer Hüter der Demokratie. Er verteidigte sie gegen alle offenen und verdeckten Angriffe und gegen alle Versuche der schleichenden Demontage. Soziale Gerechtigkeit, Frieden und Schutz der Umwelt, dafür trat er ein.


Die Waffe von Heinrich Pachl war die Sprache. Eine Sprache, die kompli­zierte Zusam­men­hänge nicht nur auf den Punkt brachte, sondern dies mit Witz und Ironie tat. Mit beißendem Humor sprach er gegen Konzerne, Nazis und alle anderen Feinde von Freiheit und Fort­schritt. Wer Heinrich Pachl zuhörte, dem blieb nicht selten das Lachen im Hals stecken.

Heinrich Pachl war Kaba­ret­tist. Poli­ti­scher Kaba­ret­tist. Keiner der strom­li­nier­ten Come­dians. Viel­mehr ein Spit­zen­künst­ler des poli­ti­schen Humors, der stets Partei ergriff. Für die Unter­drück­ten und Aus­ge­beu­te­ten, für den Frieden und die Umwelt.

Mit Ecken und Kanten. Auch seinen Mit­strei­tern gefiel nicht immer, was er zur Sprache brachte. Aber da war er uner­bitt­lich. Nicht Politi­cal Correct­ness war seine Maxime, sondern Auf­rich­tig­keit.

Und was ihn ganz beson­ders auszeich­nete: Er beschränkte sich nicht auf die Bühne, auf Fern­sehen oder Radio, auf das Kommen­tie­ren der poli­ti­schen Bewe­gungen. Er griff ein, war immer wieder vor Ort, dort wo die Kämpfe ausge­tragen wurden, wo Reaktion und Fort­schritt auf­ein­ander­prall­ten. Auf Demons­tra­tio­nen, Gewerk­schafts­kon­gres­sen, Aktionen. Und auch als Kri­ti­scher Aktio­när auf Haupt­ver­samm­lungen der Konzerne.

Als der Bayer-Konzern sich in den frühen 80er Jahren daran machte, die Nord­see mit seinen Dünn­säure­abfäl­len in eine Kloake zu verwandeln, stemmte Heinrich Pachl sich mit der Coordi­na­tion gegen BAYER-Gefah­ren (CBG) dagegen. »Dünn­säure-Aale, frische Dünn­säure-Aale«, so seine Rufe auf dem Lever­ku­se­ner Markt­stand, an dem er die von Bayer geschä­dig­ten Fische feil­bot. Mit Geschwü­ren über­sät, mit verkrümm­ten Ske­let­ten und ver­krüp­pel­ten Glie­dern. In Null­komma­nix hatte er eine viel­hun­dert­köp­fige Zuhö­rer­schaft ver­sam­melt. Der poli­ti­sche Kaba­ret­tist Heinrich Pachl in Aktion. Sein Bei­trag zu den jahre­lan­gen Kämpfen, mit denen Ende der 80er Jahre der Stopp der Einlei­tun­gen von Dünn­säure erzwun­gen werden konnte.

Es war nur folge­rich­tig, dass Heinrich Pachl auf einer der Aktio­närs­ver­samm­lun­gen des Bayer-Konzerns auftrat. Und dass er 1986 zusammen mit mir und anderen den Dach­ver­band der Kriti­schen Aktionärinnen und Aktionäre gründete. Und dass er dann immer wieder auf den Haupt­ver­samm­lungen verschie­dener Kon­zerne ans Mikrofon trat. Und den Profit als Ursache für Ausbeutung und Unterdrückung, für Krieg und Umwelt­zer­stö­rung geißelte. Und die Haupt­versamm­lungen der Konzerne als Zere­mo­nien der Profit­dik­ta­tur ent­larvte.

Eine wir­kungs­mäch­tige poli­ti­sche Stimme ist verstummt. Für immer. Heinrich Pachl ist tot. Wir sind erschüt­tert und trauern.

 


Fotogalerie | Video

Die Fotos von Klaus Mueller und das Video entstanden auf der DGB-Veranstaltung »Deutschland in Schieflage« am 13. November 2010 in der Westfalenhalle in Dortmund.