Partei

Die gegenwärtige Lage der Partei

Referat auf der Be­zirks­vor­stands­sit­zung vom 21. Sep­tem­ber 2014

Transparent: »Mehr Kommunisten braucht die Stadt! DKP«.

Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,

Die Zah­len, die Euch nach der Aus­wer­tung der Mit­glieds­buch­neu­aus­ga­be vor­lie­gen, be­le­gen un­se­re an­hal­ten­de Schwä­che. Da­bei ist die La­ge so, dass die kom­mu­nis­ti­sche Par­tei nö­ti­ger denn je ist. Al­le ge­sell­schaft­li­chen Pro­ble­me schmach­ten nach so­zia­lis­ti­schen Lö­sun­gen. Wäh­rend die Ar­bei­ter­klas­se weit­ge­hend still hält, gibt sich die Ge­gen­sei­te, die herr­schen­de Klas­se, im Ver­hält­nis da­zu recht mun­ter.

Im Ju­li 2014 hat­ten die 18 Eu­ro-Län­der Schul­den von 9.055.513.000 Eu­ro, das sind 93,9% des BIP. Drei Mo­na­te vor­her wa­ren es noch 92,6%, 150 Mil­li­ar­den Eu­ro we­ni­ger.

Of­fen­kun­dig kann oder will die Bun­des­re­gie­rung ih­re Schul­den nicht ab­bau­en oder da­für sor­gen, dass an­de­re Län­der da­von run­ter kom­men. Tat­säch­lich geht es nur dar­um, dass die Schul­den be­dient wer­den und die Gläu­bi­ger­ban­ken und an­de­re Fi­nanz­in­sti­tu­te sich dar­auf ver­las­sen kön­nen. Des­we­gen hei­ßt es im Ko­ali­ti­ons­ver­trag ganz un­ge­schminkt und bru­tal:

Die von der letz­ten Gro­ßen Ko­ali­ti­on ver­ab­schie­de­te Schul­den­re­gel im Grund­ge­setz ist strikt ein­zu­hal­ten. Der Bund hat die für ihn gel­ten­den Ver­pflich­tun­gen be­reits früh­zei­tig er­füllt und darf da­hin­ter nicht zu­rück­fal­len. Die ge­samt­staat­li­chen Ver­pflich­tun­gen aus dem Eu­ro­päi­schen Fis­kal­pakt sind ein­zu­hal­ten. Die Sta­bi­li­täts­kri­te­ri­en für De­fi­zit- und Schul­den­quo­te nach dem ver­schärf­ten eu­ro­päi­schen Sta­bi­li­täts- und Wachs­tums­pakt sind ein­zu­hal­ten. Der Sta­bi­li­täts- und Wachs­tums­pakt ver­langt ei­ne kon­se­quen­te Rück­füh­rung der ge­samt­staat­li­chen Schul­den­stands­quo­te auf un­ter 60 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP). Wir wol­len die Quo­te in­ner­halb von zehn Jah­ren von 81 Pro­zent (En­de 2012) auf we­ni­ger als 60 Pro­zent zu­rück­füh­ren. Bis En­de 2017 stre­ben wir ei­ne Ab­sen­kung der Quo­te auf un­ter 70 Pro­zent des BIP an.

Für den ab­seh­ba­ren Fall, dass das nicht ge­lingt, wird der stau­nen­den Öf­fent­lich­keit ein an­de­res, ein güns­ti­ge­res Bild ver­kauft. Es be­ruht aber nicht auf ver­bes­ser­ten Tat­sa­chen, son­dern auf ei­ner neu­en Be­rech­nungs­grund­la­ge. Sie gilt ab dem 1. Sep­tem­ber. Der grö­ß­te Pos­ten be­trifft die Be­rück­sich­ti­gung von For­schungs- und Ent­wick­lungs­aus­ga­ben. Sie be­lau­fen sich in Deutsch­land auf 3 Pro­zent des BIP. Aber es soll auch die Pro­sti­tu­ti­on ein­ge­rech­net wer­den. Hier wird ei­ne »Brut­to­wert­schöp­fung« von 7,3 Mil­li­ar­den Eu­ro ge­schätzt. Das ent­spricht knapp ei­nem Drit­tel Pro­zent des BIP in Deutsch­land. Au­ßer­dem wird künf­tig der Dro­gen- und Zi­ga­ret­ten­schmug­gel als Wirt­schafts­leis­tung be­rück­sich­tigt. Die »Wert­schöp­fung« des Dro­gen­han­dels wird mit 2,738 Bil­lio­nen Eu­ro be­rech­net, ein Zehn­tel-Pro­zent des BIP. Die Neue­run­gen ver­meh­ren das no­mi­na­le Brut­to­in­lands­pro­dukt (BIP) – und ver­min­dern um­ge­kehrt die Schul­den­quo­ten der EU-Län­der. Wie ver­zwei­felt muss die La­ge sein, wenn die Herr­schen­den sie mit sol­chen Mit­teln zu ver­harm­lo­sen su­chen!

In der Tat dau­ert der Zu­stand der Über­ak­ku­mu­la­ti­on an. Da­zu hat­te ich im Mai schon ei­ni­ge Tak­te mit­ge­teilt. Die Hy­per­tro­phie des Fi­nanz­sek­tors ver­hin­dert den fäl­li­gen, der ka­pi­ta­lis­ti­schen Kri­se üb­li­cher­wei­se fol­gen­den Wie­der­auf­schwung. Das führt er­fah­rungs­ge­mäß zu Kre­dit­bla­sen, die aus ge­ring­fü­gi­gem und zu­fäl­li­gem An­lass plat­zen kön­nen und in den sei­ner­zeit schon von Mer­kel be­fürch­te­ten Ab­grund füh­ren. Es wä­ren er­heb­li­che Schul­den­schnit­te fäl­lig. Es gibt aber kei­ne ge­sell­schaft­li­che In­stanz un­ter den Be­din­gun­gen im­pe­ria­lis­ti­scher Kon­kur­renz, die die­sen Vor­gang ver­ein­ba­ren und rea­li­sie­ren könn­te.

Im Ge­gen­teil. Das jüngs­te Bei­spiel der ar­gen­ti­ni­schen Schul­den­kri­se zeigt, dass und wie der­ar­ti­ge Lö­sun­gen ver­hin­dert wer­den. Die ar­gen­ti­ni­sche Staat­ver­schul­dung be­gann mit Über­nah­me der Macht durch das Mi­li­tär im März 1976. Im Mai 2003 wa­ren sie auf as­tro­no­mi­scher Hö­he und völ­lig un­be­dien­bar ge­wor­den. Nés­tor Kirch­ner ver­ein­bar­te an­ge­sichts des­sen ei­nen Schul­den­schnitt von durch­schnitt­lich 50%. Der grö­ß­te Teil der Gläu­bi­ger nahm im Fe­bru­ar 2005 das An­ge­bot an. Aber nicht al­le. Der Hedge­fonds NML Ca­pi­tal von Paul Sin­ger er­warb ei­nen Teil der nicht um­ge­schul­de­ten An­lei­hen, be­schränk­te sich da­bei, das ver­steht sich, auf die Bonds, die auf US-Dol­lar lau­te­ten und nach US-ame­ri­ka­ni­schem Recht, mit Ge­richts­stand in den USA, aus­ge­ge­ben wor­den wa­ren. Be­zahlt hat er da­für 48 Mio US-Dol­lar. Der grei­se New Yor­ker Be­zirks­rich­ter Tho­mas Grie­sa ver­ur­teil­te Ar­gen­ti­ni­en am 22. No­vem­ber 2012 zu ei­ner Zah­lung von 1,33 Mil­li­ar­den US-Dol­lar an den Hedge­fonds. En­de Ju­ni 2014 ver­bot er Ar­gen­ti­ni­en, an­de­re Schul­den zu be­die­nen, so­lan­ge der Hedge­fonds nicht aus­be­zahlt wer­de. Der obers­te Ge­richts­hof der USA hat das Ur­teil mitt­ler­wei­le be­stä­tigt. Grie­sa wies die zu­stän­di­ge New York Mel­lon Bank an, das Geld an Ar­gen­ti­ni­en zu­rück zu über­wei­sen.

Das ar­gen­ti­ni­sche BIP er­reicht knapp 500 Mrd Dol­lar im Jahr. Die Staats­ver­schul­dung be­trägt et­wa die Hälf­te die­ser Sum­me. Soll­te Ar­gen­ti­ni­en dem Ur­teil Fol­ge leis­ten, kä­me es wie­der zur Staats­plei­te. Im üb­ri­gen um­fas­sen die Bonds, die Sin­ger aus­be­zahlt ha­ben will, nur 15% der nicht um­ge­schul­de­ten An­lei­hen. Im Fal­le der Be­frie­di­gung von Sin­ger wür­den folg­lich wei­te­re Zah­lun­gen an an­de­re Um­schul­dungs­ver­wei­ge­rer fäl­lig und zwar in Hö­he von 20 Mrd Dol­lar. Soll­ten die schon ab­ge­fun­de­nen Gläu­bi­ger in­fol­ge die­ser Vor­gän­ge kla­gen, wä­ren mehr als 120 Mrd Dol­lar fäl­lig.

