Partei

Krieg und Krise mit der EU oder Frieden und Sozialismus in Europa

Gemeinsame Veranstaltung von DKP und KKE in Düsseldorf-Gerresheim

 

Gior­gos Ma­ri­nos am Pult.

11.04.2014 | Zum Auf­takt in die hei­ße Pha­se des EU- und Kom­mu­nal­wahl­kamp­fes gab es im Ma­rie-Cu­rie-Gym­na­si­um in Düs­sel­dorf-Ger­res­heim ei­ne of­fe­ne und herz­li­che Be­geg­nung zwi­schen Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen der KKE und der DKP. Im Zen­trum der fun­dier­ten Re­fe­ra­te von Gior­gos Ma­ri­nos, Mit­glied des Po­lit­bü­ros des ZK der KKE, und Hans-Pe­ter Bren­ner, Stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der DKP, stand die Pa­ro­le »Nein zu den Fes­seln der EU und der Mo­no­po­le«. Kom­plet­tiert wur­de sie mit der For­de­rung nach ei­nem so­zia­lis­ti­schen Eu­ro­pa.

­

 

Die bei­den Red­ner star­te­ten da­bei zu ei­ner Tour d’Ho­ri­zon, die den Span­nungs­bo­gen der ak­tu­el­len im­pe­ria­lis­ti­schen Po­li­tik der USA, der EU und Deutsch­lands von der Ukrai­ne bis Grie­chen­land um­fass­te. Ei­ne be­son­de­re Adres­se der So­li­da­ri­tät wur­de an die be­droh­ten Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen der KP der Ukrai­ne ge­rich­tet. Ei­ne wei­te­re rich­te­te sich an die 24 Ge­nos­sen und Kol­le­gen Stahl­ar­bei­ter in Grie­chen­land. Die Ak­ti­vis­ten wur­den we­gen an­geb­li­cher »Nö­ti­gung« wäh­rend des le­gen­dä­ren Streiks vor Ge­richt ge­stellt und zu Ge­fäng­nis­stra­fen von bis zu knapp zwei Jah­ren auf Be­wäh­rung ver­ur­teilt.

 

Saal mit Besuchen, Rednerpult und Podium.

Das Ka­pi­tal setzt zur Si­che­rung und Aus­wei­tung sei­ner Macht die Ma­ro­deu­re und Re­pres­si­ons­in­stru­men­te ein, die sei­ner au­gen­blick­li­chen ag­gres­si­ven Stra­te­gie ent­spre­chen. Bren­ner er­in­ner­te dar­an, dass die­ses Vor­ge­hen ei­ne lan­ge Ge­schich­te in Deutsch­land und auch in Grie­chen­land hat: Die kom­mu­nis­ti­schen Par­tei­en wur­den bei­de mas­siv un­ter­drückt und ver­bo­ten. Für die KPD trifft dies im­mer noch zu. Ei­ne Po­li­tik, die die Macht der Ka­pi­ta­lis­ten­klas­se und die Wur­zeln des An­ti­kom­mu­nis­mus’ wirk­lich und um­fas­send über­win­den wol­le, sei nur mit der KKE und der DKP mög­lich, da al­le an­de­ren Links­par­tei­en le­dig­lich über ei­nen »wei­chen An­ti­ka­pi­ta­lis­mus« ver­füg­ten oder sich be­reits im Ka­pi­ta­lis­mus ein­ge­rich­tet hät­ten.

 

Als Bei­spiel wur­de auf Alexis Tsi­pras ver­wie­sen, den die Eu­ro­päi­sche Lin­ke zum EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­ten ma­chen wol­le, al­so zu ei­nem Prä­si­den­ten aus­ge­rech­net in dem Gre­mi­um, das auf der EU-Ebe­ne die Haupt­ver­ant­wor­tung für die ge­ne­rel­le Aus­beu­tung und Un­ter­drü­ckung der Ar­bei­ter­klas­se tra­ge. Ein an­de­res Bei­spiel war die par­ti­el­le Zu­stim­mung der Frak­ti­on der Lin­ken im Bun­des­tag zum Ein­satz der Fre­gat­te »Augs­burg« im Mit­tel­meer. Die­ser mi­li­tär­po­li­ti­sche Ko­tau wur­de als Aus­tritt aus dem an­ti­mi­li­ta­ris­ti­schen Kon­sens und als ei­ne wei­te­re Ein­tritt­kar­te in die so­zi­al-de­mo­kra­ti­sche Ko­ali­ti­ons­fä­hig­keit ge­wer­tet.

 

­Die Al­ter­na­ti­ve zu die­sen Po­li­tik­zie­len sei nicht der Aus­tausch von Per­so­nen oder ei­ne mo­di­fi­zier­te­re Hal­tung zum Ka­pi­ta­lis­mus und sei­nen In­ter­es­sen­ver­tre­tern. Gior­gos Ma­ri­nos: Die Al­ter­na­ti­ve liegt al­lein im Kampf für den re­vo­lu­tio­nä­ren Wan­del. Des­halb gel­te es die ge­mein­sa­men Schrit­te von DKP und KKE zu ver­stär­ken und sich ver­stärkt in die Ar­bei­ter­klas­se ein­zu­brin­gen. Dies gel­te nicht nur mit Blick auf die be­vor­ste­hen­den Wah­len, son­dern auch dar­über hin­aus.

