Köln
Hanns Kralik - Mensch - wie stolz das klingt
Hanns Kralik (1900 – 1971) im Schloss Moers bis 24. März 2024
Hanns Kralik - Mensch - wie stolz das klingt
Im Schloss Moers werden bis zum 24. März 2024 Arbeiten von Hanns Kralik (1900 – 1971) gezeigt und sein bewegtes Leben dokumentiert. Großneffe Ralf Zimmermann sagt, es hätte für drei Leben gereicht.
Hanns Kralik ist in Moers aufgewachsen, wurde Mitglied der KPD, arbeitete als Bergmann und Künstler. In Frankreich war er zusammen mit seiner Frau Lya in der Résistance aktiv. Im Juli 1945 kamen sie zurück nach Düsseldorf. Hier wartete die neue Aufgabe: Hanns Kralik wurde zum Kulturdezernenten berufen. Außer Trümmerbergen war seinerzeit viel geistiger Schutt wegzuräumen.
Der Titel der Sonderausstellung ist der Grafik entliehen, die den gefolterten Hugo Paul zeigt.
Kralik: «Schon in frühester Kindheit macht mir Zeichnen, mich bildlich auszudrücken, viel Freude, es war mein Spielen. Jede freie Stunde verbracht ich damit. Mit dem Zeichenmaterial haperte es allerdings meistens. Aus diesem Dilemma fand der Vater eine großzügige Lösung. In unserer Wohnküche wurden die Wände mit einem 1,50 m hohen Ölsockel gestrichen, natürlich in dunkler Farbe. Kreide lieferte die Grube. So wurde die ganze Küche meine große Zeichentafel. Von vorne bis hinten vollgekritzelt, wieder abgewaschen, immer von neuem das gleiche Spiel.»
Hanns Kralik wurde als zweites von acht Kindern eines Bergmanns im österreichischen Burgenland geboren. Seine Geburtsurkunde ist auf ungarisch verfasst. Aber hier im Grenzgebiet ging die Braunkohle bald zur Neige. So kam die Familie nach Moers. Die Zeche Rheinpreußen bot Arbeit. Die Verhältnisse indes blieben von Armut geprägt. Drei große Streiks hat Hanns als Kind erlebt.
Schon mit 15 Jahren arbeitete er unter Tage. Aber ab 1920 konnte er die Kunstgewerbeschule in Krefeld besuchen. Im Anschluss studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf das Fach Werbewesen bei Ernst Aufseeser und wurde 1926 Meisterschüler.
Blick vom Hungerturm
Winterlicher Blick auf «Das alte Düsseldorf» (1957)
Die Ateliers der Meisterschüler befanden sich nahe der Akademie. Das hohe Haus wurde Hungerturm genannt. Eine schöne Aquatinta zeigt einen winterlichen Blick auf «Das alte Düsseldorf» (1957). Unten die Brauerei («zum Füchschen»). Rechts schließt die Ritterstraße an. Sie mündet außerhalb des Blickfelds in einem kleinen Platz, der mittlerweile nach Hilarius Gilges benannt worden ist. Noch weiter rechts ist Akademie zu denken.
Hilarius Gilges ist am 20. Juni 1933 am Rheinufer unter der Oberkasseler Brücke aufgefunden worden. Ermordet. Die Leiche bestialisch zugerichtet. Der Sohn eines farbigen Rheinschiffers gehörte zur Gruppe Nord-West-Ran. Das war ein Straßentheater, geleitet von Wolfgang Langhoff, damals schon ein bekannter Schauspieler. Kralik hat ihn gleich nach 1945 als Intendanten wieder nach Düsseldorf geholt. Gustav Gründgens kam erst, nachdem sein Vorgänger zum Deutschen Theater in Berlin/DDR abgeworben worden war. (In Düsseldorf gilt diese Mitteilung heute noch als politische Indiskretion und taktlos.)
Auf der Ratinger Straße, links vom Betrachter aus gesehen, führte Mutter Ey in der Nummer 45 ihre kleine Kaffeestube, die sich im Laufe der zwanziger Jahre zu einer modernen Galerie gewandelt hatte. 1933 war damit Schluss. Nach dem Krieg holten Bürgermeister Peter Waterkortte (KPD) und der Kulturdezernent Hanns Kralik Mutter Ey aus Hamburg zurück. Aber sie starb bald.