Staats­plei­ten sind schon län­ger The­ma. Der sei­ner­zei­ti­ge Chef der Deut­schen Bank, Al­fred Herr­hau­sen, schlug vor dem Hin­ter­grund der me­xi­ka­ni­schen Staats­ver­schul­dung ei­nen Schul­den­er­lass für Dritt-Welt-Län­der vor. Das war vor 25 Jah­ren. Der Schul­den­er­lass hät­te US-ame­ri­ka­ni­sche Fi­nanz­in­sti­tu­te hart ge­trof­fen, die Deut­sche Bank in­des­sen we­ni­ger. Herr­hau­sen fiel be­kannt­lich im No­vem­ber 1989 ei­nem At­ten­tat zum Op­fer. Hil­mar (»Pea­nuts«-) Kop­per ver­mied es, die schö­ne Idee sei­nes Vor­gän­gers auf­zu­grei­fen.

Der Fall Ar­gen­ti­ni­ens und die Fra­ge des Schul­den­schnitts hat grund­sätz­li­che Be­deu­tung. An­ge­sichts der kri­sen­be­dingt auf­ge­bläh­ten Mas­sen von Geld­ka­pi­tal, das ver­zwei­felt und ver­geb­lich nach An­la­ge­mög­lich­kei­ten sucht, ist frü­her oder spä­ter die Ver­nich­tung von Ka­pi­tal fäl­lig. Ent­we­der or­ga­ni­siert im Zu­ge von Schul­den­schnit­ten, spon­tan in Ge­stalt von wirt­schaft­li­chen Kol­lap­sen oder aber mit­tels Krie­gen.

Mitt­ler­wei­le sind die Krie­ge re­al. Die Ge­fahr be­steht, dass sie sich aus­wei­ten. Hun­dert­tau­sen­de be­fin­den sich auf der Flucht. Seit un­se­rer letz­ten BV-Sit­zung am 11. Mai sind Tau­sen­de von Zi­vi­lis­ten in der Ukrai­ne, im Ga­za-Strei­fen, im Nord­irak und in Sy­ri­en mi­li­tä­ri­schen Maß­nah­men zum Op­fer ge­fal­len. Ba­rack Oba­ma droht, Sy­ri­en aus der Luft an­zu­grei­fen.

Vor ei­nem Jahr ha­ben wir über das As­so­zia­ti­ons­ab­kom­men der EU mit Sy­ri­en ge­spro­chen. Sei­ne Maß­nah­men mün­de­ten in den Bür­ger­krieg. Ähn­lich ist es mit dem As­so­zia­ti­ons­ab­kom­men, das jetzt die Ukrai­ne mit der EU ab­ge­schlos­sen hat. Auch wenn ei­ni­ge der neo­li­be­ra­len Maß­nah­men auf­ge­scho­ben wor­den sind, mit Pri­va­ti­sie­rung und So­zi­al­ab­bau kom­men die Ar­mut­s­pro­gram­me. Die las­sen sich nur mit fa­schis­ti­scher Ge­walt ver­wirk­li­chen.

Im Ko­ali­ti­ons­ver­trag hört sich das so an: »Es liegt im vi­ta­len In­ter­es­se Deutsch­lands und der EU, Sta­bi­li­tät, De­mo­kra­tie, Rechts­staat­lich­keit und wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung auch in den an­de­ren an­gren­zen­den Re­gio­nen zu för­dern. In die­sem Zu­sam­men­hang hat sich die Eu­ro­päi­sche Nach­bar­schafts­po­li­tik be­währt. Für die Öst­li­che Part­ner­schaft blei­ben As­so­zi­ie­rungs-, Frei­han­dels- und Vi­sa­er­leich­te­rungs-Ab­kom­men die bes­ten In­stru­men­te.«

In den herr­schen­den Me­di­en wird der Krieg der von Fa­schis­ten durch­setz­ten Kie­wer Re­gie­rung ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung in der Ost­ukrai­ne ver­schwie­gen oder ver­harm­lost. Die NA­TO baut mit­tels Sank­tio­nen und pro­vo­kan­ten Ma­nö­vern an den rus­si­schen Gren­zen ei­ne mi­li­tä­ri­sche Front ge­gen Russ­land auf.

Auch das ist schon im Ko­ali­ti­ons­ver­trag ver­ein­bart. Ich zi­tie­re:

Wir set­zen uns da­für ein, die zi­vi­len und mi­li­tä­ri­schen In­stru­men­te der Eu­ro­päi­schen Uni­on wei­ter mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen und Eu­ro­pas zi­vi­le so­wie mi­li­tä­ri­sche Fä­hig­kei­ten zur Kri­sen­prä­ven­ti­on und Kon­flikt­bei­le­gung zu ver­bes­sern. Die Streit­kräf­te­pla­nung in Eu­ro­päi­scher Uni­on und Nord­at­lan­ti­scher Al­li­anz ist en­ger auf­ein­an­der ab­zu­stim­men. [...] Wir wol­len, dass ge­mein­sa­me eu­ro­päi­sche Ein­sät­ze zur Wah­rung und Stär­kung der Si­cher­heit Eu­ro­pas vor­ran­gig in un­se­rer geo­gra­phi­schen Nach­bar­schaft durch­ge­führt wer­den.

Mit dem Neu­sprech ge­gen »Put­in­ver­ste­her«, von »pro­rus­si­schen Se­pa­ra­tis­ten« und über­haupt mit na­tio­na­lis­ti­schen Feind­bil­dern durch­dringt mi­li­tä­ri­sches Den­ken 100 Jah­re nach dem Be­ginn des 1. Welt­kriegs das öf­fent­li­che Le­ben. Es soll die jetzt noch skep­ti­sche Be­völ­ke­rung da­zu brin­gen, die Ag­gres­sio­nen der NA­TO zu ak­zep­tie­ren.

Der Pro­gramm­bei­rat der ARD hat im Ju­ni Ver­an­las­sung ge­habt, die Be­richt­er­stat­tung über die Ukrai­ne zu rü­gen. »Frag­men­ta­risch«, »ten­den­zi­ös«, »man­gel­haft« und »ein­sei­tig« sei die Be­richt­er­stat­tung ge­we­sen. Und er zählt de­tail­liert ei­ne Rei­he von Män­geln auf (Te­le­po­lis am 18. Sep­tem­ber). We­sent­li­che As­pek­te sei­en ver­nach­läs­sigt wor­den. Wört­lich: »Der Pro­gramm­bei­rat kam auf­grund sei­ner Be­ob­ach­tun­gen zu dem Schluss, dass die Be­richt­er­stat­tung im Ers­ten über die Kri­se in der Ukrai­ne teil­wei­se den Ein­druck der Vor­ein­ge­nom­men­heit er­weckt hat und ten­den­zi­ell ge­gen Russ­land und die rus­si­schen Po­si­tio­nen ge­rich­tet war.«

Die Kri­ti­sier­ten re­agie­ren mit Wut. Das zeigt, dass die Kriegs­het­zer er­wischt wor­den sind.

Gleich­zei­tig kommt es zu be­mer­kens­wer­ten frie­dens­po­li­ti­schen Kon­stel­la­tio­nen. Da tum­meln sich, nicht nur in Ber­lin, schon mal or­ga­ni­sier­te Na­zis auf vor­geb­li­chen Frie­dens­de­mons­tra­tio­nen, ge­nannt Frie­dens­be­we­gung 2014. An­de­rer­seits ge­ra­ten Ver­an­stal­tun­gen, die als Hel­den­ge­den­ken an­ge­legt sind, zu Frie­dens­ap­pel­len. Aus An­lass des Un­ter­gangs des Kreu­zers »Cöln« mit 500 To­des­op­fern vor hun­dert Jah­ren, hat­te der Freun­des­kreis Ma­ri­ne­schif­fe an der Köl­ner Ei­gel­stein­tor­burg zu ei­nem Ze­re­mo­ni­ell ge­la­den. Die In­itia­ti­ve »Bun­des­wehr Weg­tre­ten« und an­de­re Frie­dens­freun­de be­fürch­te­ten Kriegs­ver­herr­li­chung und ga­ben die­sen Be­fürch­tun­gen mit­tels Trans­pa­rent und Flug­blät­tern Aus­druck. Aber die Red­ner sei­en sich ei­nig ge­we­sen, be­rich­tet der Freun­des­kreis Ma­ri­ne­schif­fe, dass es sich beim Ers­ten Welt­krieg um ei­ne Ur­ka­ta­stro­phe für Eu­ro­pa han­del­te. Der Zwei­te Welt­krieg ha­be noch mehr Leid über die Men­schen ge­bracht. »In den Ge­be­ten wird da­zu auf­ge­ru­fen, dass es Frie­den wer­den mö­ge in der Ukrai­ne, dem ak­tu­el­len Schau­platz von Ge­walt in Eu­ro­pa«, hieß es.

