Frieden

100 Jahre Erster Weltkrieg

Mann mit Werkzeugen und mit einem Helm, der auch das Gesicht bedeckt, vor dem Abgrund. Hinter ihm lodern Feuer.

Am 20. Mai 2014 re­fe­rier­ten Dirk Stehling und Klaus Stein in der DKP-Grup­pe Köln-In­nen­stadt über den 1. Welt­krieg und den »som­nam­bu­len Griff nach der Welt­macht«. Wir do­ku­men­tie­ren:

Der som­nam­bu­le Griff nach der Weltmacht

An­läss­lich des Jah­res­tags des Ers­ten Welt­krie­ges ist ei­ne mit viel Auf­wand be­trie­be­ne »Er­in­ne­rungs­kam­pa­gne« ge­star­tet wor­den. In zahl­rei­chen Pu­bli­ka­tio­nen, Bro­schü­ren und Aus­stel­lun­gen wird ei­ne brei­te Pa­let­te von The­men be­han­delt, et­wa der Kriegs­all­tag von Mensch und Pferd, die Zer­stö­rung der Land­schaf­ten, »Krieg und Klei­der« oder »Kriegs­ge­füh­le«. Ein Rand­the­ma wie die Fra­ge nach Ur­sa­chen, Ver­ant­wor­tung oder Kriegs­zie­len taucht nicht auf.

Der aus­tra­lisch-bri­ti­sche His­to­ri­ker Chris­to­pher Clark be­haup­tet in sei­nem Buch »Die Schlaf­wand­ler« gar, es sei nicht nö­tig, nach Kriegs­schuld und -schul­di­gen zu fra­gen, und ist da­mit auf Platz 1 der Best­sel­ler­lis­te ge­lan­det. Man sei wie Schlaf­wand­ler in den Krieg hin­ein­g­e­tappt. Die­se Wie­der­auf­la­ge der The­se des »Hin­ein­schlit­terns« ist schon von Fritz Fi­scher in den 60er Jah­ren wi­der­legt wor­den. Fi­scher wies auf den Zu­sam­men­hang zwi­schen der seit dem En­de der 90er Jah­re des 19. Jahr­hun­derts be­trie­be­nen »Welt­po­li­tik« und den Kriegs­zie­len wäh­rend des Krie­ges des kai­ser­li­chen Deutsch­lands hin und wies die Ver­ant­wor­tung der deut­schen Po­li­tik an der Aus­lö­sung des Krie­ges wäh­rend der Ju­li-Kri­se 1914 nach.

­Deutsch­land ent­wi­ckel­te sich En­de des 19. Jahr­hun­derts zu ei­nem hoch­in­dus­trie­el­len Ex­port­land mit ei­nem ra­san­ten Wirt­schafts­wachs­tum. Die Be­völ­ke­rung wuchs von 41 Mil­lio­nen 1871 auf 68 Mil­lio­nen 1915. Grund­la­ge des Wachs­tums war der Auf­schwung der Schwer­in­dus­trie und im Ge­fol­ge der che­mi­schen und der Elek­tro­in­dus­trie, die die füh­ren­de Rol­le in Eu­ro­pa er­ran­gen. Die deut­sche Wirt­schaft zeich­ne­te sich durch ei­nen ho­hen Kon­zen­tra­ti­ons­grad aus, be­son­ders die che­mi­sche In­dus­trie mit dem Kar­tell von Bay­er, Hoechst und Lud­wigs­ha­fen (ab 1916 IG Far­ben). Der Ban­ken­sek­tor war eben­falls hoch kon­zen­triert und aufs engs­te mit dem In­dus­trie­ka­pi­tal ver­floch­ten. Es wa­ren die­se Krei­se der füh­ren­den In­dus­tri­el­len und Ban­kiers zu­sam­men mit den ei­gens da­zu ge­grün­de­ten Ver­bän­den wie der All­deut­sche Ver­band, die Ko­lo­ni­al­ge­sell­schaft oder der Flot­ten­ver­ein, die ve­he­ment ei­ne ag­gres­si­ve­re Au­ßen­po­li­tik ein­for­der­ten. Das Mo­no­pol­ka­pi­tal dräng­te nach An­la­ge­mög­lich­kei­ten und der Er­schlie­ßung neu­er Roh­stoff­quel­len und zwar um­so mehr, je grö­ßer das Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men an­wuchs. Der Ein­fluss der Un­ter­neh­mer­schicht, des Fi­nanz­ka­pi­tals und der Ver­bands­funk­tio­nä­re auf die Ziel­set­zun­gen der Reichs­po­li­tik war al­lein schon des­halb groß, weil Ver­tre­ter der In­ter­es­sen­grup­pen im Re­gel­fall zu­gleich Ab­ge­ord­ne­te wa­ren, am häu­figs­ten als Na­tio­nal­li­be­ra­le.