Der Terror
Nach der Machtübertragung an Hitler am 30. Januar 1933 überstürzen sich die Ereignisse. Der inszenierte Reichstagsbrand löst eine Verhaftungswelle gegen Kommunisten und andere Linke aus. Der Terror greift in Düsseldorf um sich. Hanns Kralik wechselt ständig die Wohnung. Im Mai begeht die NSdAP den Jahrestag der Hinrichtung von Schlageter mit einer reichsweiten Massenveranstaltung auf der Golzheimer Heide. Die Genossen der KPD aber können noch vor deren Ende eine Broschüre verteilen, Titel «Das Kreuz in der Heide», Auflage 20.000. Auch «Die Wahrheit über die Razzia in Gerresheim» wird verbreitet, bis Verhaftungen dem illegalen Apparat ein Ende machen. Hugo Paul entwischt mit Mühe. Auch Hanns und Lya Kralik können sich verbergen. Allerdings fliegt auch der nächste Coup auf. Die Genossen kommen in die Kellerzellen des Polizeipräsidiums. Die Folterpraxis der Nazis in diesen Tagen in Düsseldorf hat Karl Schwesig mit sehr eindrucksvollen Grafiken dokumentiert. Sie gehören zum Bestand des Düsseldorfer Stadtmuseums. Hanns Kralik konnte während eines Hofgangs Hugo Paul sehen. Er war kaum wiederzuerkennen, so zerschunden, dennoch in fester Haltung: «Mensch - wie stolz das klingt. (Trotz alledem)»
KZ Börgermoor
Situationsplan des Lagers Börgermoor
Im Juli wird Hanns Kralik mit vielen anderen Düsseldorfer Genossen ins KZ Börgermoor gebracht.
Die Häftlinge arbeiteten hart unter unwürdigen Bedingungen. Aber es gelingt ihnen, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Das Ereignis findet am 27. August 1933 statt und heißt Zirkus Konzentrazani. Neben anderem wird gesungen, das Lied «Die Moorsoldaten» lange und sorgfältig einstudiert. Der Text stammt von Johann Esser und Wolfgang Langhoff, die Tonfolge von Rudi Goguel. Johann Esser ist ebenfalls ein Moerser Junge. Der kürzlich verstorbene Bernhard Schmidt sowie Ulrich Hecker haben im August 2023 das Buch «Moorsoldaten. Widerstand und Verfolgung von Arbeitern im Altkreis Moers» herausgegeben. Da kommt er vor. Fietje Ausländer analysiert ausführlich die weltweite Verbreitung des Liedes.
Hanns Kralik stellt die Arbeits- und Lebensbedingungen KZ Börgermoor dar.
Lya Kralik erinnert sich: «Im Gefängnis hatten wir gehört, dass Düsseldorfer Frauen ihre inhaftierten Männer im KZ Börgermoor bei Papenburg in Ostfriesland besuchen wollten. Einen Tag vorher wurde ich vorübergehend aus der Haft entlassen. Am nächsten Tag fuhr ich mit 30 Frauen ins Moor; denn mein Mann war auch dort. Nach 10-stündiger Fahrt kamen wir in diese trostlose Gegend, kein Baum, kein Strauch, nur weite Heidefläche, die Gefangenen mussten hier Torf stechen. Nur bis 100 Meter durften wir uns dem Stacheldraht umzäunten Lager nähern. Ein SS-Mann kam heraus, um uns zu sagen, der Kommandant sei abwesend, wir dürften unsere Männer nicht sehen. Uns überfiel eine scheußliche Traurigkeit, wir ließen nicht locker, saßen im Chausseegraben, und immer wieder gingen wir zu zweien an den Stacheldraht. Unsere Zähigkeit hatte Erfolg, nach 4 Stunden kam ein SS-Mann, um sich die Namen der Männer, die wir besuchen wollten, aufzuschreiben. Unsere Männer waren in alte Schupo-Uniformen gekleidet mit Krätzchen auf dem Kopf. 10 Minuten Sprechzeit wurde uns bewilligt. Jeder unserer Männer hatte kleine selbstgebastelte Geschenke mitgebracht. Hanns brachte mir zwei aus Bast gefertigte Schalen mit, mit buntem Bast war die Torfarbeit und seine Gefangenennummer eingearbeitet. Er flüsterte mir zu, wenn du das Ende zurückwickelst findest du ein Papier, darauf ist das in Börgermoor entstandene Moorsoldatenlied aufgezeichnet.»
Wolfgang Langhoff kann 1935 in der Schweiz sein Buch «Die Moorsoldaten» veröffentlichen. Es enthält zwei Illustrationen von Hanns Kralik.