Oder wir hö­ren Papst Fran­zis­kus, der im Apos­to­li­schen Schrei­ben Evan­ge­lii Gau­di­um am 24. No­vem­ber 2013 fol­gen­des ver­kün­det:

Eben­so wie das Ge­bot ›du sollst nicht tö­ten‹ ei­ne deut­li­che Gren­ze setzt, um den Wert des mensch­li­chen Le­bens zu si­chern, müs­sen wir heu­te ein ›Nein zu ei­ner Wirt­schaft der Aus­schlie­ßung und der Dis­pa­ri­tät der Ein­kom­men‹ sa­gen. Die­se Wirt­schaft tö­tet.[...] Heu­te spielt sich al­les nach den Kri­te­ri­en der Kon­kur­renz­fä­hig­keit und nach dem Ge­setz des Stär­ke­ren ab, wo der Mäch­ti­ge­re den Schwä­che­ren ver­nich­tet.

Fotomontage von John Heartfield: Hyä­ne, mit Zylinder, über ei­nem Schlacht­feld.John Heart­field il­lus­trier­te mit ei­ne Hyä­ne über ei­nem Schlacht­feld den Satz: »Krieg und Lei­chen – die letz­te Hoff­nung der Rei­chen.« Ei­ne an­de­re Col­la­ge von ihm zeigt ei­nen ge­trof­fe­nen, fal­len­den Sol­da­ten vor ei­ner Wand von Ak­ti­en: »Wollt Ihr fal­len, da­mit die Ak­ti­en stei­gen?«

Der Zu­sam­men­hang von ka­pi­ta­lis­ti­scher Kri­se und Krieg war frü­her, na­ment­lich in den zwan­zi­ger Jah­re, of­fen­kun­dig ge­läu­fi­ger. Kom­mu­nis­ten sind be­ru­fen, ihn zu er­for­schen und auf Flug­blät­tern neu zu er­läu­tern. Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­se, lasst uns Lo­sun­gen for­mu­lie­ren, Ge­dich­te rei­men, Lie­der sin­gen, Trans­pa­ren­te ma­len, die die­sen Zu­sam­men­hang auf den Be­griff brin­gen!

Der Os­ter­marsch hat­te in die­sem Jahr et­was mehr Teil­neh­mer als sonst, es gab auch mehr Ver­an­stal­tun­gen. Um den 8. Mai her­um be­tei­lig­ten wir uns an den Mahn­wa­chen, zu de­nen der Frie­dens­ratschlag nach dem Brand des Ge­werk­schafts­hau­ses in Odes­sa auf­ge­ru­fen hat­te. Et­was macht­vol­ler wa­ren die zahl­rei­chen Ak­tio­nen am 1. Sep­tem­ber.

In Kal­kar wer­den durch 1600 Sol­da­ten Luft­krie­ge ge­plant und ge­gen­wär­tig Eu­ro­figh­ter und AWACS-Flug­zeu­ge an die rus­si­sche Gren­ze her­an­ge­führt. Auch Kampf­droh­nen wer­den von Kal­kar aus ge­lenkt. Am 3. Ok­to­ber, 11.30 Uhr, wer­den wir auf dem Markt­platz die­ser Stadt ge­gen das NA­TO-Luft­kriegs­zen­trum in Kal­kar pro­tes­tie­ren.

Nun zu den Er­geb­nis­sen der Kom­mu­nal- und EU-Wah­len in NRW vom 25. Mai 2014, na­ment­lich im Be­zirk Rhein­land-West­fa­len:

Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,

Die Be­tei­li­gung ist bei den Kom­mu­nal­wah­len von 51,9% auf 50% ge­sun­ken. In ei­ne ab­so­lu­te Zahl über­setzt, sind das 347 964 Wäh­ler we­ni­ger als vor­her.

Die FDP hat sich hal­biert. Die CDU hat ab­so­lut und re­la­tiv Stim­men ver­lo­ren (38,7% auf 37,7%), die SPD hat re­la­tiv ge­won­nen (von 29,4 auf 31,3%), al­ler­dings in ab­so­lu­ten Zah­len et­was küm­mer­lich (von 2 122 466 auf 2 155 447, Dif­fe­renz 32 981), Grü­ne ha­ben ab­so­lut und re­la­tiv ver­lo­ren (12,00 auf 11,7%), fast 60 000 Stim­men. Die Lin­ke hat 8684 Stim­men ge­won­nen, kam von 311 155 (4,3%) auf 319 739 (4,6%). Die DKP rutsch­te von 6286 (2004), über 3389 (2009) auf 2954 Stim­men.

Pro NRW, NPD und REPs ha­ben Stim­men ver­lo­ren, da­für konn­te die Al­ter­na­ti­ve für Deutsch­land (AfD) 174 668 Stim­men = 2,5% ge­win­nen. Wenn man Fa­schis­ten, Rechts­po­pu­lis­ten und die bür­ger­li­chen Par­tei­en zu­sam­men­zählt und ih­nen SPD, Grü­ne und lin­ke Par­tei­en ge­gen­über­stellt, ist fest­zu­stel­len, dass das Auf­kom­men der AfD den Ver­trau­ens­ver­lust ge­gen­über rech­ten und bür­ger­li­chen Par­tei­en nicht hat kom­pen­sie­ren kön­nen, zu­sam­men kom­men sie auf ei­nen Ver­lust von 372 043 Stim­men ge­gen­über der Kom­mu­nal­wahl am 30. Au­gust 2009. SPD, Grü­ne und lin­ke Par­tei­en konn­ten da­ge­gen 92 065 Stim­men mehr er­rei­chen. In re­la­ti­ven Zah­len: das bür­ger­li­che La­ger be­kam statt 49,04% nur noch 45,87%, das eher »lin­ke« statt 45,84% schon 49,25%.

Wohl­ge­merkt, es han­delt sich um das Er­geb­nis von Kom­mu­nal­wah­len. Und selbst­ver­ständ­lich sind der­ar­ti­ge La­ger­rech­nun­gen oh­ne­hin mit Vor­sicht zu be­wer­ten. Sie ha­ben aber ei­nen ge­wis­sen Er­kennt­nis­wert, wenn wir die kürz­li­chen Land­tags­wah­len in Sach­sen, Thü­rin­gen und Bran­den­burg ver­glei­chen. In Sach­sen ist die Wahl­be­tei­li­gung un­ter die 50%-Mar­ke ge­rutscht (49,1%), es ha­ben noch 1.637.493 Men­schen ge­wählt, Lin­ke, SPD, Grü­ne und Pi­ra­ten zu­sam­men 38,1%. Dem­ge­gen­über wa­ren es 57,9%, die CDU, AfD, NPD und FDP ge­wählt ha­ben. Mehr als 2009, da­mals wa­ren es 55,8%. Ver­lo­ren hat al­lein die Lin­ke 61.000 Stim­men.

In Thü­rin­gen wa­ren es bei den Wah­len 2009 43,62% für das bür­ger­li­che La­ger, 52,1% für SPD, PdL und Grü­ne. Die gro­ße Ko­ali­ti­on hat vor al­lem der SPD ge­scha­det. Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag ver­lor sie 78.000 Stim­men, sie kam nur noch auf 117.000. So muss sich das lin­ke La­ger bei ei­ner Wahl­be­tei­li­gung von 52,7% mit 47,3% der Wäh­ler­stim­men be­gnü­gen, das bür­ger­li­che kommt auf 50,3%.

In Bran­den­burg, wo auch un­se­re klei­ne - dort so­gar sehr klei­ne - Par­tei zum Land­tag auf ei­ner Lis­te kan­di­diert hat und be­acht­li­che 2356 = 0,2% der Stim­men auf sich zie­hen konn­te, fiel der vo­ri­ge Wahl­ter­min mit der Bun­des­tags­wahl zu­sam­men, so dass die Be­tei­li­gung von 67% nur schwer mit den dies­jäh­ri­gen Er­geb­nis von 47,9% zu ver­glei­chen ist. Mir ist es merk­wür­di­ger­wei­se auch nicht ge­lun­gen, an die ab­so­lu­ten Zah­len her­an­zu­kom­men. Aber der La­ger­ver­gleich ist auch mit den re­la­ti­ven Zah­len aus­sa­ge­kräf­tig: 2009 kam das bür­ger­li­che La­ger auf 29,6%, jetzt wa­ren es 38,9%. Das lin­ke La­ger ist von 65,9 auf 56,7% zu­sam­men­ge­schmol­zen. Hier hat vor al­lem die PdL Stim­men ver­lo­ren (von 27,2% auf 18,6%). We­der ist der SPD in Thü­rin­gen die Re­gie­rungs­be­tei­li­gung in der Ko­ali­ti­on mit der CDU ho­no­riert wor­den, noch der PdL in Bran­den­burg die Ko­ali­ti­on mit der SPD. Kurz ge­sagt, wir müs­sen in den ge­nann­ten Bun­des­län­dern von ei­ner Rechts­ent­wick­lung spre­chen. Auf­fäl­lig ist die ho­he Zu­stim­mung zur AfD. Auch vie­le vor­ma­li­ge PdL-Wäh­ler ha­ben AfD ge­wählt.

