CO-Pipeline

Alle gegen die Bayer-Pipeline

Ein­drucks­vol­le Kund­ge­bung in Hil­den ge­gen Gift­gas-Rohr

Demonstranten, Transparente, Kreuze. Auf dem Al­ten Markt in der rhei­ni­schen Klein­stadt Hil­den wa­ren sich Hun­der­te von Kund­ge­bungs­teil­neh­mern ei­nig: Die Pipe­line des Bay­er­kon­zerns mit dem hoch­gif­ti­gen Koh­len­mon­oxid (CO) darf nicht in Be­trieb ge­hen. Scharf ver­ur­teilt wur­den die Plä­ne des Kon­zerns, sich die vie­len Ab­wei­chun­gen von den Pla­nungs­vor­ga­ben nach­träg­lich ge­neh­mi­gen zu las­sen. Al­le Bür­ger­meis­ter an der Tras­se von Mon­heim über Lan­gen­feld, Hil­den, Er­krath, Düs­sel­dorf und Ra­tin­gen und die je­wei­li­gen Rats­ver­samm­lun­gen ha­ben die Bay­er-Plä­ne ab­ge­lehnt.

Der Land­rat des Krei­ses Mett­mann, Tho­mas Hen­de­le, fass­te noch ein­mal die we­sent­li­chen Grün­de zu­sam­men:

Der Bau der Pipe­line dient den wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen ei­nes Un­ter­neh­mens, näm­lich Bay­er. Da­für darf es kei­ne Ent­eig­nun­gen von Land ge­ben. Ent­eig­nun­gen sind ver­fas­sungs­recht­lich nur mög­lich, wenn sie der All­ge­mein­heit die­nen. Bay­er aber ist nicht die All­ge­mein­heit.

Für ei­ne Pipe­line-Tras­se von 67 Ki­lo­me­tern Län­ge müs­sen al­ter­na­ti­ve Stre­cken ge­prüft wer­den. Das hat Bay­er nicht ge­macht. Es hat so­gar die Pipe­line vom links­rhei­ni­schen Pro­duk­ti­ons­stand­ort Dor­ma­gen erst un­ter dem Rhein hin­durch ins rechts­rhei­ni­sche Mon­heim ver­legt, dann durch al­le an­gren­zen­den Städ­te ge­führt, um sie schlie­ß­lich wie­der un­ter dem Rhein hin­durch ins links­rhei­ni­sche Kre­feld-Uer­din­gen zu­schwen­ken.

Scharf kri­ti­sier­te Hen­de­le, dass Bay­er 29 mal vom Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ab­ge­wi­chen ist und die­ses Ver­fah­ren oh­ne Of­fen­le­gung kor­ri­giert wur­de. Das hei­ßt: Es gab kei­ne Bür­ger­be­tei­li­gung. Mit­ver­ant­wort­lich: die Be­zirks­re­gie­rung Düs­sel­dorf als Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de un­ter ih­rem da­ma­li­gen Prä­si­den­ten Jür­gen Büs­sow (SPD). Auch die Bay­er-Li­ta­nei, oh­ne CO-Pipe­line sei­nen Ar­beits­plät­ze ge­fähr­det, wur­de zu­rück­ge­wie­sen. Pro­duk­te auf Ba­sis von Koh­len­mon­oxid müss­ten dort her­ge­stellt wer­den, wo das Gift pro­du­ziert wer­de.

Die­ter Don­ner, ei­ner der Spre­cher der In­itia­ti­ven ge­gen die CO-Pipe­line, ap­pel­lier­te an die Kund­ge­bungs­teil­neh­mer, am Diens­tag, 5. No­vem­ber, nach Es­sen in die Gru­ga­hal­le zu kom­men. Dort wer­den ab 10 Uhr die 24.000 Ein­wen­dun­gen ge­gen die Plan­ab­wei­chun­gen er­ör­tert. Vor­her gibt es ei­ne um­fang­rei­che Ein­lass­kon­trol­le. Die Pres­se wur­de für den Ter­min von der Be­zirks­re­gie­rung nicht zu­ge­las­sen.

Ei­ne In­itia­ti­ven-Spre­che­rin ver­ur­teil­te, dass von der Be­zirks­re­gie­rung ein Ort für die Er­ör­te­rung ge­wählt wor­den sei, der für vie­le Pro­tes­tie­ren­de mit un­sin­nig lan­gen An­fahrts­we­gen ver­bun­den sei. Ein Ter­min in der Wo­che be­deu­te auch, dass für die Teil­nah­me Ur­laub ge­nom­men wer­den müss­te. Der aber sei nicht in je­dem Fall mög­lich. Am En­de der Kund­ge­bung wur­den noch zahl­rei­che Voll­mach­ten un­ter­schrie­ben, da­mit ei­ne In­ter­es­sen­ver­tre­tung in Es­sen ge­si­chert ist.

Die Mit­glie­der der DKP im Ein­zugs­be­reich der Tras­se ha­ben die jah­re­lan­gen Pro­tes­te ge­gen die CO-Pipe­line un­ter­stützt und auch die Un­ter­la­gen mit ih­ren Ein­wen­dun­gen un­ter­zeich­net. Der Er­ör­te­rungs­ter­min in Es­sen wird nicht der letz­te Schritt sein. Un­ab­hän­gig von der an­schlie­ßen­den Prü­fung der Ein­wen­dun­gen durch die+Be­zirks­re­gie­rung, sie ist qua­si ihr ei­ge­ner »Ge­richts­herr«, wird die Aus­ein­an­der­set­zung so lan­ge ver­lau­fen, bis die Pipe­line end­gül­tig für den Trans­port von Koh­len­mon­oxid ge­sperrt wird.

Die Sper­rung hät­te aus Sicht der DKP po­li­tisch längst voll­zo­gen wer­den kön­nen. Die Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten, die oh­ne Aus­spra­che und ein­stim­mig für das Pro­jekt vo­tiert hat­ten, hät­ten das »Lex Bay­er« auf­he­ben kön­nen. Für ei­nen sol­chen Schritt gab es im Land­tag kei­ne ab­seh­ba­re Mehr­heit. SPD- und CDU-Ab­ge­ord­ne­te stem­men sich mehr­heit­lich im In­ter­es­se von Bay­er ge­gen den Pipe­line-Stopp. Da­mit las­sen sie ih­re Par­tei­freun­de auf der lo­ka­len Ebe­ne im Re­gen ste­hen. Die DKP be­grü­ßt, dass auch die In­itia­ti­ven sich nicht von den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gen der Par­tei­en oder von Bay­er ein­ne­beln las­sen. Druck gibt es nur durch die au­ßer­par­la­men­ta­ri­sche Op­po­si­ti­on.

Land­rat Hen­de­le un­ter­strich, dass auch die Rich­ter am Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Müns­ter, das die Pipe­line noch auf dem Tisch hat, Zei­tung le­sen und so er­fah­ren, wie die Bür­ger Bay­er be­ur­tei­len. Es könn­te ja ein Ur­teil »im Na­men des Vol­kes« ge­ben.

Text und Foto: Uwe Koopmann


CO-Pipeline 2013 Fotoalbum