«Der Rote Großvater erzählt» - in dem Fall sind es zwei, nämlich Karl Schabrod und Wolfgang Langhoff, die 1974 in der Reihe Literatur der Arbeitswelt einem Massenpublikum die Geschichte der Moorsoldaten und ihres Liedes mitteilen.
1934 werden viele der Düsseldorfer Genossen aus dem KZ Börgermoor entlassen. Bei Hanns Kralik ist es offenbar ein Versehen. Denn auf ihn wartet Polizei in seiner Wohnung. Das wiederum wird bemerkt, Freunde warnen.
Exil und Widerstand
Das Paar flieht auf abenteuerlichen Wegen nach Holland. Die Legalisierung der Existenz misslingt. Aber sie können nach Frankreich ausreisen. Neben der Arbeit in den Emigrantenorganisationen dort verbucht Kralik einige künstlerische Erfolge. Ausstellungen in Frankreich, aber auch in London, weitere Arbeiten in Chicago.
Mit Beginn des Krieges werden die Deutschen interniert – gleich, ob Nazis oder politische Flüchtlinge. Es folgt für Hanns Kralik eine Odyssee durch verschiedene Internierungslager. Jetzt erst naht die Front, nachdem einige Monate Ruhe, der «Droôle de Guerre», geherrscht hat. Es geht nun in den Süden Frankreichs. Er landet schließlich in Lyon in der illegalen Arbeit der Travail Allemand der Kommunistischen Partei. Eine seiner Aufgaben ist die Fälschung von Ausweisen.
Die Fälschung von Ausweisen gehörte mit zu den Aufgaben Hanns Kraliks
Henny Dreifuß berichtet später, dass auch der ihre von Hanns gefertigt war. Auch derartige Exponate sehen wir in Moers.
Vor allem stellt Hanns Kralik in Lyon Propagandamaterial her. Hanns und Lya Kralik leben ab 1942 als elsässische Franzosen unter den Namen Yvonne Colette Martin und Jean Martin im nördlichen Arbeitervorort Villeurbanne von Lyon. «In einer großen Mietskaserne auf zwei primitiven Dachzimmern (im 5. Obergeschoss), aber mit einem guten Radioapparat mit Kopfhörern, Schreibmaschine und Abziehapparat taten wir unser möglichstes, aufklärend unter den Wehrmachtsangehörigen zu wirken. Wir schrieben Wachsbogen, illustrierten sie und zogen sie z.T. auch selber ab» (Lya). Streuzettel auf Zigarettenpapier, geeignet, sie über Mauern zu werfen, aber auch bei Gefahr leicht zu verschlucken: sie sind ebenfalls in Moers zu sehen, sogar ins Riesige vergrößert. Es schadet nicht.
Streuzettel auf Zigarettenpapier
Rückkehr nach Düsseldorf
1944 kehrt Kralik nach Paris zurück und muss erkennen, dass seine Wohnung von der Gestapo leer geräumt worden ist. Das zweite Mal sind alle seine künstlerischen Arbeiten verloren. Bevor die beiden zurückreisen, besuchen sie das Grab von Heinrich Heine auf dem Friedhof Montmartre. «Achtlos auf dem Boden lag noch eine Warnungstafel aus der deutschen Besatzungszeit, darauf war zu lesen: 'Es ist strengstens verboten zu fotografieren, zu zeichnen, Blumen zu legen…usw'.
Diese Drohung hatte nicht vermocht, dass sich viele Tausende in Ehrfurcht vor dem großen Weltbürger verneigt haben. Der Grabstein selbst ist der beste Zeuge dafür. Er gleicht einer Hieroglyphentafel, in der Menschen aus allen Teilen der Welt ihre Initialen einritzen. auch die Grabumrandung zeigt verwitterte Schriftzeichen. Wir versuchen sie zu entziffern; während das ernste Gesicht der Büste unserem Bemühen von oben zu folgen schien. Eine einfache ältere Frau musste uns bereits seit längerem beobachtet haben. Sie spricht uns an. Mit Freude halte sie Heines Grab in Ordnung und sie könne viele Episoden erzählen, die sie hier erlebt habe. Während der Besatzungszeit habe sie oft beobachtet, wie heimliche Besucher, deutsche Soldaten und Offiziere, eilig einen Blumenstrauß auf das Grab legten, um so ihre stille Verehrung für ihren großen Landsmann zum Ausdruck zu bringen.» (Lya)
In dem Junitagen schlagen sich die Kraliks auf beschwerlichen Wegen über Luxemburg wieder nach Düsseldorf durch. Das Haus in der Venloer Straße 2 liegt in Trümmern.