Das war am 25. Mai bei den Kom­mu­nal­wah­len in NRW noch nicht so schlimm. Zu be­rück­sich­ti­gen ist da­bei, dass die ge­ra­de erst aus der Tau­fe ge­ho­be­ne AfD noch nicht über hin­rei­chend Per­so­nal ver­füg­te, um über­all Kan­di­da­tu­ren wahr­zu­neh­men. Die AfD kom­pen­sier­te mit ih­ren 174 668 Stim­men (= 2,5%) zwar nicht voll­stän­dig die Sum­me der Ver­lus­te von CDU (189 070), Fa­schis­ten und an­de­ren Rechts­po­pu­lis­ten (25 536). Aber in­ner­halb die­ses La­gers gibt es ei­ne Ver­schie­bung nach rechts, der auf der an­de­ren Sei­te ei­ne kei­nes­wegs ein­deu­ti­ge Links­ver­schie­bung ent­spricht (Ge­winn der Pi­ra­ten 112 042, Ge­winn der Lin­ken ge­ra­de mal 8 684).

Die Rechts­ten­den­zen im bür­ger­li­chen La­ger wa­ren schon im Mai spür­bar, aber noch am­bi­va­lent. Zwar ha­ben Pro NRW, REPs und NPD deut­lich Stim­men ver­lo­ren, aber es gibt ei­ni­ge Groß­städ­te, in de­nen Fa­schis­ten erst­mals in die Rat­häu­ser ein­zie­hen. Die NPD sitzt jetzt in Es­sen und in Bo­chum im Stadt­rat. In Duis­burg ist mit­tels ei­ner wi­der­li­chen Kam­pa­gne ge­gen Flücht­lin­ge er­reicht wor­den, dass jetzt erst­mals 4 Pro NRW-Mit­glie­der und ein NPD-Mit­glied im Stadt­rat sind, da­zu kom­men noch Sit­ze für die AfD. In Dort­mund ge­sellt sich zum NPD-Stadt­rat der Prot­ago­nist der »Rech­ten«. Eben­falls sitzt jetzt im Stadt­rat von Hamm ein Mit­glied der Par­tei »Die Rech­te«.

Auch ent­spricht der Ver­lust an Sit­zen noch lan­ge nicht dem Ver­lust an Stim­men. Pro NRW, NPD, REPs und »Rech­te« ha­ben zu­sam­men im­mer noch 36 von vor­her 37 Sit­zen in den NRW-Stadt­rä­ten und Kreis­ta­gen. Pro NRW: 23 (vor­her 15), NPD: 8 (vor­her 13), REPs: 3 (vor­her 9) Rech­te: 2. Die AfD kommt ins­ge­samt schon auf 84 Sit­ze.

Im Be­zirk Rhein­land-West­fa­len sitzt je ein NPD-Mit­glied im Kreis­tag des Mär­ki­schen Krei­ses, des Rhein-Sieg-Krei­ses, in Heins­berg und in der Stadt Vier­sen.

Von die­sen hauch­dün­nen Ver­schie­bun­gen im Par­tei­en­gefü­ge pro­fi­tier­te un­se­re Par­tei nicht. Im Ge­gen­teil. Ge­ne­rell sind Ver­lus­te zu ver­zeich­nen.

In Bot­trop: Von 3.425 (2004) = 6,5% über 2.689 Stim­men (2009) = 5,6% auf 1.778 (2014) = 4,0%. Die Par­tei ver­liert ei­nen von drei Sit­zen. Hier hat auch die Lin­ke ver­lo­ren. Sie kommt von 2.206 (2009) = 4,6% auf 1.833 (2014) = 4,1%. Ins­ge­samt ist die Wahl­be­tei­li­gung in Bot­trop über­pro­por­tio­nal ge­sun­ken, von 51,8 auf 48,5 %. SPD konn­te 1000 Stim­men ge­win­nen, das führt sta­tis­tisch an­ge­sichts der ge­rin­ge­ren Wahl­be­tei­li­gung zu ei­nem Sprung von 42,2 auf 47,7%. CDU hat we­nig ver­lo­ren.

In Es­sen: In ei­nem Kraft­akt konn­te die DKP hier ei­ne Stadt­rats­lis­te si­chern (38 von 41 Wahl­krei­se), blieb aber mit 635 Stim­men = 0,03% noch un­ter der Zahl von mehr als 1000 Un­ter­stüt­zungs­un­ter­schrif­ten. Au­ßer­dem hat sie in vier Be­zirks­ver­tre­tun­gen kan­di­diert: BV III 139 Stim­men = 0,4% und BV VII 114 Stim­men = 0,5% ; Im Bünd­nis und Teil der Bür­ger­lis­te Nord wur­den in der BV V: 291 Stim­men er­reicht = 2,1% und in der BV VI 185 = 1,3%.

2004 hat­ten 1 855 Es­se­ne­rIn­nen der DKP ih­re Stim­me ge­ge­ben (= 0,8%), 2009 wa­ren es im­mer­hin noch 1.261 Stim­men (= 0,6%).

Dort­mund: BV In­nen­stadt Nord: 78 = 1,0%, BV In­nen­stadt West: 87 = 0,4%. Das Lin­ke Bünd­nis ha­ben die Dort­mun­der Ge­nos­sIn­nen nicht mehr auf­recht er­hal­ten kön­nen. Die PdL konn­te deut­li­che Ge­win­ne ver­zeich­nen: von 5.072 Stim­men 2009 (= 3,5%) kam sie auf 13.839 = 6,8%, das ist mehr als ei­ne Ver­dop­pe­lung in den ab­so­lu­ten Zah­len, wo­bei be­rück­sich­tigt wer­den muss, dass bei den ver­gan­ge­nen Wah­len in DO au­ßer der Rei­he ei­ne Wahl­be­tei­li­gung von nur 32,7% er­zielt wur­de, jetzt wa­ren es im­mer­hin 44,9%. Die Stadt Dort­mund steht in NRW an ers­ter Stel­le bei den kom­mu­na­len Zu­ge­win­nen der PdL mit 3,4%.

In Düs­sel­dorf war Uwe Ko­op­mann mit sei­ner Kan­di­da­tur für die Ger­res­hei­mer BV nicht er­folg­reich. Die DKP er­hielt 318 Stim­men = 1,59% (2009 432 Stim­men = 3,26%). In Düs­sel­dorf hat die PdL bei Stei­ge­rung der Wahl­be­tei­li­gung pro­zen­tu­al Stim­men ver­lo­ren (von 5,4 auf 5,2%), ab­so­lut hat sie 902 Stim­men ge­won­nen.

Die Köl­ni­sche Rund­schau schlag­zeil­te am Mon­tag nach der Köl­ner Kom­mu­nal­wahl: »Rot-Grün siegt nach Zit­ter­par­tie« und stellt er­leich­tert fest, dass SPD (27) und Grü­ne (18) über die Hälf­te der 90 Sit­ze im Stadt­rat ver­fü­gen, so dass mit der Stim­me des Ober­bür­ger­meis­ters er­neut ei­ne rot-grü­ne Mehr­heit ge­si­chert sei. Das der CDU na­he­ste­hen­de Blatt ängs­tig­te sich of­fen­kun­dig vor ei­ner Kon­stel­la­ti­on, in der SPD und Grü­ne auf Ver­ein­ba­run­gen mit der PdL an­ge­wie­sen wä­ren. Ge­gen­wär­tig sieht es so aus, als wenn ei­ne Mehr­heit im Stadt­rat, der erst­mals am 30. Sep­tem­ber zu­sam­men­tre­ten wird, ei­ne Neu­aus­zäh­lung be­schlie­ßen wird, die die Be­zirks­re­gie­rung in­des ver­hin­dern will.

Die Zu­sam­men­set­zung des Köl­ner Stadt­rats hat sich aber deut­lich nach links ver­scho­ben. Die PdL ge­wann mehr als zwei Pro­zent­punk­te da­zu und ver­fügt über sechs Sit­ze, zwei mehr als vor­her. FDP (5) und CDU (24) ha­ben zu­sam­men fünf Sit­ze ver­lo­ren, vor­her wa­ren es noch 34 Sit­ze. Pro Köln ver­lor von fünf Sit­zen drei, die wer­den al­ler­dings von der AfD über­nom­men. Bei den klei­ne­ren Par­tei­en ha­ben sich mit zwei Pi­ra­ten und zwei von »Dei­ne Freun­de« (vor­her ein Sitz) eher sol­che durch­ge­setzt, die dem ganz vor­sich­tig als links ein­zu­schät­zen­den La­ger zu­zu­rech­nen sind. Die kon­ser­va­ti­ven Frei­en Wäh­ler konn­ten mit ih­ren 0,4% ih­ren Sitz nur knapp hal­ten.

Links ist stär­ker im Stadt­rat ver­tre­ten, Rechts schwä­cher.

Das gilt auch im Ver­gleich mit an­de­ren Städ­ten. Ein In­diz ist die Zu­stim­mung zur PdL. Köln steht mit 2,1% an drit­ter Stel­le der Zu­ge­win­ne für die­se Par­tei in NRW-Städ­ten nach Dort­mund (3,4%) und Bonn (2,5%).