Ab 1896 be­trieb Deutsch­land »Welt­po­li­tik« und griff nach dem »Platz an der Son­ne«. Der Kampf um Ein­fluss­zo­nen und die ko­lo­nia­len Am­bi­tio­nen Deutsch­lands in Afri­ka, im Na­hen Os­ten und Chi­na ver­schärf­ten die Kon­flik­te mit den eta­blier­ten Ko­lo­ni­al­mäch­ten. Vor al­lem der for­ciert be­trie­be­ne Auf­bau ei­ner Kriegs­flot­te un­ter Ad­mi­ral Tir­pitz wur­de von Eng­land zu Recht als Pro­vo­ka­ti­on emp­fun­den.

­Schnell zeig­te sich die Kluft zwi­schen Wirt­schafts­ent­wick­lung und Gel­tungs­an­spruch ei­ner­seits und po­li­ti­schen Durch­set­zungs­mög­lich­kei­ten an­de­rer­seits. Die Gren­zen der po­li­ti­schen und fi­nan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten des deut­schen Im­pe­ria­lis­mus tra­ten im­mer mehr zu­ta­ge. Im­mer häu­fi­ger muss­te man nach gro­ßer Ges­te klein bei­ge­ben, wie zum Bei­spiel nach dem »Pan­ther­sprung nach Aga­dir« 1911, dem Ver­such wirt­schaft­li­che In­ter­es­sen mit Ka­no­nen­boot-Di­plo­ma­tie durch­zu­set­zen, der die 2. Ma­rok­ko­kri­se aus­lös­te. Den Ein­fluss im Bal­kan und der Tür­kei (Stich­wort: Bag­dad-Bahn) bei­spiels­wei­se ver­lor man an das fi­nanz­stär­ke­re Frank­reich, das sich nach dem da­mals prak­ti­zier­ten Prin­zip Staats- und Rüs­tungs­an­lei­hen ge­gen Auf­trä­ge für die ei­ge­ne In­dus­trie ge­gen Deutsch­land durch­setz­te.

­Die au­ßen­po­li­ti­sche Selbst­iso­lie­rung als Er­geb­nis die­ser Po­li­tik bil­de­te die Grund­la­ge der Le­gen­de der »Ein­krei­sung«, die bei den füh­ren­den Kräf­ten nur noch Krieg als Aus­weg er­schei­nen ließ. Um­so we­ni­ger die deut­schen Ak­tio­nen ge­eig­net wa­ren, die im­pe­ria­lis­ti­schen Am­bi­tio­nen durch­zu­set­zen, um­so stär­ker dräng­te das Ka­pi­tal auf Ein­set­zung mi­li­tä­ri­scher Mit­tel.

­Die Vor­be­rei­tung auf ei­nem Krieg wur­de for­ciert ab 1912 be­trie­ben. Am 10. Mai 1912 wur­de vom Reichs­tag die 1. Hee­res­ver­meh­rung be­schlos­sen (ge­folgt von der gro­ßen Hee­res­ver­meh­rung im Som­mer 1913) und am 15. Mai 1912 die Flot­ten­no­vel­le an­ge­nom­men, was im Üb­ri­gen al­len Be­mü­hun­gen ei­ner deutsch-eng­li­schen Ver­stän­di­gung im Rah­men der Hald­a­ne-Mis­si­on ei­nen Strich durch die Rech­nung mach­te und ei­ne neue Rüs­tungs­wel­le aus­lös­te. Der ent­spre­chen­de Plan für ei­nen Zwei­fron­ten­krieg ge­gen Frank­reich und Ru­ssland, der so­ge­nann­te Schlief­fen-Plan, war im De­zem­ber 1912 auch schon un­ter Dach und Fach. Die­ser sah vor, Frank­reich un­ter Ein­be­zie­hung Bel­gi­ens zu­nächst in ei­nem Blitz­krieg nie­der­zu­wer­fen und dann al­le Kräf­te ge­gen Ru­ssland ein­zu­set­zen. Ös­ter­reich-Un­garn soll­te bis zum Sieg über Frank­reich die Stel­lung ge­gen­über Ru­ssland hal­ten.

Das Emp­fin­den wei­ter na­tio­na­ler Krei­se in der Zeit vor dem Aus­bruch des Krie­ges drückt sich am bes­ten in Fried­rich von Bern­har­dis Buch »Deutsch­land und der nächs­te Krieg« aus, das 1912 er­schien. Es traf auch die In­ten­tio­nen der Reichs­lei­tung und des Ge­ne­ral­sta­bes. Dar­in for­dert er die völ­li­ge Nie­der­wer­fung Frank­reichs, die Grün­dung ei­nes mit­tel­eu­ro­päi­schen Staa­ten­bun­des un­ter Füh­rung Deutsch­lands und den Aus­bau Deutsch­lands als Welt­macht durch die Ge­win­nung neu­er Ko­lo­ni­en, al­les For­de­run­gen, die im Kriegs­ziel­pro­gramm von Reichs­kanz­ler Beth­mann-Holl­weg vom 9. Sep­tem­ber 1914, we­ni­ge Wo­chen nach Be­ginn des Krie­ges, fast wort­wört­lich über­nom­men wur­den.

