Düsseldorf

Kundgebungen am 8. Mai in Düsseldorf

Unvollendete Befreiung

Vielfach bestimmte die unzureichende »offizielle« Auseinandersetzung mit alten und neuen Nazis die Kundgebungen am 8. Mai in Düsseldorf. Vor dem DGB-Haus gab Stephanie Peifer (ver.di-Bezirksgeschäftsführerin) deutlich zu erkennen, dass keine hinreichenden Anstrengungen gemacht worden seien, um Ausländerfeindlichkeit und andere neofaschistischen tätlicher Angriffe zu verhindern. Wenige Tage zuvor war an den Überfall auf das Düsseldorfer Gewerkschaftshaus erinnert worden.

MdB Andrej Hunko kritisierte bei einer Zwischenkundgebung vor der Deut­schen Bank an der Königsallee die unzulängliche »Nazi-Aufarbeitung« im Bundestag. Es sei Geschichtsverdrehung, die Befreiung durch die Rote Armee als »Invasion« der Sowjetarmee zu denunzieren.

Vor dem Verwaltungsgericht kritisierte eine Vertreterin von »Düsseldorf stellt sich quer« die Gerichtsentscheidungen dieses Hauses zugunsten von Dü­gida, denen es damit für Monate erlaubt wurde, ihre Nazipropaganda auf die Straße zu bringen. Entlarvend waren die Hinweise der Sprecherin auf die Nazi-Biographien vieler Richter, die auch nach 1945 im Amt blieben.

Die SDAJ sprach am Alten Rheinhafen über die anhaltende Verfolgung von Flüchtlingen und deren »Legitimierung«. Den geschichtlichen Hintergrund lieferte die Bronzefigur »Ehra« von Otto Pankok. Das Sinto-Mädchen erinnert an die deportierten und ermordeten Sinti und Roma, die nach Auffassung der Nazis nicht zur »Volksgemeinschaft« gehörten.

Zum Abschluss spielte »Heavy Gummi« auf der Bühne vor dem Rathaus. Hervorragende Instrumentalisten, großartige Arrangement und knallharte Texte lieferten eine begeisternde Symbiose von Antifaschismus und »rheini­scher Lebensfreude«, an der offensichtlich nicht nur Ingrid und Dieter Süver­krüp ihr Vergnügen hatten.

Text: Uwe Koopmann
Foto: Gisela Blomberg


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