Wir ha­ben als Par­tei in Köln zu zwei Be­zirks­ver­tre­tun­gen kan­di­diert, In­nen­stadt und Kalk. Das Er­geb­nis muss ent­täu­schen (112 bzw. 57 Stim­men er­ge­ben je­weils 0,1%). Den­noch dür­fen wir fest­stel­len, dass un­ser Wahl­auf­tritt zur er­wähn­ten Links­ent­wick­lung bei­ge­tra­gen hat. Zu­nächst wa­ren wir in der er­folg­rei­chen Be­we­gung ge­gen die Kür­zun­gen im städ­ti­schen Haus­halt füh­rend ver­tre­ten. Be­tei­ligt wa­ren wir an den Ak­tio­nen ge­gen Zwangs­räu­mun­gen, si­cher­lich zu we­nig in­des ge­gen Pro Köln. Die Ak­tio­nen ge­gen Pro Köln wa­ren recht auf­wen­dig. Pro Köln konn­te kaum In­fo­stän­de oder Mahn­wa­chen ma­chen, oh­ne von schimp­fen­den Bür­gern ver­jagt zu wer­den. Manch­mal mehr­mals am Tag. Aber wir fehl­ten da.

Zu­dem ta­ten un­se­re Klein­zei­tun­gen und Flug­blatt­ak­tio­nen so­wie die rich­ti­ge kom­mu­nal­po­li­ti­sche Schwer­punkt­set­zung ih­re Wir­kung. Die PdL hat­te just in den Wohn­ge­bie­ten in der In­nen­stadt be­mer­kens­wert über­pro­por­tio­na­le Zu­wäch­se zu ver­zeich­nen, wo wir re­gel­mä­ßig prä­sent wa­ren und für un­se­ren Ein­zug der DKP in die Be­zirks­ver­tre­tung ge­wor­ben ha­ben.

Das Ab­schnei­den der Mül­hei­mer Bür­ger­lis­te (492 Stim­men = 1,06 %), an der Mit­glie­der der DKP en­ga­giert be­tei­ligt wa­ren, wird von ihr selbst als Er­folg ge­wer­tet, der zum Wei­ter­ma­chen er­mu­ti­ge.

Wup­per­tal ist die Stadt mit dem höchs­ten Er­geb­nis, näm­lich 8%, für die PdL. Hier wie in ei­ni­gen an­de­ren Städ­ten kan­di­dier­ten un­se­re Ge­nos­sen auf den Lis­ten der PdL. Nach Dort­mund (3,4%), Bonn (2,5), Köln (2,1), Aa­chen (2,0) und Müns­ter (1,7) ge­hört Wup­per­tal zu den Städ­ten, wo die PdL im Ver­hält­nis zu den ver­gan­ge­nen Kom­mu­nal­wah­len 2009 die grö­ß­ten Zu­wäch­se ver­zeich­nen konn­te: 1,7 Pro­zent­punk­te mehr als bei der letz­ten Kom­mu­nal­wahl.

Ei­ni­ge Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen wa­ren mit ih­rer Kan­di­da­tur auf Lis­ten der PdL er­folg­reich. Gra­tu­la­ti­on!

  • Re­na­te Lin­sen ist wie­der in den Aa­che­ner Stadt­rat ge­wählt wor­den.
  • Man­fred Krie­geskor­te zieht in der Rat der Stadt Wiehl im Ober­ber­gi­schen ein.
  • In Vel­bert be­erbt Son­ja Spie­ker­mann den Rats­sitz ih­res Va­ters Gün­ter Ju­dick.
  • In Neuß ist un­ser jun­ge Ge­nos­se Vin­cent Czies­la Mit­glied des Stadt­rats ge­wor­den.
  • Wolf­gang Aschen­bren­ner ist in Trois­dorf in den Stadt­rat und zum Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der PdL-Frak­ti­on ge­wählt wor­den.
  • Jür­gen Kös­ter ist Be­zirks­ver­tre­ter in Wup­per­tal-Rons­dorf,
  • Hart­mut Kis­sing in Wup­per­tal-Cro­nen­berg,
  • Wal­ter Herbs­ter zog für die PdL in die Be­zirks­ver­tre­tung So­lin­gen-Wald ein, wo er als Al­ters­prä­si­dent die ers­te Sit­zung zu lei­ten hat­te.

Das sind fünf Sit­ze in Stadt­rä­ten, drei in Be­zirks­ver­tre­tun­gen.

Die Be­reit­schaft un­se­rer Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen, sich kom­mu­nal­po­li­tisch zu en­ga­gie­ren, aber auch ih­re Kom­pe­tenz ist in den letz­ten fünf Jah­ren spür­bar ge­wach­sen. Das fin­det in der Re­gel An­er­ken­nung in der PdL. Auch in Dor­ma­gen, Ker­pen und Ber­gisch Glad­bach wur­den un­se­re Ge­nos­sIn­nen von der PdL als Wahl­kreis- oder Lis­ten­kan­di­da­ten no­mi­niert und kan­di­dier­ten. Auch wenn sie nicht ge­wählt wur­den, be­tei­li­gen sie sich in der Re­gel an der kom­mu­nal­po­li­ti­schen Ar­bei­te der Frak­tio­nen dort. Und das ist gut so.

Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,

das al­les be­legt die re­la­tiv ho­he Ak­ti­vi­tät der Grup­pen und Krei­se un­se­res Be­zirks min­des­tens im Vor­feld der Wah­len. Wir dür­fen fest­stel­len, dass wir kom­mu­nal­po­li­tisch an Aus­strah­lung ge­won­nen ha­ben. Das ist nicht zu­letzt Er­geb­nis ei­ner län­ger­fris­ti­gen Ori­en­tie­rung, die nicht erst mit un­se­rer kom­mu­nal­po­li­ti­schen Kon­fe­renz am 15. Ju­ni ver­gan­ge­nen Jah­res be­gon­nen hat und mit der woh­nungs­po­li­ti­schen Kon­fe­renz des PV am 22. März die­sen Jah­res nicht be­en­det wur­de. Aber der Weg ist stei­nig und es wur­den ei­ni­ge Pro­ble­me sicht­bar, die nicht nur or­ga­ni­sa­to­ri­scher Art sind.

Ihr wer­det Euch er­in­nern, dass uns auf der ao BDK im Ok­to­ber ver­gan­ge­nen Jah­res ein An­trag aus Aa­chen be­schäf­tigt hat, der ei­ne Rei­he von zen­tra­len Be­ra­tun­gen vor­schlug und die­sen Vor­schlag mit ei­ner Kri­tik am Be­zirks­se­kre­ta­ri­at ver­bun­den hat. Es fin­de ei­ne ge­re­gel­te po­li­ti­sche Lei­tungs­ar­beit nicht mehr statt. Das konn­te, so hof­fe ich, im Re­fe­rat wi­der­legt wer­den. Aber ich ha­be da­mals schon war­nend dar­auf hin­ge­wie­sen, dass wir die Kräf­te im Be­zirk nicht mit über­mä­ßig vie­len zen­tra­len Be­ra­tun­gen oder re­vo­lu­tio­nä­ren Aus­flü­gen (Vor­schlag aus Aa­chen, zu ei­ner Par­tei­fei­er No­vem­ber­re­vo­lu­ti­on nach Kiel zu fah­ren) über­for­dern soll­ten. Die Aa­che­ner selbst hat­ten zu kei­ner der drei Be­zirks­be­ra­tun­gen des Jah­res 2013 kom­men kön­nen. Wir ha­ben in der Fol­ge zum AK Kom­pol ein­ge­la­den. Lei­der gab es für den 22. Ja­nu­ar zu vie­le Ab­mel­dun­gen. Wir muss­ten den Ter­min aus­fal­len las­sen. Der Fol­ge­ter­min wur­de ge­ra­de mal von Düs­sel­dorf, Neuß, Ber­gisch Glad­bach und Köln wahr­ge­nom­men. Das ist we­nig. Ich den­ke aber, dass der Er­fah­rungs­aus­tausch und die po­li­ti­sche De­bat­te un­ter den kom­mu­nal­po­li­tisch Ak­ti­ven und Man­dats­trä­gern in der Be­zirks­or­ga­ni­sa­ti­on wei­ter­hin von uns an­ge­strebt und or­ga­ni­siert wer­den wird.

Of­fen­kun­dig fehl­te die Kraft für ei­nen in­ten­si­ven EU-Wahl­kampf, je­den­falls bei den Grup­pen und Krei­sen, die sich an den Kom­mu­nal­wah­len be­tei­lig­ten. Im­mer­hin ha­ben wir als Be­zirk ein über­durch­schnitt­li­ches Er­geb­nis bei der Samm­lung der Un­ter­stüt­zungs­un­ter­schrif­ten er­zielt, in ei­ni­gen Städ­ten ist auch mit­tels Ver­an­stal­tun­gen Wahl­kampf be­trie­ben wor­den. In Düs­sel­dorf fand ei­ne in Ger­res­heim zu­sam­men mit der KKE statt, in Köln konn­ten wir ei­ne Ver­an­stal­tung mit Pa­trik Kö­be­le, ei­ne an­de­re mit Lu­cas Zei­se ma­chen. Aber die Wahl­er­geb­nis­se zur EU blie­ben fast durch­weg un­ter­halb un­se­res Re­pu­blik­schnitts und den Zah­len von 2009.

Ins­ge­samt ha­ben sich 29 836 916 Bun­des­bür­ge­rIn­nen (=48,1% der Wahl­be­rech­tig­ten) an der EU-Wahl be­tei­ligt. 2009 wa­ren es 26 923 614 (=43,3%). Die DKP konn­te mit 25 204 Stim­men 0,084% er­rei­chen. 2009 wa­ren es noch 25 615 = 0,095%.

