CO-Pipeline
Bomben aus dem 2. Weltkrieg warten auf Giftgas von Bayer
Die NRW-Kampfmittelbeseitigung und die »Treffer« an der CO-Pipeline
Erdöl und Erdgas stehen in enger Beziehung zu Krieg und Kapitalakkumulation: Im Irak trafen die US-Bomben auf Pipelines. In Nordrhein-Westfalen ist es umgekehrt: Hier trifft eine Pipeline, die hochgiftige CO-Pipeline von Bayer, auf Bomben. Wenn die Zünder aus dem 2. Weltkrieg noch funktionieren, kann es hier zu Explosionen kommen, die denen im Irak in nichts nachstehen.
Die Kohlenmonoxid-Leitung soll von Dormagen nach Krefeld gehen. Vor der Verlegung der Pipeline hätte an der Trasse nach Bomben gesucht werden müssen. Das hatten die von Bayer beauftragten Unternehmen »vergessen«. Dabei führt die Trasse auch durch dicht besiedeltes Wohngebiet, etwa im Süden von Duisburg. Hier sollte intensiv geprüft werden, ob sich auf den Baustellen der Pipeline Bomben befinden. Das Gelände wurde einer Luftbildauswertung unterzogen – und freigegeben. Die Luftbildauswertung kann aber nur dann von Nutzen sein, wenn die Aufnahmen möglichst kurz nach dem Bombenabwurf bei »Schönwetter« in möglichst großer Anzahl vorliegen.
Ein weiteres Problem: Blindgänger werden dann nicht durch Luftbildaufnahmen erfasst, wenn sie etwa durch den Wurf eines Schattens unsichtbar bleiben.
Kurz nach Baubeginn stießen die Bagger allerdings doch auf die erste Bombe. Darauf gab es die erste Bodensondierung – und wieder eine Freigabe. Danach folgte der Fund einer zweiten Bombe. Wieder Sondierung, wieder Freigabe. Kies wurde aufgeladen und mit einem Lkw über die Autobahn A 3 und A 46 über rund 30 Kilometer nach Haan gefahren.
Erst beim Entleeren des Lkw kam diese Bombe wieder zum Vorschein. Sie verfügte über einen gefährlichen Säurezünder. Diese chemisch-mechanischen Langzeitzünder sollen die Bomben lange nach dem Abwurf explodieren lassen. In den letzten 12 Jahren sind 15 Bomben explodiert. Mehrere Kollegen vom Kampfmittelräumdienst kamen ums Leben. Eine Fünf-Zentner-Bombe ließ bei der Detonation in Nidda-Herb (Hessen) einen Krater mit 15 Meter Durchmesser und sechs Meter Tiefe entstehen.
Der Fund und der Transport einer Bombe setzen allerdings voraus, dass die Bomben zuvor überhaupt entdeckt wurden. Deshalb heißt es bei der Bürgerinitiative »Contra-Pipeline Duisburg-Süd«: »Niemand gibt uns die Gewähr, ob nicht irgendwo unter der Pipeline keine Bombe liegt.« Die Skepsis stützt sich auf die Gefahrenabwehrberichte, Kapitel Kampfmittelbeseitigung, des NRW-Innenministeriums. Danach gab es allein im Regierungsbezirk Düsseldorf, durch den die Pipeline führt, 482 Zufallsfunde, die also zuvor nicht durch Luftbildaufnahmen und Detektion entdeckt worden waren. Für die Zeit zwischen 2007 und 2010 lag diese Zufallsrate bei 34 Prozent. – Bayer spricht von der sichersten Pipeline der Welt. Und: »Darüber hinaus sichert die Pipeline Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.« Dagegen berichtete die Dormagener Lokalzeitung schon vor zehn Jahren: »Bayer zahlt in diesem und voraussichtlich im nächsten Jahr keine Gewerbesteuer mehr. Mit dieser Aussage schockte das Unternehmen Ende August die Stadt Dormagen und die übrigen rund 70 Standorte in Deutschland, an denen Bayer Gewerbesteuer zahlt.« – Bayers Gewinnquote lag zuletzt bei 20,2 Prozent, der Gewinn bei mehr als sieben Milliarden Euro. Ein Bombengewinn.
Staatsanwalt: Kein Verfahren wegen Bomben