Betrieb & Gewerkschaft

Aufstand bei Amazon

Streikende verdi-Kolleginnen und Kollegen. Transparent: «Work fair … make Tarifvertrag! ver.di». 

Her mit dem Tarifvertrag

Seit Juni 2014 gibt es an allen Amazon-Versandzentren in Deutschland Betriebsräte. In Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Rheinberg, Werne und inzwischen auch in Koblenz wird immer wieder mehrtägig für tarifliche Bezahlung nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels gestreikt. Und nun wird der Protest auch vor andere Amazon-Standorte im Ausland getragen.

Amazon-Beschäftigte wehren sich gegen tarifvertragsfreie Zonen

Weihnachtsstreiks beim größten Online-Kaufhaus Amazon

23. Dezember 2016 | Seit dem 21. Dezember 2016 wird beim weltweit größten Online-Kaufhaus Amazon an den Standorten Rheinberg und Werne, beide in Nordrhein-Westfalen, sowie Graben, in Bayern, gestreikt. Die Arbeitsniederlegungen dauern vorläufig bis zum 24. Dezember einschließlich an. Das gilt auch für Koblenz, wo die Beschäftigten bereits seit dem 19. Dezember im Ausstand sind. Und seit heute, 23. Dezember 2016, hat ver.di auch an den Standorten Leipzig, Sachsen, sowie Bad Hersfeld, Hessen, zum Streik aufgerufen. Bei Amazon existiert bislang kein Tarifvertrag.

«Die Beschäftigten fordern ein Ende
der Unternehmenswillkür.»

Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied
 

«Die Beschäftigten fordern ein Ende der Unternehmenswillkür. Amazon muss seine Blockadehaltung aufgeben und einen Tarifvertrag abschließen, um gute Arbeitsbedingungen verbindlich zu garantieren. Dass bei Amazon über die Höhe der Löhne hinaus einiges im Argen liegt, zeigen unter anderem die exorbitant hohen Krankenquoten von 15 Prozent und mehr. Permanente Kontrollen, Arbeitshetze und körperlich belastende Tätigkeiten führen zu einer Extrembelastung für die Beschäftigten, das zeigt sich noch einmal besonders im Weihnachtsgeschäft», sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. 

Aufgrund der Arbeitsniederlegungen kommt es in den Versandzentren zu deutlichen Engpässen und zu hohen Kosten für Amazon. In Werne etwa stauten sich bei einem der letzten Streiks über Stunden kilometerlang Lastwagen, die nicht be- oder entladen werden konnten. Aufgrund der flexiblen und damit für Amazon nicht kalkulierbaren Streikplanung hält das Unternehmen zudem Beschäftigte vor, die nicht zum Einsatz kommen, wenn doch kein Streik stattfindet. Allein in Leipzig liefen so für den Monat November 2016 rund 7.000 sogenannte unproduktive Stunden auf. «Amazons Behauptung, die Streiks hätten keine Auswirkung, gehört klar ins Reich der Legenden. Der Streik ist teuer für das Unternehmen», sagte Nutzenberger.

Mit der heutigen Ausweitung der Streikorte befinden sich die Beschäftigten an sechs Standorten des weltweit größten Online-Kaufhauses bis einschließlich 24. Dezember 2016 vorläufig im Ausstand und streiken für einen Tarifvertrag.

Text und Foto: ver.di


 Frage der Redaktion an ihre Leser: Wir wundern uns über die Ostereier beim Weihnachtsstreik – kann uns das jemand erklären?