Die Bilanz des Krieges zieht Kralik später in seinem Verwaltungsbericht «Fünf Jahre Kulturaufbau» vom April 1950. 243 Luftangriffe mit über einer Million Bomben und 27.000 Bränden haben den Tod von 10.000 Menschen verursacht und 10 Millionen Kubikmeter Schutt hinterlassen.
Die Not drängt. Es geht darum, gemeinsam die dringendsten Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen, die Trümmer zu beseitigen, es geht um Beschaffung von Lebensmitteln und Wohnungen, um den Wiederaufbau.
Der Kulturdezernent
Die britische Militärregierung nimmt schon im Herbst 1945 ein allgemeines Revirement unter den von den Amerikanern eingesetzten, vorwiegend konservativen leitenden Beamten in Nordrhein vor. Die neue Stadtvertretung weist zwölf Stadtverordnete der CDU auf, sieben, die der SPD angehören, sowie sechs Repräsentanten der KPD. Sie beruft zu Beigeordneten neben dem Kommunisten Kralik noch die Sozialdemokraten Rainer Rausch, August Hoffmann und von den Boogaard, sowie im Dezember den Diplom-Ingenieur Klaus Maase von der KPD.
Kralik tritt sein Amt am 1. Oktober 1945 an.
Lya Kralik auf einer Friedensdemonstration gegen die Atomgefahr (Juli 1955).
Lya und er wohnen Rathausufer 14. Für künstlerische Tätigkeit wird er in den nächsten fünf Jahren kaum Zeit haben.
Schon die erste Sitzung des Kulturausschusses am 18. Oktober 1945 lässt seine zupackende Art erkennen. Punkt 17 der Tagesordnung: Rückkehr der 83jährigen Frau Ey.
Aber nach der Kommunalwahl am 13. Oktober 1946 werden die politischen Verhältnisse in Düsseldorf neu sortiert. Durch das neue Wahlrecht, das sich nach britischem Vorbild am Prinzip der Mehrheitswahl orientiert, wird die CDU begünstigt. Sie verfügt künftig in der Stadtverordnetenversammlung über 40 Sitze, die SPD 8, die KPD zwei.
Kein Wunder, dass die CDU die Zusammensetzung der Stadtverwaltung als disproportioniert empfindet. Immerhin verwalten die Kommunisten zwei der elf städtischen Dezernate. Das will die CDU ändern. Laut Oberstadtdirektor Dr. Walther Hensel (CDU) ist sich nun die Stadtspitze einig, dass das Kulturleben in Düsseldorf unbefriedigend sei. Die CDU-Mehrheit scheitert indessen.
Ein Artikel aus der «Freiheit» vom 24. Januar 1947, der die 18 Monate kulturellen Aufbaus resümiert und Kralik verteidigt, trifft offenbar die öffentliche Wahrnehmung seiner Leistungen genauer. Ganz im Sinne des KPD-Aufrufs vom 11. Juni 1945 soll einem humanistischen Bildungskanon Geltung verschafft werden. Die Kulturpolitik ist weit gefasst. So weit, dass Karl Schwesig seinem Künstlerkollegen und Genossen Hanns Kralik Opportunismus vorwirft, weil er mit Künstlern zusammenarbeite, die auch unter Hitler ausstellten.
Allerdings ändert sich die Stimmung im Laufe der nächsten vier Jahre bis zur Konstituierung des Bundestags und der Wahl Adenauers zum ersten Bundeskanzler. Die antifaschistische Grundhaltung nach der Befreiung wandelt sich peu à peu zum anitkommunistischen Konsens.
Er bewirkt das Scheitern aller Kralikschen Initiaven, Heine zu seinem 150. Gebrutstag zu ehren. Der Kulturdezernent plant, das Café im Hofgarten wiederherzustellen und das Heine-Archiv dort unterzubringen. Es soll sogar ein Heinrich-Heine-Museum entstehen mit Heine-Garten. Im Jahre 1947 ist das Café auf dem Ananasberg noch verpachtet. Der Betrieb scheint sich aber nicht mehr recht zu lohnen. Der Pächter ist bereit, den Standort aufzugeben, sobald ihm die Stadt eine gleichwertige Gaststätte überlässt. Die städtische Liegenschaftsverwaltung sieht da aber keine Möglichkeit. Ebenso wie die Gespräche mit dem Direktor der Liegenschaften ein Jahr zuvor folgenlos bleiben.