­Die für ei­nen Krieg not­wen­di­ge Stim­mung in der Öf­fent­lich­keit war vor­han­den. Die Span­nun­gen auf dem Bal­kan, vor al­lem zwi­schen Ös­ter­reich-Un­garn und Ser­bi­en we­gen der Süd­sla­wen­fra­ge und der Fra­ge ei­nes Zu­gangs zur Adria bo­ten aus­rei­chend Zünd­stoff, um ei­nen Krieg aus­zu­lö­sen. Al­lein es fehl­te noch der An­lass. Die­ser er­gab sich nach der Er­mor­dung des ös­ter­reich-un­ga­ri­schen Thron­fol­ger­paa­res am 28. Ju­ni 1914 in Sa­ra­je­vo durch Gavri­lo Prin­cip, Mit­glied ei­ner ser­bisch-na­tio­na­lis­ti­schen Be­we­gung.

Es traf mit dem Thron­fol­ger Franz Fer­di­nand aus­ge­rech­net ei­nen Be­für­wor­ter von in­ne­ren Re­for­men der Dop­pel­mon­ar­chie, der für ei­nen Fö­de­ra­lis­mus zu­guns­ten des sla­wi­schen Be­völ­ke­rungs­teils ein­trat.

In der fol­gen­den Ju­li-Kri­se dräng­te die deut­sche Di­plo­ma­tie Ös­ter­reich-Un­garn zu ei­nem schar­fen Vor­ge­hen ge­gen Ser­bi­en. Der Kai­ser pol­ter­te in ge­wohn­ter Wei­se: »Mit den Ser­ben muss auf­ge­räumt wer­den und zwar bald!« Die be­rühm­te »Blan­ko­voll­macht« vom 4. Ju­li sag­te Ös­ter­reich-Un­garn vol­le Un­ter­stüt­zung durch Deutsch­land für je­de Maß­nah­me ge­gen Ser­bi­en zu. Al­le Ver­mitt­lungs­be­mü­hun­gen Eng­lands wur­den von deut­scher Sei­te kon­ter­ka­riert. Nach au­ßen hin ver­such­te die Reichs­lei­tung aus in­nen­po­li­ti­schen Über­le­gun­gen, vor al­lem im Hin­blick auf die So­zi­al­de­mo­kra­tie, den Ein­druck zu er­we­cken, man sei an ei­ner fried­li­chen Lö­sung der Ju­li-Kri­se in­ter­es­siert.

­Deutsch­land ist nicht durch Ös­ter­reich-Un­garn in den Krieg hin­ein­ge­zo­gen wor­den, wie so oft be­haup­tet, son­dern es dräng­te auf ei­ne bal­di­ge Kriegs­er­klä­rung Os­ter­reich-Un­garns ge­gen Ser­bi­en, in vol­lem Be­wu­ßt­sein, dass dies ei­ne In­ter­ven­ti­on Ru­sslands und mit­hin ei­nen Welt­krieg aus­lö­sen wird.

Das Ul­ti­ma­tum, das Ser­bi­en schlie­ß­lich am 23. Ju­li von Ös­ter­reich-Un­garn un­ter deut­scher Mit­wir­kung über­ge­ben wur­de, war so ver­fasst, dass die dar­in ent­hal­te­nen Be­din­gun­gen un­mög­lich an­ge­nom­men wer­den konn­ten. Am 28. Ju­li er­klär­te Ös­ter­reich-Un­garn Ser­bi­en den Krieg.

Am 30. Ju­li re­agier­te Ru­ssland wie er­war­tet mit der Ge­samt­mo­bil­ma­chung. Am 31. Ju­li wur­de von der Reichs­lei­tung der »Zu­stand dro­hen­der Kriegs­ge­fahr« er­klärt, mit der Be­grün­dung: »man drückt uns das Schwert in die Hand«. Am 1. Au­gust folg­te die Kriegs­er­klä­rung an Ru­ssland. Nicht wie er­war­tet, re­agier­te Frank­reich auf die deut­sche Kriegs­er­klä­rung an Ru­ssland mit mi­li­tä­ri­schen Maß­nah­men. Man muss­te da­her erst fran­zö­si­sche Grenz­ver­let­zun­gen und Bom­ben­ab­wür­fe er­fin­den, um am 3.Au­gust Frank­reich den Krieg er­klä­ren zu kön­nen.

