CO-Pipeline

Kom­mu­ni­ka­tions­krieg für CO-Giftgas-Projekt

CO-Giftgas-Pipeline als »bedroh­liche Image-Gefahr«

Graben für CO-Leitung, noch nicht zugebuddelt.

»Wenn Sie die Kom­mu­ni­ka­tions­herr­schaft nicht haben, sind Sie immer Verlierer”. Das sagte der ehe­ma­lige DFB-Chef Dr. Theo Zwanziger (CDU) – und trat zurück. Unter anderem hatte er sich in fünf Gerichts­ins­tan­zen erfolg­los dagegen gewehrt, als »unglaub­licher Dema­goge« bezeich­net zu werden. Auch die Bayer AG und ihre Tochter Bayer MaterialScience (BMS) führen den Kom­mu­ni­ka­tions­krieg mit dem Ziel, dass die Meinung der Herr­schen­den die herr­schen­de Mei­nung bleibt.

Die strate­gische Aus­rich­tung ist klar: BMS will die Inbe­trieb­nah­me der hoch­gifti­gen CO-Pipeline, die durch Wiesen und Wohn­gebiete entlang des Rheines zwischen Dor­ma­gen und Kre­feld-Uerdin­gen verläuft, möglichst zügig und ohne weitere Störun­gen durch die Bevöl­ke­rung durch­setzen. Dazu wurden schon mal die Vor­ga­ben des Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­rens unter­lau­fen. Anhän­gig sind weitere Verfah­ren vor dem Verwal­tungs­gericht Düs­sel­dorf und vor dem Ober­ver­wal­tungs­gericht Münster.

Ein weiterer dicker Brocken ist die von der Bezirks­re­gie­rung Düs­sel­dorf an­ge­setz­te Erör­te­rung der Ein­wen­dun­gen von 24.000 Bür­gern, geplant in ein paar Mona­ten in der Gruga-Halle in Essen, die wenigs­tens 9.000 Plätze hat.

BMS nimmt sich im Vorfeld aus der Schuss­linie und möchte einige kriti­sche Punkte außer­halb des offi­ziel­len Verfah­rens bereinigt sehen. Das Unter­neh­men spricht aber nicht, es lässt sprechen. Beauf­tragt wurde die IFOK GmbH aus Düs­sel­dorf, nach eigenen Angaben »eine inter­natio­nal führen­de Strate­gie- und Kom­mu­ni­ka­tions­be­ra­tung in den Berei­chen Nach­hal­tig­keit, Betei­li­gung und Dialog.«

Die Kritiker – mehr als 100.000 haben ihren Pro­test auf Unter­schrif­ten­lis­ten bekun­det – gehen davon aus, dass sich für Bayer das »unver­ant­wort­liche CO-Giftgas-Projekt offen­sicht­lich zu einer bedroh­li­chen Image-Gefahr entwickelt« hat. Bereits bei der Bayer-Aktio­närs­ver­samm­lung habe Bayer-Chef Dr. Marijn Dekkers Antwor­ten auf Rechts- und Kosten­risi­ken der CO-Pipeline verwei­gert. Akzep­table Antworten soll IFOK als »unab­hän­gi­ger Mode­rator« liefern. Bezahlt werden die Bemü­hun­gen der Kom­mu­ni­ka­tions­be­ra­ter von Bayer.

Die Initiativen lassen sich jedoch nicht ein­wi­ckeln – weder von Bayer noch nun von IFOK. Für IFOK sehen sie daher keinen Gesprächs­be­darf. Gesprochen werden könne bei dem von der Bezirks­re­gie­rung ange­setz­ten Erör­te­rungs­ter­min. Eine gemein­same offen­sive Ant­wort aus dem Kreis der Initia­ti­ven auf die sehr obskur verteil­ten Einla­dun­gen zu »Gesprä­chen« ging daher auch nicht an IFOK, sondern direkt an den Bayer-Vor­stands­vor­sit­zen­den Marijn Dekkers nach Lever­kusen: »Wir sehen in Münster und Essen die Orte, an denen Sie als Projekt­träger die Ihnen gestellten Fragen beantworten.«

Die DKP teilt die kriti­sche Hal­tung der Ini­tia­ti­ven und geht aus Erfah­rung bei ande­ren Pro­jek­ten davon aus, dass IFOK gar kein »neutra­ler« Mode­ra­tor ist, sondern den Auf­trag hat, »Stör­ge­räu­sche« zu be­sei­ti­gen. IFOK wird auch nicht in der Lage sein, Fragen aus dem hoch­kom­pe­ten­ten Kreis der Pipeline-Geg­ner zu beant­wor­ten: weder fachlich noch autori­siert. Schließ­lich geht die DKP Gerres­heim, durch deren Stadt­bezirk Bayer das Gift­gas leiten will, davon aus, dass IFOK gar nicht die neural­gi­schen Punkte der Trasse aus eigener An­schau­ung kennt.

Text und Foto: Uwe Koopmann