Düsseldorf

Abschied von Maria Wachter und Karl Schulzke

Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,

am 18. August haben wir zwei unserer GenossInnen verloren: Maria Wachter, die ihr sicher alle kennt, und Karl Schulzke, den vermutlich etliche von euch nicht kennen werden.

Abschied von Maria Wachter
Abschied von einer mutigen, wundervollen Frau


Erst im April diesen Jahres feierten wie Marias 100. Geburtstag. Schon zu diesem Zeitpunkt ging es Maria gesundheitlich nicht gut. Darum begingen wir ihren Geburtstag auch nur in einem ganz kleinen Kreis mit ihren nächsten Genossinnen und Genossen unserer Partei und natürlich mit ihren geliebten Kameradinnen und Kameraden der VVN.

»Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt«: Der Spruch stammt wohl von den 68ern – doch die Einsicht und die dazu gehörige Praxis haben Maria Wachters ganzes Leben geprägt.

Da war der Krach mit den sozialdemokratischen Eltern, als sie das Bild ihrer widerspenstigen Tochter, des frischgebackenen KJVD-Mitglieds, in der kommunistischen »Freiheit« entdeckten; da war die verpönte rote Nelke im Knopfloch am 1. Mai, damals kein offizieller Feiertag, die sie Anfang der 30er Jahre den Arbeitsplatz kostete, und der Kampf um die Straße, nicht zuletzt mit den Mitteln der Agitprop-Gruppe »Nordwest ran«, gegen die Nazi-Schläger. Und da war vor allem ihr Mut im illegalen Widerstand unter Lebensgefahr gegen das faschistische Regime. Auch nach der Befreiung engagierte sie sich weiter in der KPD und ließ sich auch nicht beirren, als ihr 1958 unter Adenauer der Prozess gemacht wurde. Marias Gestapoakte, sie lag auf seinem Tisch, galt dem Staatsanwalt als Beweis ihrer Unverbesserlichkeit.

Marias Nein gegen die Wiederbewaffnung und kapitalistische Restauration und vor allem gegen die wieder hochkommende Nazipest war freilich stets gespeist von einem großen Ja – dem Ja zu der »einfachen Sache, die schwer zu machen ist«: dem Kommunismus. Noch bis Ende der 90er Jahre hat Maria in unserem Düsseldorfer DKP-Kreisvorstand mitgearbeitet, und noch an ihrem 99. Geburtstag beschäftigte sich Maria mit Engels' Schrift »Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen«, die sie sich aus dem Neue Impulse Verlag hatte schicken lassen. Leider wurden Marias Augen so schlecht, dass sie kaum noch lesen konnte. Auch das Hören fiel ihr in ihren letzten Lebensmonaten immer schwerer. Das machte sie wütend – zurecht.

Maria – 1930 in die KPD eingetreten, 1968 Mitbegründerin der DKP – konnte stolz sein auf ihr Leben; daran war nichts verkehrt. Und wir waren und sind stolz auf sie!

So schwer es fällt, von einem lieben Menschen Abschied zu nehmen – wir wissen schließlich, dass wir alle sterblich sind, und wer, wie Maria, bis ins allerhöchste Alter hinein mit klarem Bewusstsein am gesellschaftlichen und politischen Leben Anteil nehmen kann, darf sich glücklich schätzen. Erst in den letzten Monaten ihres über hundertjährigen Lebens konnte, und wollte, Maria das nicht mehr. Ihr Tod war für sie Erlösung.


Abschied von Karl Schulzke

Karls Tod kommt für alle, die ihn kannten, überraschend. Geboren am 31. Mai 1929, war Karl weit über ein halbes Jahrhundert lang in der kommunistischen Bewegung unseres Landes aktiv, hat der KPD auch in den Jahren der Illegalität die Treue gehalten, war selbstverständlich zur Stelle, als es 1968 galt, mit der Konstituierung der DKP einen legalen Neuanfang zu wagen – er hat die DKP in Düsseldorf mitgegründet –, hat lange im Bezirksvorstand, im Kreisvorstand, bis zuletzt auch im Vorstand der Gruppe Düsseldorf-Wersten  mitgewirkt.

Die Kollegen bei der Firma BEA in Benrath wählten den bekennenden Kommunisten immer wieder in ihren Betriebsrat, viele Jahre war er Betriebsratsvorsitzender; und jahrzehntelang hat Karl auch die unterschiedlichsten ehrenamtlichen Gewerkschaftsfunktionen ausgeübt. „Ohne Bewegung in den Betrieben und Gewerkschaften wird sich nichts bewegen“ – das war eins der letzten Themen, zu dem der klassenbewusste und gebildete Arbeiterfunktionär Karl Schulzke, erst vor kurzem, in seiner Parteigruppe referierte: es entsprach seiner erfahrungsgesättigten tiefen Überzeugung.

An Veranstaltungen der Marx-Engels-Stiftung in Wuppertal hat Karl bis vor wenigen Jahren eifrig teilgenommen, als meist stiller, aber sehr aufmerksamer Zuhörer. Erst als ihn seine Frau aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur nächsten S-Bahn-Station fahren konnte – er wohnte ja in Hückelhoven, weit ab vom „Schuss“ –, musste er zu seinem großen Bedauern darauf  verzichten.
Karl starb, wie er gelebt hat: ohne viel Aufhebens von sich zu machen. Von einem Tag auf den andern. Bescheiden, hilfsbereit, wissbegierig, ruhig, klug – so werden wir Karl in Erinnerung behalten. Er wird uns fehlen. Seiner Frau, seinen Kindern, den Enkeln und Urenkeln drücken wir die Hand.


Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,

wir bitten euch – oder zumindest diejenigen von euch, die Karl Schulzke gekannt haben – an der Trauerfeier für ihn am Dienstag, 24. August, 14.30 Uhr in der Feierhalle auf dem Friedhof in Hückelhoven-Baal teilzunehmen. Wenn ihr euch rasch meldet, können wir Mitfahrgelegenheiten organisieren.

  • Die Trauerfeier für Maria Wachter wird am Montag, 20. September, 13.20 Uhr in der Kapelle des Stoffeler Friedhofs, Bittweg 60, 40225 Düsseldorf, stattfinden.

  • Für Karl Schulzke am Dienstag, dem 24. August 2010 um 14.30 Uhr auf dem Friedhof in Hückelhoven/Baal. Die Trauergäste treffen sich um 14.00 Uhr in Hückelhoven-Baal, Hertzstraße 34 zum gemeinsamen Gang zum Friedhof in Baal. (Zu erreichen über A46 Richtung Heinsberg, Abfahrt Erkelenz-Süd, dann B57 (Heerstraße) Richtung Linnich/Baal.



Hermann Kopp (Kreissprecher DKP Düsseldorf)        
Christiane Schnura (Kreissprecherin DKP Düsseldorf)