Frieden

EU will eigene Drohnen bauen

In­ves­ti­ti­ons­­­pro­gramm für ein »fern­ge­steu­er­tes Flug­sys­tem«

Drohne Heron I auf der ILA2010, aus Wikipedia.

29.11.2013 | Die EU-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter ha­ben bei ei­nem Tref­fen am 19. No­vem­ber im Len­kungs­aus­schuss der »Eu­ro­päi­schen Ver­tei­di­gungs-Agen­tur« (EVA) den Start­schuss für die Ent­wick­lung ei­ner EU-ei­ge­nen Flug­d­roh­ne ge­ge­ben. Acht EU-Staa­ten ha­ben ei­ne Ver­ein­ba­rung über ein ge­mein­sa­mes In­ves­ti­ti­ons­pro­gramm für die Ent­wick­lung ei­nes »fern­ge­steu­er­ten Flug­sys­tems mitt­le­rer Hö­he und lan­ger Flug­dau­er« (me­di­um alti­tu­de long en­duran­ce – MA­LE) un­ter­zeich­net. Der Club der Geld­ge­ber be­steht aus Deutsch­land, Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en, Ita­li­en, Spa­ni­en, Bel­gi­en, Ös­ter­reich und Tsche­chi­en.

Sie­ben Staa­ten – näm­lich Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en, Spa­ni­en, die Nie­der­lan­de, Po­len und Grie­chen­land – un­ter­schrie­ben gleich­zei­tig ei­ne Ab­sichts­er­klä­rung, ei­ne »Ge­mein­schaft« für die ko­or­di­nier­te Ent­wick­lung und Pro­duk­ti­on der ver­schie­de­nen Be­stand­tei­le und Ap­pa­ra­tu­ren ei­ner sol­chen Droh­ne zu bil­den, ein­schlie­ß­lich Tech­no­lo­gi­en zur Kol­li­si­ons­ver­hin­de­rung und für au­to­ma­ti­schen Start und Lan­dung des Flug­kör­pers.

Wie die fran­zö­si­sche Ta­ges­zei­tung Le Mon­de be­rich­te­te, geht es dem Club der Droh­nen­bau­er dar­um, nicht ei­ne »Aus­rüs­tung zu ver­pas­sen«, die von den Mi­li­tärs als »aus­schlag­ge­bend« für die Zu­kunft be­ur­teilt wird und »be­deu­ten­de in­dus­tri­el­le Aus­wir­kun­gen« ha­ben wer­de. Durch das Vor­ha­ben wol­le man »ei­ne de­fi­ni­ti­ve Ab­hän­gig­keit der Eu­ro­pä­er von ei­nem Markt ver­mei­den, der von den USA und Is­ra­el do­mi­niert wird«. Bis­her be­zo­gen die Ar­me­en der füh­ren­den EU-Staa­ten – je­de für sich – die von ih­nen ver­wen­de­ten Droh­nen haupt­säch­lich von den US-Rüs­tungs­kon­zer­nen Nor­throp Grum­man und Ge­ne­ral Ato­mics und vom is­rae­li­schen Rüs­tungs­kon­zern IAI (Is­ra­el Ae­ro­space In­dus­tries).

Im Ju­ni 2013 hat­ten die drei eu­ro­päi­schen Rüs­tungs­fir­men EADS, Das­sault und Fin­mec­ca­ni­ca in ei­ner ge­mein­sa­men Er­klä­rung die EU auf­ge­for­dert, ei­ne EU-ei­ge­ne Droh­ne ent­wi­ckeln zu las­sen. Ein ge­mein­sa­mes eu­ro­päi­sches Droh­nen­pro­gramm wür­de »den Be­dürf­nis­sen der eu­ro­päi­schen Streit­kräf­te die­nen und gleich­zei­tig die schwie­ri­ge Bud­get­si­tua­ti­on durch die Zu­sam­men­le­gung von For­schung und Ent­wick­lung op­ti­mie­ren«, hieß es in dem Pa­pier.

Montage: Bilder von Drohnen.

Die in EU-Ei­gen­pro­duk­ti­on ent­wi­ckel­te Droh­ne soll ei­ne »Droh­ne neu­er Ge­ne­ra­ti­on« auf dem neu­es­ten Stand der Tech­nik wer­den, die in ei­ner Hö­he von 10 bis 15 km mehr als 24 Stun­den lang in der Luft blei­ben und da­bei rie­si­ge Ge­bie­te über­flie­gen kann. Sie soll ab 2020 ein­setz­bar sein. An­geb­lich han­delt es sich um ei­ne rei­ne »Auf­klä­rungs­droh­ne« oh­ne Be­waff­nung, die auch für vie­le zi­vi­le Zwe­cke wie die Ver­hü­tung oder Über­wa­chung von Wald­brän­den, Über­schwem­mun­gen und an­de­ren Ka­ta­stro­phen oder Ver­kehrs­staus, Schiffs­be­we­gun­gen und ähn­li­chem be­nutzt wer­den kann. Es dürf­te aber wohl un­schwer mög­lich sein, die­se Droh­ne nicht nur mit Auf­nah­me- und Nacht­sicht­ge­rä­ten aus­zu­rüs­ten, son­dern sie auch zu ei­ner ech­ten Kampf­droh­ne mit Ra­ke­ten und an­de­ren Ab­schuss­vor­rich­tun­gen an Bord um­zu­rüs­ten.

Die Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter ver­stän­dig­ten sich bei ih­rem Tref­fen in der Er­in­ne­rung an den Eu­ro-Hawk-Skan­dal des deut­schen Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums auch dar­auf, dass mit der Eu­ro­päi­schen Flug­si­cher­heits­agen­tur und den na­tio­na­len Flug­si­cher­heits­be­hör­den »er­forscht« wer­den soll, wie der Zu­las­sungs­pro­zess für mi­li­tä­ri­sche Droh­nen auf eu­ro­päi­scher Ebe­ne »strom­li­ni­en­för­mi­ger« ge­macht wer­den kann. Be­kannt­lich war die Be­schaf­fung der Eu­ro-Hawk-Droh­ne für die Bun­des­wehr dar­an ge­schei­tert, dass nach der Ver­pul­ver­ung von 500 Mil­lio­nen Eu­ro für Test­flü­ge fest­ge­stellt wur­de, dass die Droh­ne über kein für den zi­vi­len Luft­ver­kehr zu­ge­las­se­nes au­to­ma­ti­sches An­ti­kol­li­si­ons­sys­tem ver­fügt und des­halb von der EU-Flug­si­cher­heits­be­hör­de nur für den Flug über un­be­wohn­tem Ge­biet zu­ge­las­sen wor­den wä­re.

Das Tref­fen der EU-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter fand im Vor­feld des nächs­ten EU-Gip­fels am 19./20. De­zem­ber statt, auf dem ne­ben der Haus­halts- und Wirt­schafts­po­li­tik die »Er­hö­hung der Ef­fek­ti­vi­tät der ge­mein­sa­men Si­cher­heits- und Ver­tei­di­gungs­po­li­tik« so­wie die »Ent­wick­lung der Ver­tei­di­gungs­ka­pa­zi­tä­ten und Stär­kung der eu­ro­päi­schen Ver­tei­di­gungs­in­dus­trie« ein Haupt­punkt der Ta­ges­ord­nung sein soll.

Georg Polikeit
Foto: ILA-boy, Wikipedia
Creative Commons
Montage: drohnen-kampagne.de
unsere zeit – Zeitung der DKP


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