Partei

Die südafrikanischen Kommunisten zum Tod Nelson Mandelas

Erklärung der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP) zum Tod von Nelson Mandela

 


Porträt Nelson Mandela.

6.12.2013 | Wie auch der ANC in sei­nem Nach­ruf, be­stä­tigt die SACP in ih­rem Kom­mu­ni­qué erst­mals of­fi­zi­ell, dass Man­de­la bis zu sei­ner Ver­haf­tung 1962 der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei und de­ren Zen­tral­ko­mi­tee an­ge­hört hat. Wir dokumentieren:

 

In der ver­gan­ge­nen Nacht ha­ben die Mil­lio­nen des Vol­kes von Süd­afri­ka, die in ih­rer Mehr­heit zur Ar­bei­ter­klas­se und zu den Ar­men ge­hö­ren, und die Mil­li­ar­den üb­ri­gen Men­schen der Welt ei­nen wirk­li­chen Re­vo­lu­tio­när ver­lo­ren, Prä­si­dent Nel­son Ro­lihlah­la Man­de­la, Ta­ta Ma­di­ba.

 

Die Süd­afri­ka­ni­sche Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei schlie­ßt sich den Men­schen Süd­afri­kas und der Welt im Aus­druck ih­res ehr­lichs­ten Bei­leids für Frau Gra­ca Ma­chel und die gan­ze Fa­mi­lie Man­de­la zu dem Ver­lust des­sen an, den Prä­si­dent Zu­ma rich­tig als Süd­afri­kas grö­ß­ten Sohn be­zeich­net hat, den Ge­nos­sen Man­de­la. Wir möch­ten auch die Ge­le­gen­heit wahr­neh­men, un­se­re So­li­da­ri­tät zu er­klä­ren mit dem Af­ri­can Na­tio­nal Con­gress, ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on, die ihn her­vor­ge­bracht hat und der er in aus­ge­zeich­ne­ter Wei­se ge­dient hat, und al­len sei­nen Kol­le­gen und Ge­nos­sen in un­se­rer brei­ten Be­frei­ungs­be­we­gung. Wie Ta­ta Ma­di­ba sag­te: »Nicht die Kö­ni­ge und Ge­ne­rä­le ma­chen die Ge­schich­te, son­dern die Volks­mas­sen, die Ar­bei­ter, die Bau­ern…«

 

­Der Tod des Ge­nos­sen Man­de­la mar­kiert das En­de des Le­bens ei­nes der grö­ß­ten Re­vo­lu­tio­nä­re des 20. Jahr­hun­derts, die für Frie­den und ge­gen al­le For­men der Un­ter­drü­ckung in ih­ren Län­dern und welt­weit ge­kämpft ha­ben. Der Bei­trag des Ge­nos­sen Man­de­la zum Frei­heits­kampf als Teil der Mas­sen, die die Ge­schich­te ma­chen, wur­de in der kol­lek­ti­ven Mit­glied­schaft und Lei­tung un­se­rer vom ANC ge­führ­ten na­tio­na­len Be­frei­ungs­be­we­gung, die für ihn nie ei­ne In­sel war, ge­stählt. Im Ge­nos­sen Man­de­la hat­ten wir ei­nen mu­ti­gen und cou­ra­gier­ten Sol­da­ten, Pa­trio­ten und In­ter­na­tio­na­lis­ten, der – um mit Che Gue­va­ra zu spre­chen – ein von gro­ßen Ge­füh­len der Lie­be zum Volk ge­lei­te­te wirk­li­cher Re­vo­lu­tio­när war, ein au­ßer­or­dent­li­ches Bei­spiel für al­le ech­ten Volks­re­vo­lu­tio­nä­re.

 

Z­um Zeit­punkt sei­ner In­haf­tie­rung im Au­gust 1962 war Nel­son Man­de­la nicht nur Mit­glied der da­mals im Un­ter­grund kämp­fen­den Süd­afri­ka­ni­schen Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei, son­dern auch Mit­glied un­se­res Zen­tral­ko­mi­tees. Für uns als süd­afri­ka­ni­sche Kom­mu­nis­ten wird der Ge­nos­se Man­de­la im­mer den mo­nu­men­ta­len Bei­trag der SACP zu un­se­rem Be­frei­ungs­kampf sym­bo­li­sie­ren. Für den Bei­trag der Kom­mu­nis­ten im Kampf um Süd­afri­kas Frei­heit gibt es in der Ge­schich­te un­se­res Lan­des sehr we­ni­ge Par­al­le­len. Nach sei­ner Frei­las­sung aus dem Ge­fäng­nis 1990 wur­de der Ge­nos­se Ma­di­ba bis in sei­ne letz­ten Ta­ge ein gro­ßer und en­ger Freund der Kom­mu­nis­ten.

