Politik

Wer betrügt der fliegt!

Plakat der SVP Schweiz umgestaltet auf die aktuelle Kampagne der CSU gegen die Ausländer.

Ausländerhetze aus Bayern

Die CSU bleibt bei ih­rer Stim­mungs­ma­che ge­gen die Ein­wan­de­rer, ob­wohl zahl­rei­che Jour­na­lis­tis­tIn­nen mit Zah­len be­le­gen, dass die Be­haup­tung, es gä­be Ein­wan­de­rer, die sich in Deutsch­land in ei­ne so­zia­le Hän­ge­mat­te le­gen wol­len, kei­ne Grund­la­ge hat. Wer nach Deutsch­land ein­wan­dert, macht es, weil er in der ei­ge­nen Hei­mat kei­ne Zu­kunfts­per­spek­ti­ven mehr sieht.

 

Die EU (da­mals EWG) hat seit ih­rer Ge­burt ei­nen grund­le­gen­den Feh­ler: sie wur­de nicht im In­ter­es­se der Mehr­heit der eu­ro­päi­schen Be­völ­ke­run­gen ge­grün­det, son­dern im In­ter­es­se der stärks­ten Kon­zer­ne – meist deut­scher Kon­zer­ne.

 

Dazu ein Zitat aus dem Taschenbuch des VMB »Arbeiterklasse und EWG« Hrsg. Fritz Rische (DKP Parteivorstand, Abt. Wirtschaft & Soziales. 1974, S. 83-84:

»Vor al­lem durch die Er­wei­te­rung der EWG zu ei­ner Ge­mein­schaft von neu­en Län­dern wird der Ver­such un­ter­nom­men, die Kon­kur­renz und Markt­po­si­ti­on des Wirt­schafts­blocks ge­gen­über den USA und Ja­pan ent­schei­dend zu ver­än­dern. Der am 22. Ja­nu­ar 1972 in Brüs­sel un­ter­zeich­ne­te Ver­trag über die Er­wei­te­rung der ›Ge­mein­schaft‹ hat zwar das öko­no­mi­sche Po­ten­ti­al der EWG er­wei­tert und z.B. die er­reich­te Stel­lung auf dem Ge­biet der Wäh­rung und im Welt­han­del wei­ter ge­stärkt, aber die Haupt­zen­tren und die Haupt­nutz­nie­ßer die­ser Ent­wick­lung sind die mäch­ti­gen Mo­no­pol­ge­sell­schaf­ten der EWG-Län­der, die sich im­mer mehr zu mul­ti­na­tio­na­len Kom­ple­xen aus­wei­ten. Die­se Ent­wick­lung hat vor al­lem auch der Bun­des­re­pu­blik die be­reits über­star­ken Mo­no­pol­grup­pen wei­ter an­ge­spornt, die auf vie­len Ge­bie­ten nach wie vor öko­no­misch stärks­te Po­si­ti­on für die He­ge­mo­nie­be­stre­bun­gen des deut­schen Im­pe­ria­lis­mus aus­zu­nut­zen.«

 

Das Un­gleich­ge­wicht zwi­schen den ein­zel­nen Län­dern wur­de nicht durch ge­ziel­te In­ves­ti­tio­nen in den je­wei­li­gen staat­li­chen Sek­tor be­ho­ben – wie dies die da­mals exis­tie­ren­den so­zia­lis­ti­schen Län­dern im RGW (Rat für ge­gen­sei­ti­ge Wirt­schafts­hil­fe) so­wohl un­ter­ein­an­der, als auch bei ih­rer Un­ter­stüt­zung der Ent­wick­lungs­län­dern ge­macht ha­ben, son­dern man be­nutz­te die schwä­che­ren Län­der in ers­ter Li­nie als Ab­satz­märk­te, für die ei­ge­ne Ex­pan­si­on und als Bil­lig­lohn­län­der für die ar­beits­in­ten­si­ve Pro­duk­ti­on (z.B. da­mals Tex­til- und Schuh­in­dus­trie). Das Re­sul­tat: ein im­mer stär­ke­res wirt­schaft­li­ches Ge­fäl­le zwi­schen den ein­zel­nen EU-Län­dern mit ei­ner entspr. ho­hen Ar­beits­lo­sig­keit und in der Fol­ge ei­ne stär­ke­re Wan­de­rung der Ar­beits­kräf­te. Kein neu­es Phä­no­men: die Men­schen sind in ih­rer Ge­schich­te im­mer da­hin ge­wan­dert, wo bes­se­re Le­bens­be­din­gun­gen herrsch­ten und die wich­tigs­ten Grün­de für ei­ne Aus­wan­de­rung wa­ren im­mer Hun­ger und Krieg.

  • ­Nach neu­es­ten Zah­len der UNO-Flücht­lings­hil­fe sind welt­weit ak­tu­ell 45,2 Mio. Men­schen auf der Flucht und da­von le­ben 80% in Ent­wick­lungs­län­dern und von den rest­li­chen 20% ge­langt nur ein klei­ner Teil nach Eu­ro­pa.
  • ­Falls sich die wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on in den je­wei­li­gen Her­kunfts­län­der ver­bes­sert, wür­de vor­aus­sicht­lich ei­ne Rück­wan­de­rung ein­set­zen. Dies hat sich z.B. bei der Bi­lanz der Ein- und Aus­wan­de­rung der Tür­ken ge­zeigt.
  • ­A­ber die­se rei­ne Stim­mungs­ma­che ge­gen ei­ne Min­der­heit um der ei­ge­nen Macht wil­len und um auf Stim­men­fang für die nächs­ten Land­tags­wah­len zu ge­hen, ist ein ge­fähr­li­ches und un­mensch­li­ches Spiel mit dem Feu­er.
  • Viel­leicht schlägt die CSU ja den Esel und meint den Sack: sie schimp­fen über kri­mi­nel­le Aus­län­der, den Miss­brauch der So­zi­al­sys­te­me, und wol­len tat­säch­lich die Res­te des So­zi­al­staa­tes be­sei­ti­gen.

 

Text und Bildbearbeitung: I. Lang

 


Literaturangabe zum Thema:
»Du deutsch? Geschichte der Ausländer in unserem Land«, Bernd Engelmann