 

Ma­ri­nos zeig­te auch die Kehr­sei­te auf: Durch die Über­ak­ku­mu­la­ti­ons­kri­se wer­de es die nächs­ten Kri­sen und Krie­ge ge­ben. Die hät­ten ih­re Ur­sa­chen nicht im »Ka­si­no­ka­pi­ta­lis­mus« oder der »fal­schen Po­li­tik« von Mer­kel. Ih­re Ur­sa­chen sei­en im ka­pi­ta­lis­ti­schen Sys­tem sel­ber an­ge­legt. Kon­kret zei­ge sie sich in Mil­lio­nen von Mi­ni­jobs, in ei­ner er­drü­cken­den Ar­muts­gren­ze, in der viel­fa­chen Woh­nungs­lo­sig­keit. Auch wenn sich die Si­tua­ti­on der Ar­bei­ter­klas­se in Deutsch­land nicht so zei­ge wie in Grie­chen­land, sei doch der Aus­beu­tungs­grad ge­mes­sen an der Ar­beits­pro­duk­ti­vi­tät gra­vie­rend.

 

Hans-Pe­ter Bren­ner am Rednerpult.

Auch Grie­chen­land sei »kein ar­mes Land«. Nur sei der von der Ar­bei­ter­klas­se er­ar­bei­te­te Reich­tum um­fas­send von der Gro­ß­in­dus­trie, den Ree­dern und Han­dels­kon­zer­nen ein­ge­stri­chen wor­den. Ver­lie­rer sei die grie­chi­sche Ar­bei­ter­klas­se. Ma­ri­nos warn­te da­vor, ihr mit dem Hin­weis er­neut Sand in die Au­gen zu streu­en, dass »Grie­chen­land kre­dit­wür­dig ge­wor­den sei« und nun die An­er­ken­nung der Ban­ken­welt ge­fun­den ha­be. Die drei Mil­li­ar­den Staats­an­lei­hen müss­ten zu­rück­ge­zahlt wer­den. Die Quel­le der Rück­zah­lung aber lie­ge bei der wei­te­ren Aus­beu­tung und so­zia­len Ver­ar­mung der Ar­bei­ter­klas­se.

 

D­a­ge­gen setz­te Ma­ri­nos die For­de­rung, dass der vor­han­de­ne Reich­tum des Lan­des in die Hän­de des Vol­kes ge­hö­re, dass da­mit plan­mä­ßig ge­wirt­schaf­tet wer­den müs­se. Gas, Erd­öl, Gold, Ni­ckel, Ko­balt und Koh­le sei­en vor­han­den. Sie sei­en die Vor­aus­set­zung für ge­sell­schaft­li­che Ein­nah­men, um Bil­dung, Ren­ten, Ge­sund­heit zu fi­nan­zie­ren.

 

­Die­se Zie­le wür­den aber nicht er­reicht, wenn das Ziel des So­zia­lis­mus in den Hin­ter­grund tre­te oder gar ge­leug­net wer­de, wenn die Men­schen sich durch op­por­tu­nis­ti­sche Par­tei­en, durch ge­ziel­te Neu­grün­dun­gen wie die sys­tem­ver­wal­ten­de Kon­struk­ti­on »To Po­ta­mi« (»Der Fluss«) oder gar durch die neo­fa­schis­ti­sche Chry­si Av­gi blen­den lie­ßen. Na­he­zu ein Vier­tel der Wäh­ler ist in Grie­chen­land noch un­ent­schlos­sen. Der Fern­seh­jour­na­list Stav­ros Theo­do­ra­kis, Grün­der von »Po­ta­mi«, kri­ti­siert die Aus­wüch­se des grie­chi­schen Sys­tems, nicht aber das Sys­tem als Ur­sa­che der Aus­wüch­se. Trotz ak­tu­el­ler Um­fra­ge­wer­te wird sich mit ihm nichts we­sent­lich än­dern.

 

Ein Zei­chen für ei­ne grund­le­gen­de Al­ter­na­ti­ve sei da­ge­gen die kon­se­quen­te Wahl von KKE und DKP bei den be­vor­ste­hen­den Kom­mu­nal- und EU-Wah­len. Hans-Pe­ter Bren­ner: «Wir wer­den den Weg des ge­mein­sa­men Kamp­fes ge­gen das Eu­ro­pa der Ban­ken und Kon­zer­ne für ein Eu­ro­pa der So­li­da­ri­tät der ar­bei­ten­den Men­schen wei­ter zu­sam­men ge­hen. Da­zu sind mehr Kom­mu­nis­tin­nen und Kom­mu­nis­ten im EU-Par­la­ment nö­tig. Sie sind ei­ne Stim­me des Wi­der­stan­des und des Pro­tes­tes. Ich ru­fe des­halb auf zur Wahl der Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten der DKP oder der KKE – je nach eu­ren Mög­lich­kei­ten. Wählt kom­mu­nis­tisch!« Sein Schluss­satz »Es le­be die Freund­schaft zwi­schen KKE und DKP!« wur­de von an­hal­ten­dem Bei­fall al­le Teil­neh­mer be­glei­tet.

 

Zwei wei­te­re er­folg­rei­che ge­mein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen mit Gior­gos Ma­ri­nos und Ma­no­lis Kou­ra­kis zu­sam­men mit den DKP-Kan­di­da­ten für die Wahl zum Eu­ro­pa­par­la­ment, Lu­cas Zei­se und Kon­ni Lo­pau, schlos­sen sich in Frank­furt und Stutt­gart an.

 

Uwe Koopmann
Fo­tos: Bet­ti­na Oh­ne­sor­ge

 


Rede von Hans-Peter Brenner