Frieden
Düsseldorf: Ostermarsch 2013
Ostermarsch Rheinland, Kundgebung Düsseldorf, Marktplatz
Einer der Redner war Uwe Koopmann, DKP. Wir dokumentieren:
Wer Hindenburg wählt, der wählt Hitler, wer Hitler wählt, der wählt den Krieg
1933-2013: 80 Jahre Machtübertragung – Nationalsozialismus und Militär
Auch noch 1933 wurde die Machtübertragung an den Reichskanzler Adolf Hitler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg vielfach auf die leichte Schulter genommen. In rheinischer Gelassenheit wurde Bezug genommen auf Artikel 3 des Rheinischen Grundgesetzes: »Et hät noch immer joot jejange.« Und auf Artikel 7: »Wat wells de maache?«
Neuhochdeutsch: Der Hitler wird bald abgewirtschaftet haben. Wir haben schließlich auch das Sozialistengesetz überlebt. Diese Auffassung wurde oft von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern vertreten.
Aber der 30. Januar 1933 hat eine ideengeschichtliche und politische Vorgeschichte. Der »Lebensraum im Osten« wurde in »Mein Kampf« schon Mitte der 20er Jahre eingefordert. Organisatorisch und politisch nach dem Ende des 1. Weltkrieges »entwurzelte« Offiziere fanden die Nähe zum Nationalsozialismus. Die bekannteste Figur ist wohl Hermann Göring als »erfolgreicher« Jagdflieger.
Jeder, nicht nur Industrielle und Militärs, konnte die Expansionsvorstellungen in »Mein Kampf« nachlesen. Die 9. Auflage brachte 1932 über 100.000 Exemplare. Es folgten 1933: 1,5 Millionen, 1939: 5,5 Millionen und schließlich 1944: 10,5 Millionen Exemplare.
Hitler war in dieser Zeit kein Alleingänger in Sachen Aufrüstung. 1931 wurde Carl von Ossietzky der Prozess gemacht, und er wurde wegen »Spionage« zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. In der »Weltbühne« war im März 1929 über die verbotene Aufrüstung der Reichswehr berichtet worden.
Die Folgen:
Der programmatischen Vorgabe folgte die propagandistische Umsetzung am 30. Januar 1932 vor dem Industrie-Club in Düsseldorf: Treffen mit Vertretern der Schwerindustrie, der potentiellen Rüstungswirtschaft. Tauschgeschäft zwischen finanzieller Förderung und Verbot von KPD, Gewerkschaften und SPD.
Die Begrüßung im Industrie-Club erfolgte durch Oberbürgermeister Robert Lehr (DNVP). Seine ambivalente Vita zeigt ihn als Verbindungsburschen des pflichtschlagenden Corps Teutonia Marburg, 1914-1919 als Polizeidezernent, 1924 als Oberbürgermeister bis April 1933. Er wurde ausgetauscht, abgesetzt und in den Ruhestand verabschiedet, bis er von 1950-1953 Innenminister unter Konrad Adenauer wurde. Noch eine kleine Reminiszenz: Das Corps Teutonia Marburg wurde in der Nazi-Zeit umbenannt in »Kameradschaft Carl Allmenröder«, einer der »erfolgreichsten« Jagdflieger im 1. Weltkrieg. Die »Kameradschaft« wurde nach dem Krieg von den Alliierten verboten, versteckte sich ab 1946 hinter dem Namen »Akademischer Club Marburg«. 1951 gab es dann dass Corps Teutonia wieder.
- 19. November 1932 folgte die bekannte Eingabe aus der Herrschaftselite, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
- 30. Januar 1933: Machtübertragung durch den ehemaligen Reichsfeldmarschall Paul von Beneckendorff und von Hindenburg.
Vom 3. Februar 1933 sind die Liebmann-Aufzeichnung (Generalleutnant Kurt Liebmann) und das Mellenthin-Diktat bekannt. Auch der Kommunistische Nachrichtendienst liefert eine Mitschrift zur Hitlerrede vor Reichswehr-Generälen mit Reichswehrminister Werner von Blomberg. Das Ergebnis ist die Allianz Hitler – Wehrmacht!
Hammersteins Tochter Helga von Hammerstein-Equord, seit 1930 Mitglied der KPD unter dem Decknamen »Grete« bis 1937, hatte die Mitschrift angefertigt.
In der Abschrift des kommunistischen Nachrichtendienstes lautet die entsprechende Passage zu Hitlers Lebensraumprogramm:
»Dann wird das Heer fähig sein eine aktive Außenpolitik zu führen, und das Ziel der Ausweitung des Lebensraumes des deutschen Volkes wird auch mit bewaffneter Hand erreicht werden – Das Ziel würde wahrscheinlich der Osten sein. Doch eine Germanisierung der Bevölkerung des annektierten bzw. eroberten Landes ist nicht möglich. Man kann nur Boden germanisieren. Man muss wie Polen und Frankreich nach dem Kriege rücksichtslos einige Millionen Menschen ausweisen.«
Herrschaftssicherung in und um Düsseldorf:
- 4. Februar 1933: Erschießung von Ernst Junghans in Dormagen
- 20. Juni 1933: Ermordung von Hilarius Gilges
- 27. März 1934: Enthauptung von Emil Schmidt, Otto Lukat und Peter Hupertz (Erkrath)
Das Hoßbach-Protokoll vom 5. Nov. 1937 (Oberst Friedrich Hoßbach) berichtet: An der Zusammenkunft nahmen Kriegsminister Werner von Blomberg, die Oberbefehlshaber von Heer, Marine und Luftwaffe, Werner von Fritsch, Erich Raeder und Hermann Göring sowie Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath und Hitlers Wehrmachts-Adjutant, Oberst Friedrich Hoßbach, teil. Unmittelbarer Anlass war die Forderung Raeders, der Marine mehr Stahl als bisher für den Schiffbau zur Verfügung zu stellen. In der Konferenz sollte mit Hermann Göring als dem Verantwortlichen für den Vierjahresplan ein tragfähiger Konsens bei der Rohstoffzuteilung erzielt werden. Hitler wich jedoch gleich zu Beginn vom Thema ab und bot den Teilnehmern in einem mehrstündigen Vortrag Einblicke in seine weit gespannten außenpolitischen Ziele.
