Partei
Maiempfang DKP Rheinland-Westfalen
»Den Kampf auf allen Ebenen weiterentwickeln!«
Lebendige Debatte beim 11. Maiempfang DKP Rheinland-Westfalen
Die letzte Tarifrunde im öffentlichen Dienst, die bevorstehende Tarifauseinandersetzung im Bereich der Metall- und Elektroindustrie mit angekündigten Warnstreiks und dazu die Krise in der EU bildeten den Hintergrund für die Frage »Wie stark sind die Kräfte des Widerstandes?«
Nach der Begrüßung durch Wolfgang Scholz, Sekretär »Betrieb und Gewerkschaften«, fasste Bezirksvorsitzende Anne Frohnweiler auf dem 11. Maiempfang in der Karl-Liebknecht-Schule in Leverkusen kritisch die augenblickliche Entwicklung zusammen. Ihr Fazit: Bessere Ergebnisse gibt es nur, wenn es an der Basis mehr Bewegung gibt. Das gelte auch für den parlamentarischen Bereich. Dringend sei der außerparlamentarische Druck zu verstärken. Deutliche Erfolge seien durch konzernkritischen Aktionen bei der Bayer-Aktionärsversammlung und in zahlreichen Aktivitäten gegen die hochgiftige CO-Pipeline von Bayer zischen Köln und Krefeld deutlich geworden.
Georg Polikeit, ehemaliger UZ-Chefredakteur, skizzierte umfassend und detailliert die aktuelle ökonomische und besonders die finanzpolitische Situation im Euro-Raum. Er entlarvte »Rettungsmaßnahmen« wie etwa den Fiskalpakt als Schwindelpaket, denn die Rettung gelte weiterhin den Banken, während die Ware Arbeitskraft entwertet werde. »Schuldenregulierung« sei ein Synonym für Sozialabbau, Rentenkürzung und Verschlechterung der Gesundheitsfürsorge. Das Tarifrecht werde ausgehebelt, die Argumentation mit den Lohnstückkosten orientiere in Richtung Prekarisierung. Und umgekehrt wären die Konzerne die Krisengewinnler.
Insgesamt sei die Europapolitik von Merkel (ohne Euro-Bonds) oder etwa von Francois Hollande (mit Euro-Bonds) darauf gerichtet, Kapital-Europa im Stück als Bollwerk zu sichern, ohne dabei die ökonomischen Defizite in den Randstaaten tatsächlich zu mindern.
Die »Kräfte des Widerstandes« seien zur Zeit objektiv begrenzt, der »subjektive Faktor« ebenfalls. Es gäbe zahlreichen Protest – aber keine durchschlagenden Erfolge. Zorn und Wut werde durch Resignation überlagert. Viele Menschen hielten die Situation, wobei sie eine Merkel-Vokabel übernehmen, für »alternativlos«. Jedenfalls sähen sie nicht die Möglichkeit, Alternativen durchzusetzen.
Einen Austritt aus der Euro-Zone nannte Polikeit politisch falsch und reaktionär. Dadurch würde die Macht des Kapitals nicht geschmälert. Griechenland etwa bliebe in der Abhängigkeit. – Notwendig sei eine breite Volksbewegung zu einer echten politischen Wende. Die dürfe aber nicht auf ein Land beschränkt bleiben, sie müsse vielmehr in mehreren Ländern gleichzeitig angestrebt werden: »Der Kampf ist auf allen Ebenen weiterzuentwickeln!« Dazu bedürfe es eines Übergangsprozesses.
Die lebhafte Debatte schloss mit Überlegungen zur Rolle der Gewerkschaften und der kommunistischen Parteien auf europäischer Ebene. Sozialpartnerschaftliches Denken und fehlende Geschlossenheit im politischen Handeln wurden als deutliche Defizite kritisch benannt.
Uwe Koopmann