Politik
Aldi, Lidl und der Bischöfliche Stuhl
Geschäftsgeheimnis
Was haben Aldi, Lidl und der Bischöfliche Stuhl zu Limburg gemeinsam? Ihre Geschäfte wurden bis jetzt als strenges Geheimnis gehütet. Was haben die Bezieher nach SGB II oder Hartz IV oder BAT gemeinsam? Ihre Einkommen sind öffentlich nachrechenbar. Und wo sind die Unterschiede? Die erste Gruppe möchte noch mehr von der zweiten profitieren.
Das lohnt sich, wobei der vergleichsweise bescheidene Bischöfliche Stuhl des Franz-Peter Tebartz-van Elst an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden soll. Hier geht es um die Familien von Karl Albrecht (Aldi Süd), Theo Albrecht (Aldi Nord) und Dieter Schwarz (Lidl). Sie stehen auf den ersten drei Plätzen der deutschen Milliardärsliste, die aktuell mit 135 Einträgen einen neuen Höchststand verzeichnet: Karl (17,8 Mrd. Euro), Theo (16,0 Mrd. Euro) und Dieter (13,0 Mrd. Euro).
Damit diese Reihenfolge auch so bleiben könnte, haben die Discounter Aldi und Lidl an der Preisschraube und damit an der Gewinnspirale gedreht: Die Produkte wurden um vier Prozent teurer, errechnete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Eine solche Erhöhung liegt deutlich über der allgemeinen Inflationsrate:1,5 Prozent im September, 1,8 Prozent im Juli und 1,9 Prozent im Juni). Die vier Prozent stellen allerdings auch nur einen »Durchschnitt« dar, denn zum Beispiel Kartoffeln kosten rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr, Butter 30 Prozent, Milch 18 Prozent, Äpfel 22 Prozent.
Die Preissteigerungen betreffen besonders die Produkte des täglichen Lebens. Und damit insbesondere die Proletarier mit einem relativ niedrigeren Einkommen.
Spannend ist der Vergleich zwischen den Discountern und den etwas teureren Supermarkt-Ketten (Edeka, Rewe, …). Die sind in der Regel etwas teurer, aber ihre Preissteigerung lag nur bei 1,6 Prozent. Die Umsätze stiegen bei den Discountern zuletzt um 4,6 Prozent, bei den Supermärkten um 3,2 Prozent. Eine Profitsteigerung war also für beide Geschäftsmodelle noch möglich.
Aldi Süd brachte es durch die Arbeit in 1800 Filialen in Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr auf 15 Mrd. Euro Umsatz (Quelle: Focus), Aldi-Nord (5000 Märkte in Europa) hatte 11,5 Mrd. Euro Umsatz. Lidl: 3300 Filialen, 18 Mrd. Euro Umsatz. Die großen Zahlen aus dem globalen Geschäft: Aldi 56,8 Mrd. Euro und Lidl 54 Mrd. Euro Umsatz. Zum Gewinn legen die Konzerne keine Zahlen vor. Damit schließt sich doch noch der Kreis zum Bischöflichen Stuhl zu Limburg.
Text und Foto: Uwe Koopmann
PS: »discount« heißt in der deutschen Sprache Ermäßigung, Rabatt, Abzug. »abziehen« hat eine vielfache Bedeutung: z.B. subtrahieren – oder auch in der Jugend- und Ganovensprache: stehlen.