Wir trauern um Karl Heinz Schröder
Wir trauern um unseren Genossen
Karl Heinz Schröder
geboren am 19.12.1929
der am 6. Juni 2008 an den Folgen eines schweren Schlaganfalls verstorben ist.
Karl Heinz gehörte zu den bundesdeutschen Kommunisten, die von Jugend an unermüdlich dafür wirkten, dass in unserem Land die Lehren aus Krieg und Faschismus gezogen und ihre Wurzeln im kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem überwunden werden, dass der Weg zu einer neuen Entwicklung in Deutschland im Bruch mit den reaktionären Traditionen, zu einer sozialistischen Gesellschaft geöffnet wird.
Als Angehöriger der «FDJ-Generation» machte der junge Schlosser Karl Heinz aus der Arbeiterstadt Remscheid wie viele andere seines Jahrgangs das Motto «Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg» zu seinem Lebensinhalt. Er engagierte sich in der FDJ als erster deutscher antifaschistischer Jugendorganisation nach dem Krieg und in der von aktiven Antifaschisten geprägten KPD im Kampf gegen die Wiederherstellung der alten Macht- und Besitzverhältnisse und gegen die Remilitarisierung Westdeutschlands. Als Mitarbeiter des Zentralbüros der FDJ in Westdeutschland wirkte er für das Zustandekommen vielfältiger Aktivitäten junger Menschen für die Grundrechte der jungen Generation, für gesamtdeutsche Jugendbegegnungen und antimilitaristische Aktionen – auch als sich die Adenauer-Regierung gegen die zunehmende Stärke dieser Bewegungen nicht mehr anders zu helfen wusste, als die FDJ im Juni 1951 zu verbieten und in die Illegalität zu drängen. In den fünfziger und sechziger Jahren war Karl Heinz, nach dem KPD-Verbot 1956 auch im Rahmen der Jugendarbeit der illegalen KPD, maßgeblich an der Verwirklichung des Grundsatzes «so viel Legalität wie möglich, so viel Illegalität wie nötig» beteiligt. Charly gehörte zu den Initiatoren für die Schaffung des Jugendmagazins «elan», dessen Herausgeber er mehrere Jahre lang war, und die Gründung des damit verbundenen «Weltkreis-Verlags», die für Frieden, Völkerverständigung, Antimilitarismus und antiimperialistische Solidarität eintraten. Er spielte eine führende Rolle bei der Vorbereitung der «Weltfestspiele der Jugend und Studenten» in Moskau 1957, Wien 1959, Helsinki 1962 und Sofia 1968. Es gelang ihm im Zusammenwirken mit bekannten Persönlichkeiten unterschiedlicher weltanschaulicher Orientierung trotz mannigfacher Behinderungen und massiver antikommunistischer Verleumdungskampagnen der herrschenden Kreise, mehrere hundert junge Menschen umfassende Besuchergruppen aus der damaligen BRD zu diesen internationalen Großereignissen zu entsenden. Ebenso aktiv war er in Zusammenarbeit mit Menschen anderer Weltanschauung, Pazifisten und Christen, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, Naturfreunden und «Falken» an der Entstehung und Entwicklung der bundesdeutschen Ostermarsch-Bewegung in den 60er Jahren beteiligt.