Es soll­te vor der Öf­fent­lich­keit so wir­ken, als sei man über­fal­len wor­den. Ru­ssland soll­te die Kriegs­schuld zu­ge­scho­ben wer­den, mit Blick auf Eng­land, auf des­sen Neu­tra­li­tät man spe­ku­lier­te, aber vor al­lem aus in­nen­po­li­ti­scher Rück­sicht, um ei­ne Op­po­si­ti­on der So­zi­al­de­mo­kra­tie aus­zu­schal­ten. Die So­zi­al­de­mo­kra­tie war seit 1912 die stärks­te Par­tei im Reichs­tag. Oh­ne die von ihr ge­führ­te Ar­bei­ter­schaft war ein Krieg nicht zu füh­ren. Die Ein­bin­dung der So­zi­al­de­mo­kra­tie in die Ein­heits­front des »Burg­frie­dens« ge­lang nicht zu­letzt durch die An­sta­che­lung der in ihr ver­brei­te­ten Ab­nei­gung ge­gen das za­ris­ti­sche Ru­ssland.

In of­fi­zi­el­len Er­klä­run­gen der Re­gie­rung be­ton­te man bis zum En­de des Krie­ges des­sen de­fen­si­ven Cha­rak­ter. Die wah­ren Ab­sich­ten sind den Kriegs­ziel­pro­gram­men zu ent­neh­men, die nicht für die Öf­fent­lich­keit be­stimmt wa­ren. Ei­ne öf­fent­li­che Kriegs­ziel­de­bat­te war von Beth­mann Holl­weg strikt un­ter­sagt wor­den. Zen­tra­le Be­deu­tung hat das Kriegs­ziel­pro­gramm von Beth­mann Holl­weg, ei­ne ge­hei­me Denk­schrift vom 9. Sep­tem­ber 1914, das sog. Sep­tem­ber­pro­gramm.

Es enthielt folgende Kriegsziele:

Be­zo­gen auf Frank­reich wur­de die An­ne­xi­on des West­hangs der Vo­ge­sen, die Ab­tre­tung von Bel­fort, die Schlei­fung der Fes­tun­gen und Ab­tre­tung des Küs­ten­strei­fens von Dün­kir­chen bis Bou­lo­gne an­ge­strebt. Vor al­lem woll­te man sich die Erz­be­cken von Long­wy-Briey an­eig­nen. Frank­reich soll­te durch den Krieg so ge­schwächt und mit so ho­hen Kriegs­ent­schä­di­gun­gen be­legt wer­den, dass es »als Gro­ß­macht nicht neu ent­ste­hen kann«. Au­ßer­dem soll­te es durch ei­nen Han­dels­ver­trag in voll­kom­me­ne Ab­hän­gig­keit Deutsch­lands ge­bracht wer­den.

­Für Bel­gi­en sah man das Schick­sal ei­nes Va­sal­len­staa­tes vor, Lu­xem­burg soll­te deut­scher Bun­des­staat und Hol­land soll­te in Ab­hän­gig­keit von Deutsch­land ge­bracht wer­den.

Ein zen­tra­les Kriegs­ziel war die Schaf­fung ei­nes mit­tel­eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­ver­ban­des zu­nächst un­ter Ein­schluss von Frank­reich, Bel­gi­en, Hol­land, Dä­ne­mark, Ös­ter­reich-Un­garn und Po­len un­ter deut­scher Füh­rung mit dem Ziel, die wirt­schaft­li­che Vor­herr­schaft Deutsch­lands zu si­chern.

­Be­zo­gen auf ko­lo­nia­le Er­wer­bun­gen soll­ten die afri­ka­ni­schen Ko­lo­ni­en zu ei­nem zu­sam­men­hän­gen­dem mit­tel­afri­ka­ni­schen Ko­lo­ni­al­reich ar­ron­diert wer­den.

­Für den Os­ten war das Kern­ziel, Ru­ssland ab­zu­drän­gen und »sei­ne Herr­schaft über die nicht­rus­si­schen Va­sal­len­völ­ker« zu bre­chen. Zu die­sem Zweck soll­te ei­ne Ket­te von Puf­fer­staa­ten ge­schaf­fen und Po­len von Ru­ssland ge­löst und in die Mit­tel­eu­ro­pa­kon­zep­ti­on ein­be­zo­gen wer­den.

­Ge­plant war al­so nicht we­ni­ger als die voll­stän­di­ge Um­wäl­zung der staat­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se in Eu­ro­pa. Das Sep­tem­ber-Pro­gramm von Beth­mann Holl­weg drück­te die Ide­en der füh­ren­den Krei­se der Wirt­schaft, Po­li­tik und des Mi­li­tärs aus. Es blieb bis zum En­de des Krie­ges Grund­la­ge der deut­schen Kriegs­ziel­po­li­tik, ob­wohl sich schon nach dem Rück­schlag an der Mar­ne im Sep­tem­ber 1914 ei­ne Ver­schlech­te­rung der mi­li­tä­ri­schen La­ge ab­zu­zeich­nen be­gann.

