Jugend

Unterricht wie in der Besatzungszeit

NRW Schü­le­rIn­nen so­li­da­risch mit grie­chi­schen Schü­le­rIn­nen

Karten hoch: Schülerinnen und Schüler stimmen ab.

Die Lan­des­­­schü­­le­rIn­­nen­­ver­­­tre­­tung Nor­d­­rhein-Wes­t­­fa­len (LSV NRW) ver­ur­­teilt, dass die Pro­­­ble­me in Grie­chen­­land auf dem Rü­cken der Schü­le­­rin­­nen und Schü­ler die­ses Lan­des aus­­­ge­­tra­­gen wer­den.

In dem in Köln bei der Landes­dele­gier­ten­kon­fe­renz mit großer Mehr­heit verab­schie­de­ten Antrag heißt es: »Die junge Gene­ration hat die Fehler, die Politik und Wirt­schaft in der Vergan­gen­heit began­gen haben, nicht verur­sacht. Es darf nicht sein, dass sie nun dafür bestraft wird, indem ihre Lern­be­din­gungen aktuell verschlech­tert und die Zukunfts­chancen verbaut werden.«

Die LSV NRW fordert Bundes­kanz­lerin Angela Merkel, Außen­minis­ter Guido Wester­welle und die Vertre­ter der Troika von EU, IWF und EZB, insbe­son­dere die deutschen Vertre­ter Matthias Mors und Klaus Masuch auf, den griechi­schen Staat finan­ziell so auszu­statten, dass Schüle­rin­nen und Schüler eine gesi­cherte Schul­aus­bil­dung bekommen.

Die Schüler haben erfahren, dass in vielen Dörfern und Klein­städten in Grie­chen­land der Unter­richt inzwi­schen wie unter den Bedin­gun­gen des 2. Welt­krie­ges läuft: Die Schul­bus­se kom­men nicht mehr, Bücher fehlen, Eltern müssen Öl kaufen, damit die Öfen in den Schule geheizt werden können. Die Landes­schüler­ver­tre­tung Nord­rhein-West­falen (LSV-NRW) verur­teilt, dass die »griechi­sche Krise« nun auch auf dem Rücken der Schul­kinder ausge­tra­gen wird. Sie fordert, dass die Schulen wieder so betrie­ben werden, dass ein Unter­richt wie in Frie­dens­zeiten gewähr­leis­tet ist.

Von der Insel Naxos war der LSV berichtet worden: »Morgens war es im Januar fast stets um die 5°, aber wir haben auch bis zu 2° gesehen; das bedeu­tet dann natürlich Frost auf den Bergen. Die Kinder hatten schon einmal schnee­frei und einmal «frost­frei”, weil der Bus nicht kom­men konnte. Das ist aller­dings nichts gegen die Tem­pera­turen auf dem griechi­schen Fest­land. In Nord- und Mittel­grie­chen­land sowie auch auf dem Pelo­pon­nes lagen die Tem­pe­ra­turen oft um die -10°C, und in Florina ganz im Norden Griechen­lands sind sie einen Monat lang gar nicht über Null gestiegen mit einer Tiefst­tem­pe­ra­tur von -25°C vor ein paar Tagen!«

Die Eltern ärgern sich, weil sie aus dem »reichen Europa« abfällige Kom­men­tare über »die verwöhn­ten Griechen« lesen konnten, die sich darüber beschweren würden, dass das Heizöl so viel teurer geworden sei. Inzwi­schen sei es aber so, dass sehr viele Leute gar kein Öl mehr kaufen können.

Weiter heißt es: »Auch die Schu­len haben kein Geld mehr für die Hei­zung, so dass das Öl von den Eltern gekauft werden muss. Aber auch die Heizung funk­tio­niert so schlecht, dass die Kinder oft die Ano­raks an­las­sen müssen, und oft ist ihnen trotz­dem so kalt, dass sie kaum schreiben können; das ist keine Erfindung, sondern es ist unserer Tochter Irini tatsäch­lich so ergangen, und bei Ange­liki funk­tio­niert die Heizung im Klassen­raum eben­falls kaum, das heißt dass es dann im Klassen­raum unter 10°C ist (die Tragaía ist einer der kältesten Flecken von Naxos).«

Auch an Schul­büchern mangelt es: Bis Weih­nach­ten hatten die Kinder der Grund­schule nur etwa die Hälfte ihrer Schul­bücher. Das Spar­dik­tat der Spar­kom­mis­sare schlägt durch. Aus dem Brief der Eltern: »Aber die Regie­rung hat schlauer­weise im Haus­halt dieses Jahres die für die laufen­den Aus­ga­ben der Grund­schulen vorge­sehe­nen Gelder um 83% gesenkt. Merk­wür­diger­wei­se sind die vor­her­ge­se­he­nen Ein­nah­men aus der Verfol­gung der Steuer­hin­ter­zieher im großen Maßstab mit 0,0 € veranschlagt worden…«

Die griechischen Nachrich­ten berich­ten ab und zu, dass die Schüler inzwi­schen teil­weise auch unter schlech­ter Ernäh­rung leiden; in Nord­grie­chen­land versu­chen manche Schulen Gelder für eine Ver­pfle­gung der Kinder in der Schule auf­zu­treiben, da wie­der­holt hung­rige Kinder in der Schule ohn­mächtig gewor­den sind.

Nikos Episkopos
Foto: LSV NRW