Es war die konsequente Fortsetzung dieses Lebensweges, die Karl Heinz Schröder ab dem Herbst 1968 in die zentralen Führungsgremien der DKP führte. Ab dem ersten Parteitag 1969 in Essen wurde er in deren Parteivorstand gewählt. Als Sekretär des Präsidiums des Parteivorstands spielte er eine prägende Rolle bei der Entwicklung der Partei. Als Mitglied des Sekretariats des Parteivorstands und Verantwortlicher für die internationalen Beziehungen war er maßgeblich an der Herstellung und Pflege der internationalen Kontakte und freundschaftlichen Verbindungen der DKP mit den anderen kommunistischen Parteien und vielen antiimperialistischen Befreiungsbewegungen in aller Welt beteiligt. Diesen Anliegen blieb Charly auch nach der schmerzlichen Zäsur des großen historischen Rückschlags von 1989/90 treu, als sich herausstellte, dass die Vorstellungen vom «unaufhaltsamen Vormarsch» des Sozialismus und der Befreiung der Welt vom Imperialismus so nicht in Erfüllung gingen und eine kritische und selbstkritische Überprüfung des bisherigen Entwicklungswegs der sozialistischen und kommunistischen Bewegung und des eigenen Beitrags dazu unumgänglich wurde. Aber ein Aufgeben des Kampfes für eine andere Welt des Friedens und des Sozialismus, der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft, des sozialen und demokratischen Fortschritts kam für Karl-Heinz nicht in Frage. Und die Entwicklung seither bestätigte ihn in seiner Überzeugung, dass der Kapitalismus auch in seiner heutigen globalisierten Struktur zur Lösung der Probleme der Menschen unfähig ist und die Überwindung dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystems durch eine auf Gemeineigentum beruhende sozialistische Gesellschaftsordnung im Interesse des Überlebens der Menschheit dringend notwendig ist. Kein Wunder also, dass Charly auch nach dem Einschnitt von 1989/90 bald wieder neue Aufgaben im Rahmen seiner Partei, vor allem als Mitglied des Bezirksvorstands Rheinland-Westfalen der DKP und dessen Sekretariat übernahm. Er unterstützte die Parteiführung immer solidarisch. Gleichzeitig entwickelte er zusammen mit seiner Frau Walja eine umfangreiche Aktivität der Solidarität mit Freunden in der ehemaligen Sowjetunion, mit sowjetischen Kriegsveteranen, die ihr Leben für die Befreiung Deutschlands und der Welt vom Faschismus eingesetzt hatten, zur Aufrechterhaltung und Pflege freundschaftlicher Beziehungen im Rahmen der Deutsch-Russischen Gesellschaft Rhein/Ruhr und der Initiative «Blumen für Stukenbrock». Noch bis in die letzten Wochen hinein blieb Karl Heinz trotz seit einiger Zeit spürbarer gesundheitlicher Beeinträchtigung der Weitergabe des Vermächtnisses an die Jugend verbunden zuletzt auf dem Festival der Jugend der SDAJ in Köln bestritt er seine letzte Diskussionsrunde über die Geschichte der Weltjugendfestspiele..
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten in dieser Stunde seiner Frau und Kampfgefährtin Walja, mit der er in 55jähriger Ehe zusammenlebte, seiner Tochter Andrea und seinen Enkelinnen Maia und Maike, die ihn liebten und in seiner Tätigkeit nach Kräften unterstützten. Mit seinem fröhlichen, humorvollen und menschlichen Wesen erwarb er sich bei Freunden, Nachbarn, Kollegen und vielen Bündnispartnern hohes Ansehen. Charly war ein Beispiel des unermüdlichen Einsatzes für die als richtig erkannte Sache, ein Organisator, Planer und initiativreicher Macher des Kampfes für eine fortschrittliche Bundesrepublik mit freundschaftlich-solidarischen Beziehungen zu allen Völkern der Welt. Wir können die Erinnerung an ihn nicht besser lebendig erhalten, als dass wir den Kampf um die Stärkung der DKP und um die Entwicklung außerparlamentarischer linker Bewegungen für die Ziele, denen sein Leben galt, mit der ihm eigenen Energie, Standhaftigkeit und Einsatzbereitschaft fortsetzen.
Deutsche Kommunistische Partei
Parteivorstand
Bezirksvorstand Rheinland-Westfalen
Wohngebietsgruppe Bergisch Gladbach
Karl-Liebknecht-Schule
Die Trauerfeier war am 27. Juni 2008 in Bergisch Gladbach