Frieden

Runder Tisch mit Ecken und Kanten

»Runder Tisch« ohne Kiews Opponenten?

Friedenstaube lässt sich auf Waffenschrott nieder, dahinter Sonne.

Volksabstimmungen im Osten trotz starker Beteiligung als »Farce« bezeichnet – Ischinger soll vermitteln

Nach den Re­fe­ren­den über die staat­li­che Selbst­stän­dig­keit der Ge­bie­te Do­nezk und Lugansk sieht sich die Über­gangs­re­gie­rung in Kiew zum »na­tio­na­len Dia­log« ge­drängt.

Als »il­le­gal«, »ver­fas­sungs­wid­rig« und »kri­mi­nell« wer­den die Selbst­stän­dig­keits­re­fe­ren­den in den ost­ukrai­ni­schen Ge­bie­ten Do­nezk und Lugansk so­wohl von der pro­vi­so­ri­schen Kie­wer Re­gie­rung als auch von de­ren west­li­chen Pa­ten ge­brand­markt. Über­gangs­prä­si­dent Alex­an­der Turtschi­now sprach in Kiew von ei­ner »Far­ce oh­ne recht­li­che Grund­la­ge«.

­Nach An­ga­ben der Or­ga­ni­sa­to­ren des Re­fe­ren­dums hat­ten im Ge­biet Do­nezk bei ei­ner Be­tei­li­gung von 75 Pro­zent 89,7 Pro­zent für die staat­li­che Selbst­stän­dig­keit der »Do­nez­ker Volks­re­pu­blik« ge­stimmt. 10,19 hät­ten das »Nein« an­ge­kreuzt. Im Nach­bar­ge­biet Lugansk sol­len 96,2 Pro­zent der Ab­stim­men­den bei ei­ner Wahl­be­tei­li­gung von 81 Pro­zent für ei­ne Los­lö­sung von der Ukrai­ne ge­stimmt ha­ben.

­De­nis Pu­schi­lin, ei­ner der An­füh­rer der »Do­nez­ker Volks­re­pu­blik«, bat Mos­kau am Mon­tag, ei­ne Auf­nah­me in die Rus­si­sche Fö­de­ra­ti­on zu prü­fen. Von dort ver­lau­te­te: »Mos­kau re­spek­tiert den Aus­druck des Wil­lens der Be­völ­ke­rung der Re­gio­nen Do­nezk und Lugansk.« Es müs­se »auf zi­vi­li­sier­tem Weg, oh­ne Rück­fäl­le in die Ge­walt­an­wen­dung, auf dem Weg ei­nes Dia­logs zwi­schen Ver­tre­tern von Kiew, Do­nezk und Lugansk« dar­über be­ra­ten wer­den. Be­lie­bi­ge Ver­mitt­lungs­be­mü­hun­gen, dar­un­ter auch durch die OSZE, wür­den be­grü­ßt.

­Der am­tie­ren­de OSZE-Chef Di­dier Burk­hal­ter merk­te an, Mos­kau ha­be da­mit »Re­spekt für das Re­fe­ren­dum, aber nicht des­sen An­er­ken­nung« zum Aus­druck ge­bracht. Das sei ein Zei­chen für ei­nen mög­li­chen Kon­sens in ei­nem »na­tio­na­len Dia­log.« Ein sol­cher Dia­log von »füh­ren­den Ver­tre­tern der na­tio­na­len Re­gie­rung, des ukrai­ni­schen Par­la­ments und Ver­tre­tern der Re­gio­nen« soll am Mitt­woch be­gin­nen. Ob auch Ver­tre­ter der Se­pa­ra­tis­ten am Tisch sit­zen wer­den, blieb un­klar. Über Mo­da­li­tä­ten wer­de noch dis­ku­tiert, sag­te Burk­hal­ter. Als »Mo­dera­to­ren« sol­len ein Ukrai­ner und der frü­he­re deut­sche Di­plo­mat Wolf­gang Ischin­ger für die OSZE fun­gie­ren. Russ­lands Au­ßen­mi­nis­ter Ser­gej La­w­row er­klär­te da­zu: »Oh­ne Be­tei­li­gung der Re­gi­me­op­po­nen­ten am di­rek­ten Ge­spräch zu Fra­gen der Über­win­dung der Kri­se wird nichts.«

Bei ei­nem Tref­fen in Brüs­sel be­straf­ten die EU-Au­ßen­mi­nis­ter als Re­ak­ti­on auf die De­sta­bi­li­sie­rung der Ukrai­ne 13 wei­te­re Per­so­nen – mit ei­ner Aus­nah­me Ukrai­ner – mit Ein­rei­se­ver­bo­ten und Kon­tos­per­ren. Ein­ge­fro­ren wur­den die Ver­mö­gen zwei­er Un­ter­neh­men, die von der An­glie­de­rung der Krim an Russ­land pro­fi­tiert ha­ben sol­len. Zu­vor hat­ten auf der EU-Sank­ti­ons­lis­te die Na­men von 48 Ukrai­nern und Rus­sen ge­stan­den.

G­re­gor Gy­si, Frak­ti­ons­chef der LIN­KEN im Bun­des­tag, der am Sonn­tag nach Mos­kau ge­reist war, um sei­nen »Bei­trag zur De­es­ka­la­ti­on« zu leis­ten, sprach am Mon­tag zu­nächst mit dem Vi­ze­prä­si­den­ten des Fö­de­ra­ti­ons­ra­tes, Ili­as Um­ach­a­now. Er woll­te spä­ter auch Du­ma-Prä­si­dent Ser­gej Na­ry­sch­kin tref­fen.

Von Detlef D. Pries
Aus: neues deutschland, Dienstag, 13. Mai 2014
Quelle: www.ag-friedensforschung.de