CO-Pipeline
CO-Pipeline »Bayer macht sich lächerlich«
Seltsame Antworten zur hochgiftigen CO-Pipeline im Planänderungsverfahren
»Ein Weltkonzern macht sich lächerlich.« So werten die Initiativen die aktuelle »Kommunikationspanne« des Bayer-Konzerns. Mit öffentlich zur Schau gestelltem Eifer versuche das Unternehmen, sein andauerndes Interesse an der CO-Giftgas-Leitung zu begründen: Im März 2010 kündigte Bayer einen Antrag auf Planänderung an. Im April 2011 wurde der bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht. Und nun, im Mai 2012, folgt ein überarbeiteter Antrag. Die Initiativen wollen es wissen: »Mit welchem Verfahrensschritt dürfen wir im Juni 2013 rechnen?«
Die Pipeline-Gegner hatten bereits 2007 im Kalender notiert: Bayer erklärt, die Leitung müsse unbedingt bis zum Jahresende in Betrieb gehen. Heute: »Inzwischen kommt das Unternehmen auch ohne die Leitung seit fünf Jahren zurecht.«
Die Kritiker monieren das zwischenzeitliche Vorgehen von Bayer und die »Zusammenarbeit« mit der Bezirksregierung Düsseldorf als Genehmigungsbehörde: Alle Änderungen, die nun genehmigt werden sollen, sind schon längst gebaut und vollzogen – obwohl der Bezirksregierung für jede Änderung und Abweichung gegenüber den Planunterlagen vor Ausführung entsprechende Planunterlagen vorzulegen gewesen wären.
Als Grund für die erforderlichen Abweichungen nennt Bayer unvorhersehbare Bedingungen vor Ort. Zum Beispiel standen plötzlich ausgewachsene Bäume der Pipeline im Weg, die vorher keiner gesehen hatte. Und obwohl Bayer seine Giftgasleitung schon immer zur sichersten Pipeline erklärt hatte, in Wahrheit das Sicherheitsniveau aber ständig eigenmächtig gesenkt habe, gehe Bayer damit hausieren, dass man jetzt etwas beantragt, was »die Sicherheit nochmals verbessern soll«. Deshalb wollen die Initiativen auch gerne wissen, warum die Verwendung einer geringerwertigen Stahlsorte (L 415 MB statt L 485 MB) die Sicherheit weiter verbessert.
Die Bayer-Tochter Bayer Material Science (BMC) erklärte: »So mussten die Bauunternehmen zum Beispiel Wasser- und Gasleitungen oder Telefonkabel berücksichtigen, die sie in der Erde vorfanden. Deren Lage war vorher nicht genau bekannt.« Allerdings war genau diese längere vorwiegend rechtsrheinische Trassenführung ausgewählt worden, weil weitere Leitungsbündel dort zu Synergieeffekten führen würden.
Die Kritiker der CO-Pipeline werden gemeinsam mit den Anwohnern und Bürgermeistern diese Schlampereien zum Thema im Planänderungsverfahren zu machen – auch, wenn das Verfahren mit jedem Jahr komplizierter und schwieriger wird und in eine lange ungewisse Zukunft geht.
Neben der Auseinandersetzung im Planänderungsverfahren ist die CO-Pipeline auch noch beim Oberverwaltungsgericht in Münster anhängig. Dort geht es um die Frage: Durften Grundstücke im Interesse von Bayer enteignet werden, damit das Unternehmen die Giftgasleitung rechts- und linksrheinisch zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen über rund 70 Kilometer durch zum Teil dichte Bebauung errichten und in Betrieb nehmen darf. Ein Termin für die Gerichtsverhandlung wird noch nicht genannt.
Fotos: Uwe Koopmann