Antifaschismus

«Eins, zwei, drei, vier – alle Roma bleiben hier»

Beginn der Demonstration der Roma zum Landtag.

Bleiberecht für Roma

Am 9. November 2015 demonstrierten etwa 400 Roma und ihre Unterstützer*innen vom DGB Haus in die Altstadt zur Berger Kirche. Hinter der ehemaligen Kirche wurde ein Trauerplatz für alle Religionen angelegt. Die Roma legten ihre Binden mit dem brauen Winkel ab in Erinnerung an die Roma, die während des Faschismus in den Konzentrationslagern umgebracht wurden.

Danach zogen sie in einer lebhaften Demonstration vor den Landtag bis zur Bannmeile.

In der Dunkelheit ein gespenstiger Platz mit wenig Laternen. Aber Monika Düker, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/ Die Grünen in NRW mit Schwerpunkt «Rechte der Flüchtlinge», Mitglied im Innen- und Rechtsausschuss, sowie NSU- Untersuchungsausschuss  kam auf die demonstrierenden Roma zu und beantwortete unsere Fragen. Sie erläuterte geduldig die bundesweite Gesetzeslage, die auch der rot/grünen Landesregierung wenig Spielraum gibt.

Es wird keinen Winter-Abschiebestopp für die westlichen Balkanländer geben. Jeder weiss, dass die Roma, die am meisten diskriminierte Minderheit Europas ist. Nicht nur auf dem Balkan auch in Ländern wie z.B. Ungarn, Slowenien und Frankreich und trotzdem sollen sie abgeschoben werden.

Dies erinnert einige Düsseldorfer an die Protestkarawane der Roma 2002 gegen die Aufhebung des Winter-Abschiebestopps über Monate demonstrierten. Sie zogen vom Staufenplatz über den Schützenplatz in Flingern, von da auf die Rheinwiesen, dann mussten sie nach Heerdt umziehen und zuletzt nach Lörick. Es waren ungefähr 600 Roma mit ihren Kindern und sie wurden bis auf wenige Ausnahmen alle abgeschoben.

Unangemeldete Abschiebung heisst – wie wir von einem konkreten Fall wissen – die Familie um sechs Uhr aus den Betten reissen. Der Vater, der sich wehrte, wurde vor seinen Kindern auf den Boden geschmissen, an den Händen gefesselt und mit einer Spritze ruhig gestellt. Die Mutter sprang in einem unbewachten Moment aus dem Fenster im 1. Stock und verletzte sich am Fuss. Der Vater wurde trotzdem mit seinen drei kleinen Kindern auf den Düsseldorfer Flughafen in den Abschieberaum gebracht. Da stellten die Polzisten fest, dass das älteste Kind Epileptiker ist und weil es dringend Medikamente braucht, nicht abgeschoben werden darf. Der völlig traumatisierte Junge wurde nach Essen zu seinem Onkel gebracht und der Vater mit seinen Jüngsten nach Belgrad abgeschoben.

Landtagsabgeordnete des «Bündnis 90/ Die Grünen» reisten nach Serbien, um zu prüfen, was mit den Abgeschobenen geschah: ein Auffanglager gab es nicht, aber ca. 15 km von Belgrad gab es ein altes Fabrikgelände, das die Einheimischen «Deponjia» nannten, da es ein altes Deponielager war. Da wohnten die Roma in behelfsmässigen Hütten ohne Wasser und Strom. Die Kinder konnten nicht zur Schule, da sie nicht registriert waren und fliessend Deutsch, aber kein Wort Serbisch sprachen.

An das erinnerte sich Monika Düker sehr gut und auf meine Bemerkung doch die Verursacher des Flüchtlingselendes wie z.B. Rheinmetall zur Kasse zu bitten, hob sie nur hoffnungslos die Schultern.

Zur Demonstration aufgerufen hatte der Verein «Zukunft der Roma», Die Karawane und Stay.

Text: I.Lang
Foto: B.Belllwinckel


Weitere Bilder zur Roma-Demonstrationvon Bernd, Bettina, Jens und Irène