Gerresheim
Ex-Nazi und BDI-Vorsitzender Dr. Hans-Günther-Sohl
Ein neues Türschild für Dr. Sohl
In einer kleinen, gezielten Aktion machten Vertreter von SDAJ und DKP darauf aufmerksam, wer in der Villa mit der Adresse Am Gartenkamp 12 in Düsseldorf gewohnt hat: Auf dem Schild des Briefkastens steht weitgehend verwittert «Dr. Sohl». Der Zugang zum 40.000 qm großen Grundstück ist mit einem einfachen Vorhägesicherheitsschloss und ein paar Kabeln verschlossen, so dass die Villa nicht mehr ohne weiteres betreten werden kann.
Damit deutlich wird, wer hier bis seinem Tode 1989 gewohnt hat, wurde bei der Aktion ein kleines Zusatzschild am Gartentor angebracht:
«NS-Wehrwirtschaftsführer / NSDAP 1933 – 1945». Gemeint ist der Ex-Nazi Dr. Hans-Günther Sohl, vielfach eher bekannt als Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG und Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Sohl war 1945 von den Alliierten verhaftet worden und zuletzt bis 1947 im Lager Eselsheide bei Paderborn interniert. Eselsheide liegt ganz in der Nähe des NS-Lagers von Stukenbrock, aus dem die Kohlebarone des Ruhrgebiets ihre Zwangsarbeiter für die «Vernichtung durch Arbeit» rekrutierten. Nach seiner Entlassung machte der Ex-Nazi eine kometenhafte Karriere in der westdeutschen Stahlindustrie. Die erste Großes Koalition zeichnete Sohl 1969 mit dem «Großen Verdienstkreuz mit Stern» aus. 1973 kam der Orden mit Schulterband hinzu (Bundeskanzler: Willy Brandt). Japan, der Verbündete aus der Nazizeit und Handelspartner nach 1945, überreichte Sohl im Jahr vor seinem Tod den «Orden des Heiligen Schatzes».
Die Stadt Düsseldorf ehrte ihren bedeutenden Sohn mit einer «Hans-Günther-Sohl-Straße». Die Schriftzeile an der Gartentür hatte die DKP vor Monaten zunächst als Zusatzinformation an das Straßenschild montiert. Auf Verlangen der die Aktion begleitenden Polizisten und mit einer Bestätigung des Polizeipräsidenten musste das Zusatzschild wieder entfernt werden. Nun hat es einen «würdigen» Platz am Gartentor zur Sohl-Villa gefunden. In den nächsten Tagen soll entschieden werden, ob es die «Hans-Günther-Sohl-Straße» weiterhin geben wird. Die DKP hatte angeregt, die Straße nach einem Opfer der NS-Diktatur zu benennen.
Text und Foto: Uwe Koopmann