38 Jahre nach der Nelken­­revo­­lu­tion

PCP feierte mit uns ihr »Festa dos Cravos«

Am 3. Juni 2012 feierten unsere portugiesischen Genossen in der Karl-Liebknecht-Schule in Lever­­kusen das für sie »größte Ereignis in der Geschichte Portu­gals«, die April-Revo­lu­tion. Gemeinsam mit deutschen und türkischen Genossen bereits zum zweiten Mal in Leverkusen.

Am 25. April 1974 nach dem das Lied »Grândola, Vila Morena« von José Afonso im Rundfunk erklungen war, strömten hunderttausende Portugiesen auf die Strasse und brachten die Diktatur Salazars und Caetanos nach Jahrzehnten der blutigen Unterdrückung zu Fall.

Die politischen Gefangenen wurden befreit und die afrikanischen Kolonien erhielten ihre Unabhängigkeit. Ein grosser Teil der Armee solidarisierte sich mit der Bevölkerung und man steckte ihnen zum Zeichen der Verbrüderung rote Nelken in die Gewehrläufe, so erhielt diese Revolution ihren Namen.

Die portugiesische Genossin ging auch auf den aktuellen Widerstand der Völker der EU gegen das Diktat des Grosskapitals unter der Führung von Frau Merkel ein: »Die Welle der Unzufriedenheit gegen die aufgezwungenen Massnahmen und gegen die Arroganz der kapitalistischen Grossmächte, die durch das Deutschland von Frau Merkel angeführt werden, findet ihren Ausdruck in tausenden von Kämpfen in Betrieben und bei Demonstrationen auf der Strasse in Griechenland, Frankreich, Italien, Belgien, Grossbritannien, Spanien, Deutschland und Portugal. Brüssel verlangt, dass die Massnahmen der portugiesischen Regierung gegen Arbeitslosigkeit, gegen Prekarisierung, für bessere Löhne und Renten und die Sozialpolitik gestoppt werden. Sowohl dieser Widerstand gegen die EU Politik und gegen die ungebremste kapitalistische Ausbeutung und spekulative Gier des Finanzsektors, als auch der Kampf um eine wirtschaftliche und soziale Alternative werden aus Sicht der PCP die kommenden Kämpfe prägen. Dieser Widerstand spiegelt sich aber auch im Wahlresultat Frankreichs und Griechenlands wider.«

»Die PCP eine revolutionäre, patriotische und internationalistische Partei, wird alles daran setzen, dass dieser Finanzpakt abgelehnt werden wird. Die Integration Portugals in der neoliberalen, föderalistischen und militärischen EU dient den Regierungen des Grosskapitals als Vorwand die Ausbeutung zu verschärfen, die Errungenschaften der Arbeiterklasse anzugreifen, die nationale Souveränität zu schwächen und die bereits realisierten Träume der Nelkenrevolution zu zerstören.«

»Die Lebensbedingungen verschlechtern sich täglich, die Armut wächst. Portugal hat 2 Mio. Arme und ein Drittel der Arbeiter verdient weniger als 600 Euro und trotzdem verlangt die Trojka weitere Lohnkürzungen. Zugleich führt das Grosskapital eine ideologische Offensive zur Demobilisierung der Massen, ihre Organisationen zu diskretitieren und die einzige Stimme der Opposition, die Stimme der PCP zum Schweigen zu bringen. Der Kampf ist schwieriger geworden, aber wir setzen uns dafür ein, dass der Klassenkampf stärker wird.«

»In den ersten fünf Monaten diesen Jahres gab es zahlreiche Streiks, Demonstrationen und Massenveranstaltungen. Am 11. Februar war die grösste von der Gewerkschaft CGTP-IN je organisierte Demonstration mit 300.000 Teilnehmern in Lisabon, am 22. März war ein Generalstreik, 200.000 aus dem ganzen Land demonstrierten gegen die Abschaffung der Gemeinden und es gab Kämpfe der Angestellten des öffentlichen Dienstes, der Polizei und Militärkräfte, der Bauern, der arbeitenden und studentischen Jugend und anderer Schichten. Weitere Kämpfe sind schon angekündigt worden.«

»Auch in der Diaspora wird Widerstand geleistet z.B. in Osnabrück und Frankfurt wo gegen den Abbau konsularischer Dienstleistungen potestiert wird, durch den der Schulunterricht in portugiesischer Sprache und Kultur reduziert wird und neuerdings 120 Euro Gebühren für die Immatrikulation jedes Schülers erhoben werden. Dagegen sammeln wir in vielen Ländern 4.000 Unterschriften unter eine Petition an das portugiesische Parlament.«

»Alle portugiesischen Genossen sind aufgerufen, sich mit anderen für eine alternative Politik im Dienste des Volkes und dessen nationale Interessen einzusetzen, damit die Werte, Ideale und revolutionären Errungenschaften der Nelkenrevolution erhalten und weiter durchgesetzt werden.«

Klaus Weissmann überbrachte die herzlichen Glückwünsche zum Jahrestag der Nelkenrevolution im Auftrag unserer Parteivorsitzenden Bettina Jürgensen und Heinz Stehr, Mitglied des PVs und Leiter der Internationalen Kommission der DKP, die leider beide verhindert waren.

Das Fest war trotz Regens ein voller Erfolg. Schon beim Betreten der Geländes stiegen den Besuchern die Düfte der portugiesischen Spezialitäten in die Nase.

Zur musikalischen Unterhaltung trugen Paco und seine Begleiterin aus Köln mit Liedern aus aller Welt bei. Zwei Genossen aus Portugal und der Türkei stimmten spontan Kampflieder an. Die »Internationale« wurde gemeinsam in portugiesisch, türkisch und deutsch gesungen.

Text und Fotos: Irène Lang