­Noch schär­fer fie­len die Kriegs­ziel­denk­schrif­ten des All­deut­schen Ver­ban­des und von füh­ren­den Ver­tre­tern der deut­schen In­dus­trie wie Hu­go Stin­nes, Au­gust Thys­sen, Al­fred Hu­gen­berg, Gus­tav Krupp, Walt­her Ra­then­au und Gus­tav Stre­se­mann aus. Hein­rich Claß, Vor­sit­zen­der des All­deut­schen Ver­ban­des for­der­te et­wa im Sep­tem­ber 1914 die An­ne­xi­on der pol­ni­schen Grenz­ge­bie­te, des rus­sisch-li­taui­schen Gou­ver­ne­ments und der Ost­see-Pro­vin­zen zur »stra­te­gi­schen Si­che­rung« und als Sied­lungs­ge­bie­te. In ei­ner Ein­ga­be an den Reichs­kanz­ler vom 20. März 1915 for­der­ten die gro­ßen Wirt­schafts­ver­bän­de, der Cen­tral­ver­band deut­scher In­dus­tri­el­ler, der Bund der In­dus­tri­el­len, der Bund der Land­wir­te, der deut­sche Bau­ern­bund, der Reichs­deut­sche Mit­tel­stands­ver­band und die Christ­li­chen Deut­schen Bau­ern­ver­ei­ne, als Haupt­ziel ter­ri­to­ria­le Er­wer­bun­gen in West und Ost, die Aus­deh­nung des deut­schen Sied­lungs- und Wirt­schafts­raums.

Al­le wa­ren sich ei­nig dar­in, dass man die nicht-rus­si­schen Völ­ker­schaf­ten »vom Joch des Mos­ko­wi­ter­tums« be­frei­en müs­se.

Ei­ne Schlüs­sel­stel­lung nahm da­bei die Ukrai­ne ein, wo das deut­sche Ka­pi­tal vor dem Ers­ten Welt­krieg schon gro­ße Sum­men in­ves­tiert hat­te.

­Man mein­te auch da­mals schon zu wis­sen, wie es Paul Rohr­bach, ein da­mals füh­ren­der au­ßen­po­li­ti­scher Pu­bli­zist, be­reits 1897 schrieb: »Wer Kiew hat, kann Ru­ssland zwin­gen!«

Dirk Stehling, 20. Mai 2014

Zweiter Teil: über die angeblichen Schlafwandler

Dirk hat in sei­nem Re­fe­rat nach­wei­sen kön­nen, daß das Deut­sche Kai­ser­reich we­der ge­schla­fen hat noch schlaf­ge­wan­delt ist, als es den Krieg vom Zau­ne brach. Es hat­te kla­re Kriegs­zie­le, wie sie spä­tes­tens dem Sep­tem­ber­pro­gramm des Reichs­kanz­lers Theo­bald von Beth­mann Holl­weg vom 9. Sep­tem­ber 1914 ab­zu­le­sen sind. Sie sind aber auch da­mals nicht vom Him­mel ge­fal­len, son­dern ha­ben sich in lan­gen ge­sell­schaft­li­chen De­bat­ten der herr­schen­den po­li­ti­schen Kräf­te her­aus­kris­tal­li­siert. Lud­wig Elm be­schreibt in ei­nem kur­zen Text in den Mar­xis­ti­schen Blät­tern Heft Nr 3/14, das eben raus­ge­kom­men ist, wie sich seit den acht­zi­ger Jah­ren des 19. Jahr­hun­derts die Vor­herr­schaft kon­ser­va­ti­ver Ide­en, Nor­men und Leit­bil­der ge­fes­tigt hat und von völ­kisch-deutsch­na­tio­na­len, preu­ßisch-mi­li­ta­ris­ti­schen, ras­sis­tisch-an­ti­se­mi­ti­schen und im­pe­ria­len Vor­stel­lun­gen und Zie­len durch­drun­gen und zu­neh­mend do­mi­niert wur­den. Nach dem Fall der So­zia­lis­ten­ge­set­ze kam dann noch die ideo­lo­gi­schen Funk­ti­on des An­ti­so­zia­lis­mus hin­zu. Die­se fort­schritts-, de­mo­kra­tie- und frie­dens­feind­li­chen Leit­bil­der wu­cher­ten in ei­nem Netz von Ver­bän­den, Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen und Ver­ei­nen und er­reich­ten eben­so wie die über­wie­gend rechts­ge­rich­te­te Pres­se Mil­lio­nen Men­schen und be­ein­fluss­te sie in ih­rem all­täg­li­chen Den­ken und Han­deln.

­An­läs­se da­zu gab es ei­ni­ge. Es zähl­ten da­zu die wüs­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen um den Ko­lo­ni­al­krieg in Süd­west­afri­ka, heu­te Na­mi­bia (1904-1907), die zur Auf­lö­sung der Reichs­tags und zu Neu­wah­len An­fang 1907 führ­ten. Es ging auf der Sei­te der Rech­ten um welt­po­li­ti­sche An­sprü­che, die na­tio­na­lis­tisch be­grün­det wur­den, und ge­gen die ge­gen­tei­li­gen An­sich­ten der SPD.

