Düsseldorf

Die Umbenennenung der Hans-Günther-Sohl-Straße am 7. November, 14 Uhr

Die ungebrochene Karriere des Nazi-Wehrwirtschaftsführers

Straßenkarte.

Zwischen der Grafenberger Allee und Hellweg/Cranach-Straße verläuft die Hans-Günther-Sohl-Straße als Verbindungsstraße und »Zulieferer« für die Bürobauten verschiedener großer Firmen. Diese Straße wurde nach einem Altnazi (NSDAP-Mitgliedschaft von 1933 bis 1945) benannt: Hans-Günther-Sohl.

Sohl war kein einfaches NSDAP-Mitglied. Er war ein herausragendes Bindeglied zwischen dem NS-Regime und der deutschen Schwerindustrie, die insbesondere der Absicherung der Rüstungsproduktion und der angestrebten Eroberung und Besetzung der Nachbarländer diente. Sohls Karriere wurde 1942 durch die Ernennung zum »Wehrwirtschaftsführer« gekrönt. Zu seinem «Aufgabenbereich« gehörte die tausendfache Ausbeutung insbesondere der sowjetischen Zwangsarbeiter. NS-Slogan: Vernichtung durch Arbeit. Sohls »Schreibtisch-Arbeit« endete mit der Zerschlagung des Faschismus und seiner Verhaftung am 1. Dezember 1945. Er kam in ein Zwischenlager in Iserlohn, dann am 4. Dezember 1945 in das Verhörzentrum in Bad Nenndorf. Hier waren auch Nazi-Aktivisten inhaftiert, die als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden.

1946 wurde Sohl in das »Camp Roosevelt« (Hemer) der britischen Rheinarmee verbracht, anschließend in das Internierungslager »Eselsheide« bei Bielefeld. Am 17. Mai 1947 wurde er entlassen.

Nach seiner Entlassung setzte der nun ehemalige Nazi seine Karriere an alter Stelle ungebrochen fort: Vorstand der Vereinigten Stahlwerke, 1953 Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG, 1972 Vorsitzender des Bundes­verbandes der Deutschen Industrie (BDI). Sohl wohnte zuletzt Am Gartenkamp 10 in Düsseldorf, wo er am 13. November 1989 starb.

Die DKP Düsseldorf unterstützt die Bemühungen, die »Hans-Günther-Sohl-Straße« nicht mehr nach diesem Namensgeber zu benennen und schlägt vor, die Straße in einem bürgerschaftlichen Verfahren neu zu benennen. – Geeignet wäre sicherlich der Name eines der Opfer des Naziregimes.

Wehrwirtschaftsführer

1942 wurde Hans-Günther Sohl zum »Wehrwirtschaftsführer« ernannt, ein Jahr nach dem Überfall der Nazi-Truppen auf die Sowjetunion. Der Titel wurde in der NS-Diktatur den Managern von Betrieben verliehen, die besonders wichtig für die Rüstung waren. Die Ernennung erfolgte durch das NS-Wirtschaftsministerium. 1942 war Walther Funk (NSDAP) Wirtschaftsminister. Er wurde beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslanger Haft verurteilt und starb – vorzeitig entlassen – am 31. Mai 1960 in Düsseldorf.

Uwe Koopmann


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