  • In Köln er­reich­ten wir 246 Stim­men = 0,063%. 2009 wa­ren es bei 303 194 Wäh­lern in Köln (= 42,9%) 290 Stim­men = 0,096%. 2004 wa­ren es 348 = 0,13%.
  • Düs­sel­dorf 204 = 0,09% (2009: 200 = 0,1%)
  • Aa­chen 46 = 0,05% (2009: 58 = 0,07%)
  • Wup­per­tal 65 = 0,06% (2009: 155 = 0,16%)
  • Trois­dorf 13 = 0,05%
  • Wiehl 5 = 0.05% (2009: 13 = 0,13%)
  • Vel­bert 20 = 0,1%
  • Neuß 37 = 0,07%
  • Dor­ma­gen 11 = 0,05%
  • Ker­pen 8 = 0,04%
  • Ber­gisch Glad­bach 13 = 0,03%
  • Kre­feld 46 = 0,06% (2009: 79= 0,12%)
  • Bonn 93 = 0,07 (2009: 96 = 0,09)

Das Pres­se­fest ist ein wich­ti­ger An­ker un­se­rer Öf­fent­lich­keits- und Kul­tur­ar­beit. Dar­über be­rich­tet gleich noch Klaus W.

Aber un­se­re Kreis­or­ga­ni­sa­tio­nen und Grup­pen be­tä­ti­gen sich dies­be­züg­lich auch vor Ort. Da­bei gibt es gro­ße Un­ter­schie­de. Ei­ne zen­tra­le Sei­te auf der Home­page des PV ent­hält die Links zu un­se­ren Klein­zei­tun­gen. Da sieht es nicht schlecht aus. Al­ler­dings er­schei­nen die Klein­zei­tun­gen un­ter­schied­lich häu­fig und auch in un­ter­schied­li­cher Auf­la­ge und Qua­li­tät.

Von den 11 Blät­tern, die dort auf­ge­führt sind, sind ein paar schon län­ge­re Zeit nicht mehr er­schie­nen.

Die Aa­che­ner DKP gibt den »Ro­ten Oe­cher« her­aus. Im ver­gan­ge­nen Jahr zwei Mal, in die­sem Jahr zwei Mal. Die Bon­ner »Ro­ten Blät­ter« gab es letzt­ma­lig im ver­gan­ge­nen Som­mer. Der »Klar­text« aus Düs­sel­dorf-El­ler er­scheint schon ei­ni­ge Jah­re nicht mehr. Die »Fla­schen­post« aus Düs­sel­dorf Ger­res­heim wird auf der ge­nann­ten Home­page von ei­ner Aus­ga­be vom Som­mer 2012 re­prä­sen­tiert. Aber wir wis­sen, dass im ver­gan­ge­nen und in die­sem Jahr meh­re­re Aus­ga­ben er­schie­nen sind. Auf­la­ge 10.000. »uns Ih­re­feld« aus Köln-Eh­ren­feld hat es ge­ra­de mal zu ei­ner Aus­ga­be im ver­gan­ge­nen Jahr ge­schafft. »De ru­de Pooz« von der Grup­pe Köln-In­nen­stadt er­scheint fünf Mal im Jahr in ei­ner Auf­la­ge von 2.500. Sie wird auf un­se­rer Home­page noch ein­mal in die­ser Grö­ßen­ord­nung an­ge­klickt.

Die Son­der­aus­ga­be zur Wahl ist 5000 mal ge­druckt und voll­stän­dig ver­teilt wor­den. »Kalk Kon­kret« er­scheint eben­falls mehr­mals im Jahr, Auf­la­ge 800. Die »Mül­le­mer Brück« wird un­re­gel­mä­ßig er­stellt. Die Zei­tung »Lin­ker Nie­der­rhein« ist im Jahr 2012 sehr oft er­schie­nen, spä­ter we­ni­ger häu­fig. In die­sem Jahr zwei Mal. Auf­la­ge 5000. Auch die So­lin­ger brin­gen ih­re »Klin­gen­stadt« re­gel­mä­ßig her­aus. Nach mehr als ei­nem Jahr Pau­se konn­ten wir auch »die Pil­le« wie­der­be­le­ben.

Eben­so un­ter­schied­lich ist die In­ter­net­prä­senz. Vie­le Grup­pen ha­ben ver­stan­den, dass so et­was sehr nütz­lich ist. Ins­be­son­de­re muss man aber die Home­page des Be­zirks lo­ben, die von Hel­ge be­treut wird. Er macht es sehr gut. Mir scheint so­gar, dass wir da­mit an der Spit­ze der In­ter­net­sei­ten un­se­rer Par­tei lie­gen, was Qua­li­tät, aber auch was den Zu­spruch be­trifft. Ein Hemm­nis für die­se Ar­beit ist die oben ge­nann­te Al­ters­struk­tur. Denn ein gro­ßer Teil der äl­te­ren Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen wird sich nicht mehr an ei­ne der­ar­ti­ge Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ge­wöh­nen wol­len und kön­nen.

Wir wer­den im Rah­men des Be­zirks ei­ne Be­ra­tung über un­se­re In­ter­net­sei­ten or­ga­ni­sie­ren.

Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,

ei­ne Wo­che hat sie­ben Ta­ge mal 24 Stun­den, zu­sam­men sind das 168 Stun­den. Die durch­schnitt­li­che rea­le Ar­beits­zeit bei Voll­zeit­be­schäf­tig­ten be­trägt 42 Stun­den in der Wo­che. 13 % der Voll­zeit­be­schäf­tig­ten ge­ben an, ge­wöhn­lich mehr als 48 Stun­den pro Wo­che zu ar­bei­ten. Der An­teil der Er­werbs­tä­ti­gen, die abends ar­bei­ten, ist zwi­schen 1992 und 2011 von 15 % um gut zwölf Pro­zent­punk­te auf 27 % ge­stie­gen. Der An­teil de­rer, die sams­tags ar­bei­ten, stieg im sel­ben Zeit­raum von 20 % auf 27 %. Der An­teil der Sonn­tags­ar­bei­ter und -ar­bei­te­rin­nen von 10 % auf 14,5 %. Mehr als die Hälf­te der Be­schäf­tig­ten be­nö­tigt län­ger als ei­ne Stun­de für den Weg zur und von der Ar­beitstel­le. Je­der zwan­zigs­te gibt an, so­gar mehr als vier Stun­den un­ter­wegs zu sein.

So ge­hen durch­schnitt­lich 47 Stun­den für Ar­beit und Ar­beits­weg drauf. Aber im­mer we­ni­ger ar­bei­ten Voll­zeit. Der An­teil der Teil­zeit­ar­bei­ten­den ist ge­stie­gen. 1991 war er 14 % und stieg bis 2011 auf 27 % an. Die Zahl der pre­kär Be­schäf­tig­ten und der Auf­sto­cker hat zu­ge­nom­men. Das führt aber nicht zur Ver­meh­rung ge­sel­li­ger und kul­tu­rel­ler Ak­ti­vi­tä­ten, zur Ver­brei­tung von Bil­dung oder gar im Selbst­lauf zu op­po­si­tio­nel­ler Po­li­tik.

Im Jahr 1992 er­freu­te sich je­de Bun­des­bür­ge­rin, je­der Bun­des­bür­ger, Säug­ling wie Greis im Schnitt an 158 Mi­nu­ten täg­li­chen Fern­se­hens, 1997 wa­ren es schon 183 Mi­nu­ten. Im Jahr 2004 saß man 210 Mi­nu­ten vor der Glot­ze, 2011 be­reits 225 Mi­nu­ten, al­so 3,75 Stun­den. Das sind hoch­ge­rech­net wei­te­re 27 Stun­den in der Wo­che.

Folg­lich steigt der Zeit­auf­wand so­wohl für die Ar­beit wie für den Fern­seh­kon­sum. Es gibt si­cher­lich Un­ter­su­chun­gen, wie­viel Zeit der Durch­schnitts­bür­ger im Netz ver­bringt, bes­ser wä­ren noch nach Al­ter und so­zia­ler La­ge dif­fe­ren­zier­te Da­ten da­zu, die für un­se­re Öf­fent­lich­keits­ar­beit von Be­lang sind.

Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,

Pro­ble­ma­tisch ist die Al­ters­struk­tur un­se­rer Mit­glied­schaft. Aber auch die so­zia­le Struk­tur der Klas­se hat sich ver­än­dert und wirkt auf die Par­tei. Wer­ner Sepp­mann schreibt zu den Struk­tur­ver­än­de­run­gen in der Ar­bei­ter­klas­se:

Wür­de die Ar­bei­ter­klas­se theo­re­tisch auf ih­re in­dus­tri­el­le Kern­struk­tur re­du­ziert, be­sä­ßen die Auf­fas­sun­gen ih­res Be­deu­tungs­ver­lus­tes tat­säch­lich ei­ne ge­wis­se Plau­si­bi­li­tät, denn der An­teil der In­dus­trie­ar­bei­ter an den ab­hän­gig Be­schäf­tig­ten ver­rin­gert sich kon­ti­nu­ier­lich. Die Zahl der im Fer­ti­gungs­pro­zess un­mit­tel­bar auf die Ver­än­de­rung ih­res Ar­beits­ge­gen­stan­des Ein­wir­ken­den (und so­mit die ei­gent­li­che In­dus­trie­ar­bei­ter­klas­se re­prä­sen­tie­ren­den) be­trägt ge­gen­wär­tig knapp 13 Mil­lio­nen. [...] Seit den spä­ten 50er Jah­ren bis zum En­de der 90er Jah­re be­weg­te sich die ab­so­lu­te Zahl im­mer jen­seits der 12 Mil­lio­nen-Gren­ze, wo­bei je­doch ihr An­teil an den ab­hän­gig Be­schäf­tig­ten von 61 Pro­zent (1961) auf 55 Pro­zent (1970) und knapp 39 Pro­zent im Jahr 1998 zu­rück ging. Den­noch stel­len die in­dus­tri­el­len Seg­men­te der Lohn­ab­hän­gi­gen­klas­se nicht nur ei­nen gro­ßen, son­dern im­mer noch den grö­ß­ten so­zia­len Block dar. Und nach wie vor ist die ma­te­ri­el­le Pro­duk­ti­on (und die sie ge­währ­leis­ten­de Klas­se) der Dreh- und An­gel­punkt ge­gen­wär­ti­ger ka­pi­ta­lis­ti­scher Öko­no­mi­en.

Gleich­zei­tig stellt Sepp­mann aber auch fest, dass es tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen in der Struk­tur der Klas­se in den letz­ten Jahr­zehn­ten ge­ge­ben hat. Cha­rak­te­ris­tisch sei die Ten­denz,

dass die Sta­bi­li­sie­rung oder so­gar wach­sen­de Zahl der Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se vor der 2008er Kri­se weit­ge­hend aus dem An­stieg der Teil­zeit­be­schäf­ti­gung und so­ge­nann­ter Mi­ni­jobs re­sul­tier­ten. In der Ten­denz wird das ›Nor­mal­ar­beits­ver­hält­nis‹ im­mer wei­ter zu­rück ge­drängt. Al­lei­ne zwi­schen 1996 und 2004 sind in der BRD 2,5 Mil­lio­nen Voll­er­werbs­ar­beits­plät­ze ver­schwun­den. Sie sind zwar im­mer noch die häu­figs­te Be­schäf­ti­gungs­form, je­doch mit ab­neh­men­der Ten­denz. Dar­in, dass die Zahl der Voll­er­werbs­ar­beits­plät­ze sich nur noch auf 26 Mil­lio­nen be­läuft und 2006 nur noch 67,5 Pro­zent der Er­werbs­tä­ti­gen voll ver­si­che­rungs­pflich­tig wa­ren, drückt sich ei­ne kri­sen­haf­te Trans­for­ma­ti­on ka­pi­ta­lis­ti­scher Lohn­ar­beit aus. Teil­zeit­ar­beit muss nicht un­be­dingt mit be­dürf­ti­gen Le­bens­ver­hält­nis­sen kor­re­spon­die­ren – je­doch ist dies im­mer öf­ter der Fall.

Der un­be­fris­te­te Ver­trag ver­liert schlei­chend sei­ne he­ge­mo­nia­le Be­deu­tung, weil un­ter­durch­schnitt­lich be­zahl­te und un­ge­schütz­te Be­schäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se sich aus­brei­ten.

Das ›Nor­mal­ar­beits­ver­hält­nis‹ wird durch be­fris­te­te Ver­trä­ge (die mitt­ler­wei­le fast der Hälf­te al­ler Neu­ein­stel­lun­gen zu­grun­de lie­gen), Leih­ar­beit, Ar­beit auf Ab­ruf und di­ver­sen For­men von Schein­selbst­stän­dig­keit zu­rück ge­drängt. Der über­wie­gen­de Teil der Neu­ein­stel­lun­gen voll­zieht sich in die­sen ›ent­tra­di­tio­na­li­sier­ten‹ For­men. Das Le­ben ge­stal­tet sich für die Be­trof­fe­nen zu­neh­mend un­kal­ku­lier­bar. Ei­ne Pla­nungs­si­cher­heit selbst für die nächs­te Zu­kunft exis­tiert nicht mehr.

Das ist für Sepp­mann ei­ne Fol­ge von Klas­sen­aus­ein­an­der­set­zun­gen. Gleich zu Be­ginn sei­nes Tex­tes stellt er fest:

die de­fen­si­ve Po­si­ti­on der Ar­bei­ter­klas­se, die wir ge­ra­de er­le­ben, ist nichts an­de­res als das Er­geb­nis ei­nes Klas­sen­krie­ges, den das Ka­pi­tal ge­gen die Ar­bei­ter­klas­se ge­führt – und ge­won­nen hat: Sys­te­ma­tisch sind die Men­schen durch ei­nen schon lan­ge wäh­ren­den Kri­sen­druck ver­un­si­chert und durch die Angst vor dem Ar­beits­platz­ver­lust dis­zi­pli­niert wor­den. Es ist ei­ne Droh­ku­lis­se auf­ge­baut wor­den, durch die den Be­schäf­tig­ten im­mer neue Zu­ge­ständ­nis­se ab­ge­presst wer­den kön­nen.

An an­de­rer Stel­le sagt er:

»In der Re­gel re­agie­ren auf­grund ei­ner un­ter­ent­wi­ckel­ten Kul­tur des Wi­der­stan­des die Kri­sen­op­fer mit Re­si­gna­ti­on und schuld­ge­präg­ten Selbst­be­zich­ti­gun­gen – und den­noch hat die Ver­schär­fung des Klas­sen­kamp­fes von Oben deut­li­che Spu­ren in den Ge­sell­schafts­bil­dern hin­ter­las­sen. Durch die kri­sen­haft ver­än­der­ten Ar­beits- und Le­bens­be­din­gun­gen ist wie­der un­mit­tel­bar er­fahr­bar ge­wor­den, was ka­pi­ta­lis­ti­sche Klas­sen­do­mi­nanz be­deu­tet: Die exis­ten­zi­el­le Ab­hän­gig­keit von den Ver­wer­tungs­stra­te­gi­en der Ver­mö­gens- und Pro­duk­ti­ons­mit­tel­be­sit­zer. Sie be­stim­men mit ih­ren Ren­di­te­er­war­tun­gen und In­ves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen über das Le­bens­schick­sal der Lohn­ab­hän­gi­gen. Die­se ele­men­ta­ren Er­fah­run­gen schla­gen sich zu­neh­mend (wie­der) in den Ge­sell­schafts­bil­dern nie­der. Schon vor ei­ni­gen Jah­ren be­klag­te das Al­lens­bach-In­sti­tut, dass al­te For­meln von Klas­sen­ge­gen­sät­zen und Klas­sen­kampf gro­ßen Tei­len der Lohn­ab­hän­gi­gen wie­der zur Be­schrei­bung der so­zia­len und öko­no­mi­schen Rea­li­tät ge­eig­net schei­nen: Die Ge­sell­schaft wird trotz in­di­vi­dua­lis­ti­scher Il­lu­sio­nen, als ei­ne in ein Oben und ein Un­ten ge­spal­te­ne er­lebt. Solch ein Rea­lis­mus in den Ge­sell­schafts­bil­dern ist je­doch noch kein Klas­sen­be­wusst­sein. Sinn­voll wä­re es von ei­ner Klas­sen­men­ta­li­tät zu spre­chen, die sich ›spon­tan‹ durch die ar­beits-all­täg­li­chen Kon­flikter­fah­run­gen ent­wi­ckelt.

Le­nin hat in die­sem Sin­ne von ei­nem ›ele­men­ta­ren Klas­sen­be­wusst­sein‹ ge­spro­chen. Es ist ei­ne Fra­ge des po­li­tisch-ideo­lo­gi­schen Kräf­te­ver­hält­nis­ses wel­che po­li­ti­sche Be­deu­tung die klas­sen­spe­zi­fi­schen Kon­flikter­fah­run­gen und Men­ta­li­täts­for­men er­lan­gen. Ge­ge­be­ne Be­wusst­seins­zu­stän­de sind nicht ze­men­tiert, aber an ih­rer Ver­än­de­rung muss ge­ar­bei­tet wer­den.

Pro­fi­lier­tes Klas­sen­be­wusst­sein ist kein zwangs­läu­fi­ges Re­sul­tat ob­jek­ti­ver Um­stän­de, son­dern ein Er­geb­nis po­li­ti­scher Ver­mitt­lung auf de­ren Grund­la­ge. Die­se kann nur in den all­täg­li­chen Kämp­fen um den Lohn, die Ar­beits­be­din­gun­gen und im­mer öf­ter um den Ar­beits­platz selbst, ge­leis­tet wer­den. We­sent­lich für sol­che For­mie­rungs­pro­zes­se sind die struk­tu­rel­len Vor­aus­set­zun­gen. Sind die Be­triebs­ein­hei­ten klein (wie im Hand­werk oder im Ein­zel­han­del) lässt sich ge­werk­schaft­li­che Ge­gen­macht nur schwer or­ga­ni­sie­ren, weil die Be­schäf­tig­ten ein­ge­schüch­tert wer­den kön­nen. dass da­ge­gen die Be­leg­schaf­ten in den Groß­be­trie­ben in der In­dus­trie den höchs­ten Or­ga­ni­sa­ti­ons­grad und die bes­ten Wi­der­stands­mög­lich­kei­ten ha­ben, ist kein Zu­fall: In­dus­tri­el­le So­zia­li­sa­ti­on und die Or­ga­ni­sa­ti­ons­mus­ter des ›Werk­all­tags­le­bens‹ (Marx) bie­ten die Chan­ce zur po­li­ti­schen For­mie­rung.