Immerhin wird im September eine Heine-Gedenktafel an seinem Geburtshaus angebracht. Zudem würdigt die Stadt Heines Geburtstag am 13. Dezember mit Erinnerungsfeiern sowie der Benennung des Heinrich-Heine-Platzes.
Der Adenauererlass
Am 19. September 1950 stellt die Adenauerregierung die Unvereinbarkeit der KPD-Mitgliedschaft mit Dienstpflichten im öffentlichen Dienst fest. Schon eine Wocher später versetzt die Stadtverwaltung die Beigeordneten Hanns Kralik und Klaus Maase zum «nächstzulässigen» Termin in den Ruhestand. Hanns Kralik legt Widerspruch ein. Das Rechtsamt klärt Oberstadtdirektor Hensel über die Verfassungswidrigkeit einer solchen politischen Kündigung auf. Dennoch wird den Kraliks schon mal vorab im Dezember das Konto gesperrt. Der Vorgang führt zu unterhaltsamen Rechtfertigungsversuchen innerhalb der Stadtverwaltung. Eine ordentliche Kündigung gelingt erst am 20. Januar 1951. Die neue Begründung: Kralik sei unfähig.
Über die Frage der Unfähigkeit des Kulturdezernenten wird im Juni 1951 Beweis erhoben.
«Amt für kultuerelle Angelegenheiten - Verwaltungsbericht über 5 Jahre Kulturaufbau»
Kraliks Prozessvertreter verweist zunächst auf den politischen Charakter der Kündigung. Dann legt er dar, dass mit der angeblichen Unfähigkeit Kündigungsgründe unzulässig nachgeschoben werden. Am Ende entfällt dieser Grund, stattdessen würdigt das Urteil Kraliks Tätigkeit mit Verweis auf seinen Verwaltungsbericht. Sein Gehalt bezieht Kralik bis Ende des Jahres.
Bis zum Verbot der KPD arbeitet er im Kulturausschuss der Stadt mit.
Und er hat Zeit für seine künstlerische Arbeit. In Moers bekommen wir einige bis dahin unbekannte Werke zu sehen.
Düsseldorf braucht eine Kralik-Ausstellung
Treibende Kräfte der Ausstellung sind Ulrich Hecker vom Verein «Erinnern für die Zukunft Moers» und Diana Finkele, Museumleiterin des Grafschafter Museum im Moerser Schloss, zusammen mit Kraliks Großneffen Ralf Zimmermann, mittlerweile ein großer Sammler von Kralik-Werken, der zahlreiche Exponate noch pünktlich ersteigern konnte. Diese drei Koryphäen besuchten eines schönen Sommertages die Datsche von Jürgen Schuh, VVN Düsseldorf. Er konnte helfen.
Nordstraße von der Venloer Str. 2 gesehen.
Die Eröffnung am 29. Oktober im überfüllten Saal des alten Landratsamtes machte deutlich, wie sich die Drei gegenseitig in ihrem Engagement ergänzen und steigern.
Moers ist nicht so weit von Düsseldorf. Vielleicht springt der Funke der Begeisterung doch noch bis ins Düsseldorfer Rathaus. Dort fragte namens der Linkspartei Michael Driesch im August an, aus welchen Gründen bis zum heutigen Tag Kralik von der Stadt weder rehabilitiert noch geehrt worden sei. «Es gibt keine Straße, die in Düsseldorf nach ihm benannt ist, es gibt kein Gedenken, keine Rehabilitation, keine Ausstellung.» In der Antwort der Stadt wird das bestritten. Und eine juristische Rehabilitation könne durch die Stadt nicht erfolgen.
Etwas mehr ginge schon. Eine Ausstellung im Stadtmuseum scheint angemessen, zumal Lya Kralik nach Hanns' Tod 1971 diesem Institut ein Konvolut von Kralik-Arbeiten vertrauensvoll überlassen hat.
Mittlerweile ist ein Buch zur Ausstellung erschienen, unter anderem mit einem Beitrag von Prof. Ulrich Krempel, der schon 1980 zum Werk von Hanns Kralik wissenschaftlich gearbeitet hat.
Klaus Stein, 15. Januar 2024
Ausstellungsbanner Hanns Kralik - «Mensch - wie stolz das klingt»
Hanns Kralik im Schloß Moers 29.10.23 bis 24.03.24 (weitere Fotos)