Köln

Lenin und Demokratie

Seminar der DKP Köln in Solingen-Theegarten

Gustave Courbet (1819-1877), La rencontre (Die Begegnung), ou «Bonjour, Monsieur Courbet», 1854, 129 cm mal 149 cm, Öl auf Leinwand, Musee Fabre, Montpellier
Gustave Courbet (1819-1877), La rencontre (Die Begegnung), ou «Bonjour, Monsieur Courbet», 1854, 129 cm mal 149 cm, Öl auf Leinwand, Musee Fabre, Montpellier, public domain, via Wikimedia Commons

Es ist leicht zu erraten, wann wir das Leninseminar geplant hatten: im Jahr seines 150. Geburtstages, also im Frühjahr 2020. Aber es kam eine Seuche dazwischen. Dann ein Winzer, der Räume versprochen hatte, aber absagte. Inzwischen waren uns aber auch noch andere politische Probleme auf die Nägel gebrannt worden. Etwa die Frage nach dem Zusammenhang von Privateigentum und bürgerlicher Demokratie.

Es sei an Steve Bannon erinnert. Am Tag nach der Amtseinführung des US-Präsidenten Trump, am 21. Januar 2017, feierten die europäischen «Rechtspopulisten» und weitere dem Faschismus zugeneigte Parteien im symbolträchtigen Koblenz. Ein Wahrzeichen politischer Reakion war Koblenz geworden, als sich 1792 die europäische Aristokratie, die Gegner der französischen Revolution, dort versammelte und zum Kriege rief. Der Name der Stadt stand für die Gegenrevolution.
Heute geht es nicht mehr um Adelsprivilegien, sondern gegen die Aufklärung mitsamt Menschen- und Bürgerrechten. Anwesend war im Januar 2017 - wenn er das Treffen nicht sogar organisiert hat - eine der übelsten Figuren in Trumps seinerzeitigem Gruselkabinett, Steve Bannon. Bannon war zeitweise Stabschef, also Chefberater und Mitglied im Nationalen Sicherheitsrat. Und zuvor Organisator der Tea-Party. Bannon pflegt die Beziehungen zu den europäischen Rechtspopulisten wie Wilders, Le Pen und Nigel Farage. Er kündigte schon 2014 einen großen Krieg an. Seine Weltanschauung stützt sich auf die Geschichtsphilosophie von Edmund Burke (1729-1797), der bestreitet, dass eine Gesellschaft mit den Ideen von Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit erfolgreich sein könne.
Laut Burke werden Freiheit und Privateigentum unvermeidlich vernichtet, wo die Regierung nicht in den Händen der Eigentümer ist. Gleichzeitig tritt Burke für die direkte Abhängigkeit der politischen von der ökonomischen Macht ein: Der Anteil des einzelnen an der Staatsautorität solle seinem Eigentumsanteil entsprechen.

Ein Anlass für Beschäftigung mit Lenins Haltung zur Demokratie war das Buch «Lenin, Vorgänger Stalins». Eugen Ruge hat es zusammen mit Wladislaw Hedeler schon 2010 herausgegeben. Der Text basiert auf einem Vorlesungsmanuskript aus 1994/95, das von Eugen Ruges Vater, dem Historiker Wolfgang Ruge, der Kollegin Jutta Petersdorf zur Verfügung gestellt worden ist. Aber es fällt auf, dass das Urspungsmanuskript nicht von Texten zu unterscheiden ist, die offenbar von Wladislaw Hedeler oder Eugen Ruge stammen. Hier wurde die redaktionelle Arbeit wohl etwas expansiv.
Jörg Baberowski schlussfolgerte als Rezensent seinerzeit in der FAZ: Lenin sei nach Ruge ein Hasardeur und Machtmensch gewesen, der die Umstände skrupellos für seine Zwecke ausgenutzt habe. In der Tat müsste man bei oberflächlicher Lektüre zum Schluss kommen, dass Lenin durch seine Parteikonzeption und seine eigene politische Praxis am Weg zum Stalinismus weichenstellend beteiligt gewesen sei. Seine Gewaltorientierung habe ein exzessives Machtsystem installiert, dessen sich Stalin bedienen konnte. Aber schon Werner Röhr (siehe «Z», Nr. 86, Juni 2011) wendet ein: «Von den notwendigen Einwänden gegen diese Kontinuitätsthese sei hier nur einer angeführt, den Ruge geringschätzt: Voraussetzung des siegreichen Stalinismus war die Vernichtung des Bolschewismus als politischer Kraft und die physische seiner Köpfe.»
Einige Quellen bleiben ungenannt. Aber das ist ein Fehler, der auch uns schon mal unterläuft.

Heruvorzuheben ist: naturfreundeseitig sind wir von den beiden «Köchen» auf das liebevollste verwöhnt worden. Es war herrlich. Wir haben opulent und lecker gegessen, gut geschlafen und uns gut verstanden.
Das Referat «DKP und Grundgesetz» musste ausfallen, wir werden es nachholen.

So war außerplanmäßig ein Spaziergang möglich. Die Wurzeln von Theegarten liegen im 14. Jahrhundert. Erstmalig urkundlich erwähnt wird der Ort als «Zeyngardin» im Jahre 1303. Im Zehntregister des Klosters Altenberg kommt der Ortsname als Tegarden vor. Es geht also im Namen um den «Zehnten» als feudale Abgabe und nicht etwa um Genussmittel.

Klaus


«Lenin und Demokratie» Seminar der DKP Köln in Solingen-Theegarten


Programm des Leninseminars vom 20. bis 22. Oktober 2023

Lenin und Demokratie

Wolfgang Ruge

Anmerkungen zu Lorenzetti und Courbet

Demokratische Rechte unter den Bedingungen des Imperialismus

Eigentum und Demokratie


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