Frieden

Ziele der imperialistischen Politik im Mittleren Osten

Krieg und Frieden im östlichen Mittelmeer

Khaled Hadadah kp libanon

 

20.09.2013 | Der Ge­ne­ral­se­kre­tär der Li­ba­ne­si­schen Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei, D. Kha­led Ha­da­dah, hat in ei­nem am 6. Sep­tem­ber ver­öf­fent­lich­ten Ar­ti­kel un­ter der Über­schrift »Krieg und Frie­den im öst­li­chen Mit­tel­meer/Mitt­le­ren Os­ten« mit Blick auf die Vor­gän­ge in Sy­ri­en ei­ne in­ter­es­san­te Ana­ly­se der Zie­le der im­pe­ria­lis­ti­schen Po­li­tik im Mitt­le­ren Os­ten vor­ge­nom­men. Die UZ hat ei­nen grö­ße­ren Aus­zug dar­aus ver­öf­fent­licht:

 

»Die struk­tu­rel­le Kri­se, in die der Welt­ka­pi­ta­lis­mus seit mehr als ei­nem Jahr­zehnt ein­ge­taucht ist, war ei­ne der mör­de­rischs­ten, aber auch der wich­tigs­ten für die ara­bi­sche Welt und den Mitt­le­ren Os­ten.

 

­Wäh­rend die­ses Jahr­zehnts ha­ben die im­pe­ria­lis­ti­schen Krie­ge (ein­schlie­ß­lich der is­rae­li­schen) im Irak, in Af­gha­nis­tan, in Li­by­en, im Li­ba­non und in Pa­läs­ti­na in der Tat Mil­lio­nen To­te und dut­zen­de Mil­lio­nen Ver­stüm­mel­te und Zwangs­flücht­lin­ge ver­ur­sacht, nicht zu ver­ges­sen die Zer­stö­rung der Städ­te und Dör­fer. Aber zu­gleich war die­se Pe­ri­ode die der Volks­er­he­bun­gen in Ägyp­ten und Tu­ne­si­en, aber auch in der gan­zen Golf­re­gi­on, ge­gen to­ta­li­tä­re olig­ar­chi­sche Sys­te­me und Dik­ta­tu­ren, die seit dem zwei­ten Welt­krieg die Völ­ker aus­ge­presst ha­ben im Na­men ei­ner Ren­ten-Öko­no­mie und der voll­stän­di­gen Un­ter­wer­fung un­ter den Im­pe­ria­lis­mus, be­son­ders den ame­ri­ka­ni­schen Im­pe­ria­lis­mus.

 

­Die­se Ren­ten-Öko­no­mie be­ruh­te im We­sent­li­chen auf dem Öl und Gas, den zwei ge­gen­wär­tig am meis­ten ver­wen­de­ten En­er­gie­quel­len, und zu un­se­rem Un­glück muss ge­sagt wer­den, dass im Bo­den der ara­bi­schen Welt und in den Ge­wäs­ser des Mit­tel­meers die­se En­er­gie­reich­tü­mer ver­bor­gen sind. Zu­gleich wird der Su­ez­ka­nal, der die wich­tigs­te Rou­te für die­se wert­vol­len Wa­ren war, heu­te und im Ge­fol­ge des Aus­ein­an­der­bre­chens der So­wjet­uni­on durch ei­ne zwei­te Rou­te ver­dop­pelt, um die sich die USA und Russ­land strei­ten, näm­lich die Rou­te, die das rus­si­sche Öl und das der frü­he­ren So­wjet­re­pu­bli­ken nach Eu­ro­pa brin­gen kann. Wa­shing­ton hat da­für, un­ter­stützt von sei­nem tür­ki­schen Ver­bün­de­ten, be­reits zahl­rei­che Krie­ge aus­ge­löst, so­wohl in Tsche­tsche­ni­en wie zwi­schen Ge­or­gi­en und Os­se­ti­en und heu­te in Sy­ri­en und viel­leicht wie­der im Li­ba­non und in den be­setz­ten pa­läs­ti­nen­si­schen Ge­bie­ten. Für die­ses Ziel ha­ben die USA seit der Prä­si­dent­schaft von Ge­or­ge Bush Va­ter kei­ne Mit­tel ge­scheut. Sie ha­ben ein al­tes Pro­jekt des frü­he­ren Staats­se­kre­tärs Hen­ry Kis­sin­ger un­ter der Be­zeich­nung ›Gro­ßer Mitt­le­rer Os­ten‹ wie­der auf die Ta­ges­ord­nung ge­setzt, aus dem ei­ni­ge Jah­re spä­ter, im Jahr 2006, als die is­rae­li­schen Ar­me­en den Li­ba­non bom­bar­dier­ten, der ›Neue Mitt­le­re Os­ten‹ wur­de, der – wie uns da­mals Con­do­lee­za Ri­ce er­klärt hat – nur ge­bo­ren wer­den konn­te un­ter den Schmer­zen un­se­res Vol­kes. Die­ses Pro­jekt be­ruht auf der Ver­wen­dung in­ne­rer Spal­tun­gen, vor al­lem re­li­giö­ser und kon­fes­sio­nel­ler, um die ara­bi­sche Welt in Mi­ni-Staa­ten zer­fal­len zu las­sen, die Krieg füh­ren und den Dieb­stahl der ara­bi­schen Reich­tü­mer er­leich­tern.