Hitler begann seine Ausführungen mit der Feststellung, dass es Ziel der deutschen Politik sein müsse, auf die »Raumnot« Deutschlands zu reagieren. Da eine autarke Versorgung Deutschlands mit dem bisherigen Gebietsstand nicht möglich sei, sich die deutsche Volkswirtschaft aber nicht vom Außenhandel abhängig machen dürfe, sei eine Erweiterung des deutschen Territoriums unumgänglich. Dabei müsse sich Deutschland gegen den Bolschewismus ebenso wappnen wie gegen die »Hassgegner« England und Frankreich. Hitler nahm, wie der folgende Auszug zeigt, den Krieg in Kauf und unterschied mehrere Szenarien.
Was tun?
- 16. April, 11 Uhr: Gedenken »Aktion Rheinland«, Anton-Betz-Straße
(Die Anfrage an OB Elbers vom 10. März blieb bisher unbeantwortet. - 4./5. Mai 2013: Nationalfeiertag, Tag der Befreiung in NL, Protest gegen Bundeswehrauftritt:
Aus dem Brief von Piet Schouten (AFVN):
Im Moment haben wir in den Niederlanden ein seriöses Problem durch die Beleidigung der Opfer des II. Weltkrieges und Geschichtsverfälschung. Ich möchte bei der VVN/BdA darauf aufmerksam machen und um Unterstützung bitten.
Der Bürgermeister der Gemeinde Bronckhorst, Herr Aaldering, hatte letztes Jahr gemeint, dass am 4. Mai, dem Nationaltag der Erinnerung und Mahnung der Opfer des Hitler-Faschismus, eine »Erinnerung auch an die in Vorden, Gemeinde Bronckhorst, begrabenen Wehrmachtsoldaten gegeben werden muss als Zeichen »einer Versöhnung«(…)
Am 4. Mai ist im ganzem Land überall zwei Minuten Stille. U.a. findet in Amsterdam eine Nationale Versammlung beim Denkmal (op de Dam) statt mit der Königin, Ministern und militärischer Ehrung für die Opfer des II. Weltkrieges.
Immer mehr wird versucht, die Geschichte zu verdrängen und zu verfälschen. Versuche, Militär (der Bundeswehr) aus Deutschland am Gedenktag 4. Mai einzuladen, sind bis heute glücklicherweise gescheitert wegen der Proteste der Bevölkerung.
Dagegen haben u.a. das National Komitee 4 en 5 Mei, die AFVN/BvA und die Jüdische Gemeinschaft protestiert. Auch wurde vom Gericht als eine weitere Erinnerung an die Wehrmachtsoldaten, die im Ort begraben liegen, verboten, an ihnen vorbei zu laufen an diesem Tag der Erinnerung und Mahnung.
Dieses Jahr 2013 hat die Gemeinde Bronckhorst mit der Justiz erreicht, dass die »Erinnerung an die dort begrabene Wehrmachtsoldaten« erlaubt ist. Wir sind schockiert und möchten eine breite Protest-Aktion vorbereiten!
Als Antifaschistischer Verein in den Niederlanden werden wir – zusammen mit dem National Komitee 4/5 Mei, Jüdische Vereine und andere Organisationen – dagegen protestieren unter dem Motto »Wir sind auch für Versöhnung, aber nur mit den Kräften, die gegen Faschismus und Krieg sind«. Mit Überlebenden und Familien von Opfern aus Deutschland und Antifaschisten aus Deutschland und anderen Ländern protestieren wir gegen jede Verehrung einer Kriegsarmee, welche in Dienst eines kriminellen Nazi-Regimes war!
Wir rufen unsere Kameraden und Freunde der VvN/BvA auf, unsere Aktionen zu unterstützen und am 4. Mai in Vorden zu protestieren zusammen mit allen Kräften in den Niederlanden.
Im Namen der Opfer und Familien und alle, die gegen wieder aufwachsenden Faschismus und Krieg in Europa und in der Welt und die Erinnerung der Schrecken des II. Weltkrieges lebendig halten, rufen wir im Besonderen unsere Kameraden des Nachbarn, Abteilungen der VVN/BvA an der Grenze auf, nach Vorden zu reisen und teilzunehmen an diesen Protesten am 4. Mai.
Diesem Aufruf möchte ich mich anschließen. Vielleicht ist es möglich, hier auf dem Marktplatz vor dem Düsseldorfer Rathaus ein Meinungsbild zu bekommen, mit dem wir den Aufruf aus den Niederlanden unterstützen.
Uwe Koopmann
Fotos: Klaus Müller
Es gilt das gesprochene Wort. Ein Meinungsbild konnte aus technischen Gründen (Lautsprecher) nicht erstellt werden.
Fotogalerie von Klaus Müller | Fotogalerie von Irène Lang + J.K.