Der In­dus­trie­be­trieb bie­tet Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren, die ei­ne ge­mein­sa­me Ver­ar­bei­tung der all­täg­li­chen Wi­der­spruch­ser­fah­run­gen er­mög­li­chen. Als or­ga­ni­sa­ti­ons- und wi­der­stands­fä­hig ha­ben sich in der letz­ten Zeit je­doch auch die Be­schäf­tig­ten in grö­ße­ren Be­triebs­ein­hei­ten der Kran­ken­ver­sor­gung und des Trans­port­we­sens er­wie­sen. Er­in­nert sei an den Lok­füh­rer­streik, der aus ein­heits­ge­werk­schaft­li­cher Sicht zwar pro­ble­ma­ti­sche Sei­ten hat­te, durch den je­doch die Durch­set­zungs­fä­hig­keit von Be­rufs­grup­pen deut­lich wur­de, die nicht den klas­si­schen In­dus­trie­sek­to­ren zu­ge­hö­ren.

Wer­ner Sepp­manns Fest­stel­lun­gen stim­men mit un­se­ren ak­tu­el­len Er­fah­run­gen über­ein. Die ge­nann­ten Ver­än­de­run­gen wir­ken selbst­ver­ständ­lich in un­se­re Par­tei hin­ein. In der Tat hat in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit der An­teil der­je­ni­gen, die im tra­di­tio­nel­len Vol­l­ar­beits­ver­hält­nis be­schäf­tigt sind, ste­tig ab­ge­nom­men zu­guns­ten des An­teils der Mit­glie­der, die be­fris­tet, schein­selb­stän­dig, als Leih­ar­bei­ter oder Prak­ti­kan­ten, je­den­falls pre­kär ar­bei­ten. Eben­falls hat ab­ge­nom­men der An­teil der­je­ni­gen, die in ei­nem Groß­be­trieb der ma­te­ri­el­len Pro­duk­ti­on ar­bei­ten. Das hat üb­ri­gens er­heb­li­che ideo­lo­gi­sche Wir­kun­gen, üb­ri­gens nicht nur sol­che, die aus den un­mit­tel­ba­ren Er­fah­run­gen im Be­trieb her­rüh­ren. Ein Be­triebs­rat, der in ei­nem Be­trieb die In­ter­es­sen der Kol­le­gen zu ver­tre­ten hat, die in der Re­gel in der über­gro­ßen Mehr­heit stand­ort­ori­en­tiert sind und das auch von ih­ren In­ter­es­sen­ver­tre­tern er­war­ten, hat es nicht leicht, ge­mein­sa­me In­ter­es­sen der Bran­che, wo­mög­lich auch in­ter­na­tio­nal, ins Spiel zu brin­gen, von re­vo­lu­tio­nä­ren gar nicht zu re­den, al­so vom Tee­was­ser zu den gro­ßen Fra­gen der Welt­po­li­tik zu kom­men. Da ist man­che Grad­wan­de­rung fäl­lig und in­ner­halb der Par­tei Ver­ständ­nis für sol­che Grad­wan­de­run­gen. Im Groß­be­trieb sind an­de­re Er­fah­run­gen und Tak­ti­ken be­stim­mend als in den In­itia­ti­ven und Be­we­gun­gen, in de­nen der mitt­ler­wei­le grö­ße­re Teil der Mit­glie­der un­se­rer Par­tei po­li­tisch so­zia­li­siert wor­den ist. Es muss zu den­ken ge­ben, dass wir ge­ra­de ei­ne Be­triebs­grup­pe in ei­nem Groß­be­trieb durch Aus­trit­te ver­lo­ren ha­ben und ei­ne Rei­he wei­te­rer Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen, die auf dem Ge­biet der Be­triebs- und Ge­werk­schafts­ar­beit pro­fi­liert sind.

Vol­un­ta­ris­ti­scher Ak­tio­nis­mus (»man muss nur wol­len«) ist die Rück­sei­te der wei­ten Ver­brei­tung von po­li­ti­scher Re­si­gna­ti­on (»man kann doch nichts ma­chen«).

Je­den­falls wä­re es hilf­reich, in der Par­tei­dis­kus­si­on den ma­te­ri­el­len Hin­ter­grund von un­ter­schied­li­chen Kampf­er­fah­run­gen zu be­rück­sich­ti­gen. Üb­li­cher ist lei­der die vor­schnel­le Sor­tie­rung in die be­kann­ten Ka­te­go­ri­en der Ab­wei­chung von der re­vo­lu­tio­nä­ren Li­nie.

Ge­gen­wär­tig wer­den bei Ford Köln elf Ta­ge Kurz­ar­beit im Ok­to­ber ge­plant. Uwe in­for­miert uns eben dar­über, dass bei Mer­ce­des in Düs­sel­dorf die Sprin­ter­pro­duk­ti­on her­un­ter­ge­fah­ren wer­den soll und Ent­las­sun­gen an­ste­hen. Selbst­ver­ständ­lich hal­ten wir uns auch über die Um­grup­pie­run­gen im Bay­er­kon­zern auf dem Lau­fen­den. Der bleibt un­ser Schwer­punkt­kon­zern, al­ler­dings gibt es noch vie­le To­re, an de­nen die Pil­le nicht ver­teilt wird.

Lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen,

We­ra hat am ver­gan­ge­nen Wo­chen­en­de auf ei­ner im­mer noch lü­cken­haf­ten sta­tis­ti­schen Grund­la­ge die Neu­aus­ga­be der Par­tei­bü­cher aus­ge­wer­tet. Die Par­tei sei re­gio­nal sehr un­ter­schied­lich auf­ge­stellt – das be­tref­fe al­le Be­rei­che: vom Er­fah­rungs­stand, über die ideo­lo­gi­sche Bil­dung, über den Grad der Ver­an­ke­rung bis hin zur Hand­lungs- und Ak­ti­ons­tä­tig­keit. An man­chen Or­ten sei­en Er­fah­run­gen zum Bei­spiel in Fra­gen der Kas­sie­rung oder bei der Or­ga­ni­sa­ti­on ei­nes Grup­pen­abends oder In­fo­stan­des durch den Ge­ne­ra­ti­ons­wech­sel nicht mehr vor­han­den. Das gel­te na­tür­lich in be­son­de­rem Ma­ße für das ideo­lo­gi­sche Grund­wis­sen.

Pro­ble­me sieht sie vor al­lem in den Flä­chen­län­dern. Längst nicht al­le Mit­glie­der und Sym­pa­thi­san­ten wür­den hier über die Grund­glie­de­run­gen er­reicht. Oft sind wei­te Stre­cken zu über­win­den.

Die Par­tei wer­de klei­ner und äl­ter und dro­he zu ver­schwin­den, wenn es nicht ge­län­ge, neue Mit­glie­der zu ge­win­nen. Mit­glie­der ge­win­nen und hal­ten wir an der Ba­sis, in un­se­ren Grund­ein­hei­ten, al­so in der Flä­che. Zwei Pro­ble­me wä­ren des­we­gen vor­dring­lich:

Wie re­or­ga­ni­sie­ren wir un­se­re Struk­tu­ren vor al­lem in Hin­blick auf die Hand­lungs­fä­hig­keit und At­trak­ti­vi­tät der Grund­or­ga­ni­sa­tio­nen? Was be­deu­tet das für un­se­re (Lei­tungs-)Struk­tu­ren? Wie und wo ge­win­nen wir neue Mit­glie­der? Die­se Pro­ble­me müss­ten um­fas­send dis­ku­tiert und prak­tisch an­ge­gan­gen wer­den. Ein drit­tes Pro­blem sei die Fra­ge nach der Ver­an­ke­rung der DKP in der Klas­se. (So­weit We­ra. Es ist ge­wiss kein Zu­fall, dass Pe­ter in sei­nem Be­richt von der PV-Ta­gung die­sel­be Stel­le aus ih­rem Re­fe­rat her­vor­ge­ho­ben hat.)

Wir soll­ten, lie­be Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen, das Pro­blem von un­ten an­ge­hen, den Zu­stand un­se­rer Grup­pen ins Au­ge fas­sen und ver­än­dern. Wir wer­den uns in die Nie­de­run­gen des Kon­kre­ten be­ge­ben, All­ge­mein­heit hilft da nicht viel. Je­de Grup­pe im Be­zirk neh­men wir ein­zeln in den Blick.

Es gibt Grup­pen, die in der La­ge sind, Mit­glie­der auf­zu­neh­men, und sol­che, die das nicht sind. Was ver­setzt ei­ne Grup­pe in die La­ge, Mit­glie­der auf­zu­neh­men und zu hal­ten? Dar­über re­den wir heu­te und in den nächs­ten Wo­chen.

Klaus Stein