Bergisch Gladbach
9. Mai 2016
Dr. Naumow, Pfarrer Schwabedissen, Uwe Koopmann, Bettina Ohnesorge (2015)
Erklärung von Prof. Wladimir
Naumow zum 9. Mai
Professor Dr. Wladimir Naumow, Moskau, ein ehemaliger minderjähriger Zwangsarbeiter im faschistischen Deutschland, erinnerte zum 9. Mai an den Tag der Befreiung vom Faschismus. Der Brief an Walborg Schröder, Ehrenvorsitzende der Deutsch-Russischen Gesellschaft Rhein-Ruhr, hat folgenden Wortlaut:
«Heute begeht Russland seinen wichtigsten Feiertag – den Tag des Sieges über das faschistische Deutschland. Ich erinnere mich, wie ich diesen Tag vor 71 Jahren im Zwischenlager in Augustdorf bei Stukenbrock erlebte. Es fiel uns schwer zu glauben, dass der Krieg zu Ende ist, dass wir in die Heimat zurückkehren können. Wir alle standen unter dem schmerzlichen Eindruck der Eröffnungszeremonie des Obelisken auf den Massengräbern unserer Kriegsgefangenen in Stukenbrock.»
Prof. Naumow äußert seine Dankbarkeit dafür, dass er viele Jahre die Möglichkeit hatte, diesen traurigen Ort besuchen zu können und seinen alten in diesen Massengräbern ruhenden Kampfgefährten die Pflicht und Ehre des Gedenkens erweisen konnte. Allen deutschen Freunden, die die Erinnerung an die Opfer des Krieges bewahren, dankte er dafür: «Ich bin glücklich, dass ich gute Freunde in Deutschland habe und übermittle Ihnen und allen Ihren Freunden und Kollegen meine Grüße und die besten Wünsche für Gesundheit, Wohlergehen und Frieden sowie für Erfolge im Wirken zur Festigung der Freundschaft zwischen unseren Völkern.»
Wladimir Naumow wurde als elfjähriger Junge mit seinen Angehörigen aus Smolensk nach Nazideutschland verschleppt und musste bei der Bleiche AG in Bielefeld als minderjähriger Zwangsarbeiter schuften. Nach der Befreiung durch die Alliierten erlebte er die ergreifende Zeremonie der Eröffnung des von ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen in Stukenbrock erbauten Obelisken mit. In vielen Schulen und im Jugendcamp in Stukenbrock sprach Prof. Wladimir Naumow mit deutschen Schülerinnen und Schülern in beeindruckender Weise über seine Erlebnisse als minderjähriger Zwangsarbeiter im Faschismus. In vielen Buchbeiträgen und Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln hat er über diese Zeit berichtet.
Text Uwe Koopmann / Foto: Klaus Müller