Betrieb & Gewerkschaft
Kommentar der FAZ zu den Streiks in Frankreich
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Samstag, den 28. Mai 2016, im Feuilleton, Abteilung Medien:
«Stalinistisch»
«Gewerkschaft erpresst Zeitungen»
«Keine der französischen Zeitungen mit nationaler Verbreitung war am Tage des Streiks in den Kiosken. Weder der ‹Figaro› noch ‹Le Monde› oder ‹Libération› konnten erscheinen. Nur ‹Humanité›, die Zeitung der Kommunistischen Partei, kam in die Verkaufsstellen und zu den Abonnenten. Sie enthielt den Aufruf des CGT-Gewerkschaftsführers Philippe Martinez, dessen Veröffentlichung die anderen Blätter abgelehnt hatten. Zur Strafe wurden ihre Druckereien lahmgelegt. Der Geschäftsführer des ‹Figaro› nannte das Vorgehen ‹stalinistisch›, der Verlegerverband sprach von ‹Erpressung›. Die ‹Humanité› musste sich keinerlei redaktionellen Zwang antun, hätte den Text aber allein aus Solidarität nicht drucken sollen. So haben die Genossen bewiesen, dass ihnen die Parteilinie wichtiger ist als die Pressefreiheit. J.A.»
Selten wird so deutlich ausgesprochen, was die Herren unter Pressefreiheit verstehen. Die Freiheit reicher Eigentümer der Medien, ihre Meinung zu verbreiten und die der Gewerkschaften zu unterdrücken. Noch seltener können wir uns wehren. Ein Hoch auf die kommunistische Presse!
Text und Kopie: Klaus Stein