­Die­se An­sprü­che gip­fel­ten in der so kriegs­het­ze­ri­schen wie prä­fa­schis­ti­schen Schrift des Vor­sit­zen­den des All­deut­schen Ver­ban­des, Jus­tiz­rat Hein­rich Claß, mit dem Ti­tel »Wenn ich der Kai­ser wär«. Die­ses Pam­phlet er­fuhr fünf Auf­la­gen und strotz­te von Ge­walt­phan­ta­si­en mit ko­lo­nia­len und im­pe­ria­len Zie­len, Mi­li­ta­ris­mus und Dik­ta­tur, Pa­tri­ar­cha­lis­mus und Füh­rer­tum, völ­ki­scher Deutsch­tums­ideo­lo­gie und ag­gres­si­vem An­ti­se­mi­tis­mus, Haß auf De­mo­kra­tie und So­zia­lis­mus. Karl Lieb­knecht da­ge­gen cha­rak­te­ri­sier­te in sei­ner Schrift »Mi­li­ta­ris­mus und An­ti­mi­li­ta­ris­mus un­ter be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung der in­ter­na­tio­na­len Ju­gend­be­we­gung« aus dem Jahr 1907 die frie­dens- und volks­feind­li­chen We­sens­zü­ge »des preu­ßisch-deut­schen bü­ro­kra­tisch-feu­dal-ka­pi­ta­lis­ti­schen Mi­li­ta­ris­mus, die­ser schlimms­ten Form des ka­pi­ta­lis­ti­schen Mi­li­ta­ris­mus, die­ses Staa­tes über dem Staa­te«. Die Schrift wur­de im April be­schlag­nahmt und der Ver­fas­ser im Leip­zi­ger Hoch­ver­rats­pro­zeß am 12. Ok­to­ber 1907 zu an­dert­halb Jah­ren Fes­tungs­haft ver­ur­teilt. Er hat sie voll ab­ge­ses­sen.

Ro­sa Lu­xem­burg gei­ßel­te in den Vor­kriegs­jah­ren die wach­sen­de Kriegs­ge­fahr so­wie den Zu­sam­men­bruch der letz­ten Res­te des bür­ger­li­chen Li­be­ra­lis­mus und der bür­ger­li­chen De­mo­kra­tie.

Im Diens­te da­ma­li­ger na­tio­na­lis­ti­scher Pro­pa­gan­da und psy­cho­lo­gi­scher Kriegs­füh­rung nach au­ßen und in­nen ent­stan­den im Ok­to­ber 1914 die Zen­tra­le für Aus­lands­dienst und im März 1918 die Zen­tra­le für Hei­mat­dienst, letz­te­re der Ur­ahn der heu­ti­gen Bun­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung.

­Wir ha­ben es al­so mit ei­ner Kriegs­vor­be­rei­tung zu tun, wie sie deut­li­cher nicht sein kann. Elm zi­tiert Hein­rich Au­gust Wink­ler, der schrieb: Kei­ne Gro­ß­macht hat wäh­rend der Ju­li­kri­se (1914) so kon­se­quent auf ei­ne Es­ka­la­ti­on des Kon­flikts ge­setzt wie Deutsch­land. Elm spricht von ei­nem mi­li­tan­ten und bis Som­mer 1917 do­mi­nie­ren­den kriegs­trei­be­ri­schen und volks­feind­li­chen La­ger der Na­tio­nal­li­be­ra­len, eng ver­bun­den mit dem All­deut­schen Ver­band, so­wie den bei­den er­klärt kon­ser­va­ti­ven Par­tei­en und Tei­len des Zen­trums, das im Zu­sam­men­wir­ken mit der Reichs­re­gie­rung, der Obers­ten Hee­res­lei­tung, Ver­tre­tern der Wirt­schaft, der Kir­chen und der Me­di­en die ma­xi­ma­len Kriegs­zie­le un­ter­stütz­te so­wie al­le Maß­nah­men zur Stär­kung der Front, zur Mo­bi­li­sie­rung und Aus­beu­tung des Hin­ter­lan­des so­wie die rück­sichts­lo­se Un­ter­drü­ckung der Kriegs­geg­ner.

­So en­ga­giert be­schreibt Lud­wig Elm die Si­tua­ti­on vor dem Ers­ten Welt­krieg. Und Fritz Fi­scher lie­fert zu den Kriegs­ur­sa­chen und der Rol­le des Deut­schen Rei­ches da­zu die not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen.

Chris­to­pher Clark da­ge­gen ver­birgt sei­ne apo­lo­ge­ti­schen Ab­sich­ten gar nicht. Sie wer­den im Vor­wort sei­nes 900-Sei­ten-Bu­ches ge­nannt. Kurz: Wir sol­len den Wald vor lau­ter Bäu­men nicht se­hen.