 

Au­ßer­dem muss­te Is­ra­el auf­grund des Schei­terns des Krie­ges ge­gen den li­ba­ne­si­schen Wi­der­stand neue Spann­kraft als im­pe­ria­lis­ti­sche Speer­spit­ze in der Re­gi­on ver­lie­hen be­kom­men, aber auch die letz­te ara­bi­sche Ar­mee zer­stört wer­den, die au­ßer­halb des im­pe­ria­lis­ti­schen Plans ver­blieb, näm­lich die Sy­ri­ens. Um dies zu er­rei­chen, wird ein neu­es Pro­jekt um­ge­setzt: die Um­wand­lung Is­ra­els in ei­nen Staat der Ju­den und die Li­qui­die­rung der Sa­che Pa­läs­ti­nas, aus­ge­hend von der Li­qui­die­rung der Re­so­lu­ti­on 194 der Ver­ein­ten Na­tio­nen, die das Rück­kehr­recht der pa­läs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge und die Wie­der­in­be­sitz­nah­me ih­rer Län­de­rei­en vor­sieht. Ein Pro­jekt, das ver­stärkt wur­de durch das Be­stre­ben, mit Hil­fe Sau­di-Ara­bi­ens und Ka­tars ei­ne is­la­mis­ti­sche Be­we­gung an der Spit­ze der ara­bi­schen Län­dern zu in­stal­lie­ren, die sich aus der dop­pel­ten Vor­mund­schaft der Im­pe­ria­lis­ten und der ih­nen hö­ri­gen lo­ka­len Bour­geoi­sie be­frei­en wol­len.

 

Folglich hat die gegenwärtige Phase des Krieges im Mittleren Osten ein vierfaches Ziel:

  • Das erste besteht darin, die zweite Phase des Projekts des ›Neuen Mittleren Osten‹, das heißt die Zerbröckelung Syriens und des Libanon, zu Ende zu bringen.
  • Das zweite ist die Liquidierung der Sache Palästinas.

 

Das drit­te be­steht dar­in, die Si­tua­ti­on in Ägyp­ten wie­der in den Griff zu be­kom­men und die Mos­lem-Brü­der wie­der ein­zu­set­zen, um so aus Ägyp­ten, nach der Tür­kei und Pa­kis­tan, den drit­ten Staat des Mitt­le­ren Os­tens zu ma­chen, der auf ei­ner sun­ni­ti­schen mi­li­tä­risch-mus­li­mi­schen Dik­ta­tur be­ruht und die schii­ti­sche mi­li­tä­risch-mus­li­mi­sche Aus­brei­tung des Iran ein­däm­men kann, die nach den Aus­sa­gen der US-Ad­mi­nis­tra­ti­on ein­ge­dämmt wer­den muss, be­vor sie in vie­le ara­bi­sche Län­der aus­strah­len kann, zu­mal das Bei­spiel des­sen, was ge­gen­wär­tig im Irak pas­siert, für Wa­shing­ton und sei­ne ›Freun­de‹ in der Re­gi­on nichts Gu­tes vor­her­se­hen lässt.

 

­Was das vier­te Ziel an­geht, aus­ge­hend von all dem, ist es dar­auf aus­ge­rich­tet, Russ­land dar­an zu hin­dern, der An­füh­rer ei­nes zwei­ten in­ter­na­tio­na­len Pols zu wer­den, der »sei­nen An­teil« an der Neu­auf­tei­lung der Welt im Ge­fol­ge des welt­wei­ten Schei­terns der He­ge­mo­nie­po­li­tik des US-Im­pe­ria­lis­mus in den letz­ten 23 Jah­ren ver­lan­gen könn­te.«

 

Im Schluss­teil des Ar­ti­kels un­ter­streicht der li­ba­ne­si­sche Kom­mu­nist, dass da­mit die Kriegs­ge­fahr enorm ver­grö­ßert wird, wo­durch »die gan­ze Mensch­heit und nicht nur die Völ­ker der Re­gi­on be­droht wer­den. Das ein­zi­ge Mit­tel, um da­mit Schluss zu ma­chen, lie­ge dar­in, »dass die in­ter­na­tio­na­le Ar­bei­ter­klas­se, die Völ­ker des Erd­balls sich ver­ei­ni­gen, um den im­pe­ria­lis­ti­schen Vor­stoß zu stop­pen und ihr Schick­sal in die ei­ge­nen Hän­de zu neh­men«. Ei­ne Ge­sell­schaft oh­ne Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­beu­tung, oh­ne Krieg müs­se er­rich­tet wer­den. »In der Zwi­schen­zeit müs­sen al­le Mit­tel be­nutzt wer­den, um den Krieg zu ver­hin­dern. Die Stra­ße ge­hört uns.«

 

Quelle: UZ vom 20.09.2013
Foto: KP Libanon


Banner: UZ kostenlos testen!