Düsseldorf

Ein Zusatzschild für die Hans-Günther-Sohl-Straße

DKP erinnert an die NS-Ver­gan­gen­heit des BDI-Präsi­denten

Am Straßenschild: Demonstranten mit DKP-Fahne. Uwe Koopmann montiert das Zusatzschild.

Mit einer symbolischen Erweiterung des Schildes «Hans-Günther-Sohl-Straße» wies die DKP Düsseldorf auf die Forderung hin, den Namen des NSDAP-Mitgliedes (1933 bis 1945) und Wehrwirtschaftsführers des NS-Regimes zu entfernen. Im «Tausendjährigen Reich» arbeitete er leitend für die Friedrich Krupp AG und die Vereinigten Stahlwerke. Beide Konzerne beschäftigten Zwangsarbeiter vornehmlich aus der Sowjetunion. Nach dem Krieg wurde Sohl bis 1947 in Internierungslager inhaftiert. Der Freilassung folgte der kometenhafte Aufstieg als Wirtschaftsmanager bis zur Wahl zum Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Sohl (1906-1989) verbrachte seine letzten 25 Lebensjahre in einer Luxusvilla am Rande von Düsseldorf.

Die Zusatzschilder an den Einmündungen zur Cranachstraße und zur Grafenberger Allee tragen die Aufschrift «NS-Wirtschaftsführer / 1933-1945 NSDAP». Unter mehrfacher Observierung durch die Polizei wurden sie mit Rosendraht angefrickelt.

Als Alternative zur «Hans-Günther-Sohl-Straße» schlägt die DKP die «Willy-Kutz-Straße» vor. Der Lebenslauf von Kutz stellt praktisch einen kompletten Gegenentwurf zur Vita von Sohl dar: Arbeiter, Gewerkschafter (HBV-Delegierter), Kommunistischer Jugendverband (KJVD), Antifaschist, Widerstandskämpfer, Zuchthaushäftling unter den Nazis, Strafbataillon 999. Kutz lebte in Gerresheim, ebenfalls gleichsam am Rande von Düsseldorf – allerdings in einem Gartengelände, das im Volksmund die Bezeichnung «Jammertal» trug.

Am Ende des Gedenkens beharrte die Polizei darauf, die Zusatzschilder wieder zu entfernen, da die Anmeldung für das Treffen eine Dauer von 30 Minuten vorgegeben hatte. Nach 30 Minuten müssten deshalb auch die Zusätze wieder verschwinden. Uwe Koopmann, der die Gedenkveranstaltung angemeldet hatte, frickelte den Rosendraht wieder ab und schrieb Polizeipräsident Norbert Wesseler (SPD) einen Brief, in dem er anfragte, warum es verboten sei, mit einem Straßenzusatzschild auf die NS-Vergangenheit von Hans-Günther Sohl hinzuweisen.

Mit der Umbenennung der Straße befasst sich auch die Bezirksvertretung Flingern. In jüngster Debatte wollte sie sich mehrheitlich nicht für die Aberkennung des Straßennamens entscheiden. Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte der Stadt Düsseldorf, arbeitet daher an einem Gutachten, das klären soll, ob eine Straße weiterhin nach Sohl benannt werden kann – oder nicht.

Text: Uwe Koopmann
Foto: Bettina Ohnesorge