Es hei­ßt im Vor­wort: »Das vor­lie­gen­de Buch setzt sich um Ziel, die Ju­li­kri­se von 1914 als ein mo­der­nes Er­eig­nis zu ver­ste­hen, als das kom­ple­xes­te Er­eig­nis der heu­ti­gen Zeit, wo­mög­lich bis­lang al­ler Zei­ten. Es be­fasst sich we­ni­ger mit der Fra­ge, war­um der Krieg aus­brach, als da­mit, wie es da­zu kam. Die Fra­gen nach dem War­um und Wie sind lo­gisch un­trenn­bar mit­ein­an­der ver­bun­den, aber sei füh­ren uns in ver­schie­de­ne Rich­tun­gen. Die Fra­ge nach dem Wie for­dert uns auf, die Ab­fol­ge der In­ter­ak­tio­nen nä­her zu un­ter­su­chen. Die be­stimm­te Er­reig­nis­se be­wirk­ten. Hin­ge­gen lädt und die Fra­ge nach dem War­um ein, nach fer­nen und nach Ka­te­go­ri­en ge­or­de­ten Ur­sa­chen zu su­chen: Im­pe­ria­lis­mus, Na­tio­na­lis­mus, Rüs­tung, Bünd­nis­se, Hoch­fi­nanz, Vor­stel­lun­gen der na­tio­na­len Eh­re, Me­cha­nis­men der Mo­bi­li­sie­rung. Der »War­um-An­satz« bringt zwar ei­ne ge­wis­se ana­ly­ti­sche Klar­heit, aber er hat auch ei­nen ver­zer­ren­den Ef­fekt, weil er die Il­lu­si­on ei­nes stän­dig wach­sen­den Kau­sal­drucks er­zeugt. Die Fak­to­ren tür­men sich auf und drü­cken auf die Er­eig­nis­se; po­li­ti­sche Ak­teu­re wer­den zu rei­nen aus­füh­ren­den Or­ga­nen der Kräf­te, die sich längst eta­bliert ha­ben und ih­rer Kon­trol­le ent­zie­hen.

In der Ge­schich­te, die die­ses Buch er­zählt, be­stim­men hand­lungs­fä­hi­ge und –be­rei­te Ent­schei­dungs­trä­ger das Bild. Die­se Ent­schei­dungs­trä­ger (Kö­ni­ge, Kai­ser, Au­ßen­mi­nis­ter, Bot­schaf­ter, Mi­li­tärs und ei­ne Fül­le klei­ne­rer Be­am­ter) be­weg­ten sich mit be­hut­sa­men, wohl­be­rech­ne­ten Schrit­ten auf die Ge­fahr zu. Der Aus­bruch des Krie­ges war der Hö­he­punkt in ei­ner Ket­te von Ent­schei­dun­gen, die von po­li­ti­schen Ak­teu­ren mit be­wuss­ten Zie­len ge­trof­fen wur­den. Die­se Ak­teu­re wa­ren bis zu ei­nem ge­wis­sen Grad der Selbst­re­fle­xi­on fä­hig, sie er­kann­ten ei­ne Aus­wahl von Op­tio­nen und bil­de­ten sich auf der Ba­sis der bes­ten In­for­ma­tio­nen, die ih­nen vor­la­gen, ein Ur­teil. Na­tio­na­lis­mus, Rüs­tung, Bünd­nis­se und Hoch­fi­nanz wa­ren al­le­samt Teil der Ge­schich­te, aber man kann ih­nen le­dig­lich dann ei­ne ech­te er­klä­ren­de Be­deu­tung bei­mes­sen, wenn man auf­zei­gen kann, dass sie Ent­schei­dun­gen be­ein­fluss­ten, die – zu­sam­men­ge­nom­men – den Krieg aus­bre­chen lie­ßen.