 

Ei­ne der grö­ß­ten Lek­tio­nen, die wir von Man­de­la und sei­ner Ge­ne­ra­ti­on von Füh­rern ler­nen müs­sen, ist ihr prin­zi­pi­el­ler Ein­satz für die Ein­heit in­ner­halb je­der ein­zel­nen der For­ma­tio­nen un­se­rer Al­li­anz eben­so wie für die Ein­heit un­se­rer Al­li­anz ins­ge­samt und der gan­zen de­mo­kra­ti­schen Mas­sen­be­we­gung. Ih­re Ge­ne­ra­ti­on kämpf­te da­für, die Ein­heit un­se­rer Al­li­anz zu schmie­den und zu ze­men­tie­ren, und wir schul­den es der Er­in­ne­rung an den Ge­nos­sen Ma­di­ba, die Ein­heit un­se­rer Al­li­anz zu be­wah­ren. Er­in­nern wir die­je­ni­gen, die nicht ver­ste­hen, wie viel Blut für die Ein­heit der Al­li­anz ver­gos­sen wur­de, dar­an, nicht das An­denken und die Er­in­ne­rung von Ge­nos­sen wie Ma­di­ba zu be­schmut­zen, in­dem sie leicht­sin­nig die Ein­heit un­se­rer Al­li­anz aufs Spiel set­zen.

 

Die SACP hat Ma­di­bas meis­ter­haf­te na­tio­na­le Ver­söh­nung un­ter­stützt. Aber na­tio­na­le Ver­söh­nung be­deu­te­te für ihn nie­mals den Ver­zicht dar­auf, die Klas­sen- und an­de­re so­zia­le Un­ter­schie­de in un­se­rer Ge­sell­schaft an­zu­ge­hen, wie uns man­che heu­te glau­ben ma­chen wol­len. Für Ma­di­ba war die na­tio­na­le Ver­söh­nung ei­ne Platt­form, um das Ziel, ein ega­li­tä­re­res, von der Gei­ßel des Ras­sis­mus, des Pa­tri­ar­chats und der scho­ckie­ren­den Un­gleich­heit frei­es Süd­afri­ka auf­zu­bau­en, er­rei­chen zu kön­nen. Und wirk­li­che na­tio­na­le Ver­söh­nung wird nie­mals in ei­ner Ge­sell­schaft zu er­rei­chen sein, die noch im­mer von ei­nem gäh­nen­den Ab­grund ka­pi­ta­lis­ti­scher Aus­beu­tung und Un­gleich­hei­ten ge­prägt ist.

 

Zu Eh­ren die­ses tap­fe­ren Kämp­fers wird die SACP den Kampf ge­gen al­len For­men der Un­gleich­heit ver­stär­ken, ein­schlie­ß­lich der In­ten­si­vie­rung des Kamp­fes für den So­zia­lis­mus als ein­zi­ger po­li­ti­scher und öko­no­mi­scher Lö­sung für die Pro­ble­me, de­nen sich die Mensch­heit ge­gen­über­sieht.

 

In den Au­gen der SACP muss der Tod von Ma­di­ba all den Süd­afri­ka­nern, die noch nicht voll in ei­nem de­mo­kra­ti­schen Süd­afri­ka an­ge­kom­men sind, und die noch im­mer auf dem Weg oder in der Ära wei­ßer Herr­schaft ver­haf­tet sind, ei­ne zwei­te Chan­ce ge­ben, ein sich auf das Prin­zip der Herr­schaft der Mehr­heit stüt­zen­des de­mo­kra­ti­sches Süd­afri­ka zu ak­zep­tie­ren.

 

­Wir ru­fen al­le Süd­afri­ka­ner auf, sei­nem Bei­spiel von Selbst­lo­sig­keit, Op­fer­be­reit­schaft, Ein­satz und Dienst für sein Volk nach­zu­ei­fern.

 

Die SACP sagt: Hamba kahle Mkhonto! (Alles Gute, Speer des Volkes!)

 

Quelle: Umsebenzi
Übersetzung: RedGlobe
Foto: South Africa The Good News | wikipedia | flickr
Creative Commons