Ein bul­ga­ri­scher His­to­ri­ker der Bal­kan­krie­ge stel­le un­längst tref­fen fest: ‚S­o­bald wir die Fra­ge ‚war­um’ stel­len, wir Schuld zum Brenn­punkt.’ (Swe­toslaw Bu­di­now, Bal­kans­ki­te Wo­i­ni (1912-1913), So­fia 2005, S. 55) Fra­gen nach der Schuld und Ver­ant­wor­tung für den Kriegs­aus­bruch flos­sen schon vor Be­ginn des Krie­ges in die­se Ge­schich­te ein. Der ge­sam­te Quel­len­be­stand steckt vol­ler Schuld­zu­schrei­bun­gen (denn es ist ei­ne Ei­gen­art die­ser Kri­se, dass al­le Han­deln­den dem Geg­ner ag­gres­si­ve Ab­sich­ten un­ter­stell­ten und sich selbst de­fen­si­ve In­ten­tio­nen be­schei­nig­ten), und das Ur­teil, das Ar­ti­kel 231 des Frie­dens­ver­trags von Ver­sailles ent­hält, hat da­für ge­sorgt, dass die ‚Kriegs­schuld­fra­ge’ wei­ter­hin ak­tu­ell ist. Auch hier legt der Fo­kus auf dem Wie ei­ne al­ter­na­ti­ve Vor­ge­hens­wei­se na­he: ei­ne Rei­se durch die Er­eig­nis­se, die nicht von der Not­wen­dig­keit ge­trie­ben wird, ei­ne An­kla­ge­schrift ge­gen die­sen oder je­nen Staat oder die­se oder je­ne Per­son zu schrei­ben, son­dern sich zum Ziel setzt, die Ent­schei­dun­gen zu er­ken­nen, die den Krieg her­bei­führ­ten, und die Grün­de und Emo­tio­nen zu ver­ste­hen, die da­hin­ter­steck­ten. Das hei­ßt nicht, dass die Fra­ge der Ver­ant­wor­tung ganz aus der Dis­kus­si­on aus­ge­klam­mert wird – nach Mög­lich­keit soll­ten die Ant­wor­ten auf die War­um-Fra­ge je­doch aus den Ant­wor­ten auf Fra­gen nach dem Wie er­wach­sen, statt um­ge­kehrt.« (Chris­to­pher Clark, Die Schlaf­wand­ler, Mün­chen 2013, Ein­lei­tung S. 17 f.)

­Um­ge­kehrt wird mei­nes Er­ach­tens ein Schuh draus. Clark lässt sei­ne In­ten­ti­on er­ken­nen, sich auf der Ebe­ne der Phä­no­me­ne (dem Wie) be­schrei­bend zu be­we­gen und ver­spricht uns ei­ne Fül­le von Ma­te­ri­al. Aber schon die Fra­ge nach den Grün­den, erst recht die Ant­wor­ten dar­auf sol­len aus­ge­blen­det wer­den.

Das aber ist nicht ein­fach nur Apo­lo­gie. 100 Jah­re nach dem 1. Welt­krieg, an­ge­sichts neu­er Welt­kriegs­ge­fah­ren ist ei­ne der­ar­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Hal­tung nicht nur leicht­fer­tig. Man muss un­ter­stel­len, daß ih­re Ori­en­tie­rungs­qua­li­tä­ten bil­li­gend in Kauf ge­nom­men wer­den. Das Buch er­scheint folg­lich als An­lei­tung zum Han­deln.

­Schon im Win­ter ist es in den füh­ren­den Me­di­en be­wor­ben wor­den und mitt­ler­wei­le Best­sel­ler. Wir ha­ben es mit Kriegs­trei­be­rei im mil­den Ton vor­geb­li­cher Wis­sen­schaft zu tun.

Am En­de ver­steigt sich Clark noch zu fol­gen­dem: »In ei­ner der in­ter­es­san­tes­ten jün­ge­ren Pu­bli­ka­tio­nen über die­sen Krieg wird die The­se auf­ge­stellt, daß er nicht nur kei­nes­wegs un­ver­meid­lich, son­dern tat­säch­lich ‚un­wahr­schein­lich’ ge­we­sen sei – zu­min­dest bis zu sei­nem Aus­bruch (sie­he ins­be­son­de­re Hol­ger Aff­ler­bach, »The To­pos of Im­pro­bable War in Eu­ro­pe be­fo­re 1914« in: ders. Und Da­vid Ste­ven­son (Hg.), An Im­pro­bable War?, Ox­ford 2007, S. 161-182). Dar­aus wür­de fol­gen, dass der Kon­flikt nicht die Kon­se­quenz ei­ner lang­fris­ti­gen Ver­schlech­te­rung der Be­zie­hun­gen war, son­dern kurz­fris­ti­ger Er­schüt­te­run­gen des in­ter­na­tio­na­len Sys­tems. Ob man die­se An­schau­ung nun teilt oder nicht, die hat den Vor­teil, dass sie das Ele­ment des Zu­falls in das Ge­sche­hen ein­bringt.« (Clark, Ein­lei­tung, S. 19.f.)

­Ver­rä­te­risch ist, wann Clark sol­che Be­grif­fe wie »In­ter­es­se« und »Vor­teil« ver­wen­det. Für wen stellt es sich als Vor­teil dar, wenn Krieg als nur zu­fäl­li­ges Ge­sche­hen wahr­zu­neh­men wä­re?

­Be­zeich­nen­der­wei­se be­ginnt das Ka­pi­tel 1 »Ser­bi­sche Schreck­ge­spens­ter« mit dem Mord an Kö­nig Alex­an­der und sei­ner Frau Dra­ga, mit der Schil­de­rung, ei­nes ab­sto­ßen­den Er­eig­nis­ses, das uns ge­gen die Ser­ben ein­neh­men muss.

Klaus Stein, 20. Mai 2014