Siegen ehrt kommunistischen Widerstandskämpfer
Platz wird nach Walter Krämer, Gerechter unter den Völkern, benannt
Am vergangenen Mittwoch hat der Stadtrat im nordrhein-westfälischen Siegen den Jahrzehnte währenden Streit um die Anerkennung der Verdienste des Kommunisten Walter Krämer während seiner Haftzeit im Konzentrationslager Buchenwald endlich zu einem guten Ende gebracht.
Der Platz vor dem Kreisklinikum soll künftig den Namen des kommunistischen Abgeordneten im Preußischen Landtag tragen. Krämer war 1933 von den Nazis inhaftiert worden und war bis zu seiner Ermordung durch die SS im Jahre 1941 nie wieder auf freien Fuß gelangt.
Berühmt gemacht hatte ihn sein Wirken im Häftlingskrankenbau des KZ Buchenwald. Der gelernte Schlosser eignete sich im Selbststudium medizinische Fähigkeiten an, behandelte unzählige seiner Mithäftlinge, konnte für viele bessere Bedingungen erwirken und rettete viele Leben. Bruno Apitz hat ihm in seinem Roman 'Nackt unter Wölfen' dafür ein literarisches Denkmal gesetzt. Die israelische Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem verlieh ihm dafür im Jahr 2000 posthum den Ehrentitel 'Gerechter unter den Völkern'.
Doch in seiner Heimatstadt war er lange Zeit ein Vergessener, ein Verdrängter. Bis sich seit Mitte der 80-iger Jahre immer wieder Initiativen für seine Anerkennung einsetzten. Immer wieder scheiterten diese aber an den konservativen Mehrheiten.
Interessanter Weise sind sie nun aber doch noch zum Erfolg gekommen. Ausgerechnet durch eine Initiative des CDU-Landrates Paul Breuer im Bunde mit dem CDU-Bürgermeister Steffen Mues. Bei lediglich noch 15 Gegenstimmen fand die Initiative der beiden Unionspolitiker ansonsten breite Zustimmung. Noch im Mai des vergangenen Jahres war ein Antrag von SPD, Grünen und Linken an der konservativen Ratsmehrheit gescheitert.
Der Druck, endlich zu einer Ehrung zu kommen, war seit dem allerdings auch stetig größer geworden. Aber auch die Einsicht in die Größe der Leistungen Walter Krämers hat sicher eine entscheidende Rolle gespielt. Die Adresse des Kreisklinikums zu ändern, dazu konnte man sich dann jedoch nicht durchringen.
In der Begründung bemühen sich die Antragssteller den Humanisten Krämer säuberlich vom Kommunisten zu trennen. Die Debatte in der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch war dann noch einmal sehr hitzig und der Antrag drohte doch noch zu scheitern. Von einer Anerkennung des kommunistischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, so wie selbst vom ehemaligen Siegener Bürgermeister Ulf Stötzel (CDU) im Jahre 2000 gefordert, ist man meilenweit entfernt. Stötzel hatte dies in seiner Rede anlässlich der posthumen Verleihung des Ehrentitels "Gerechter unter den Völkern" durch die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem an Krämer angemahnt.
In den letzten zwei Jahren hatte die VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein eine intensive Kampagne durchgeführt mit verschiedenen Höhepunkten, die in der Region, aber auch darüber hinaus, große Aufmerksamkeit erlangt hat. Sicher hat auch dies zum jetzigen Erfolg beigetragen.
Erst die Diskussion um die Ausgestaltung des Platzes und der angedachten Gedenkstätte wird zeigen, ob Siegen wirklich in der Lage ist anzuerkennen, welche Bedeutung die Leistungen Walter Krämers wirklich haben.
Aktuelles
http://www.vvn-bda-siegen.de/Aktuelles.html#beschluss
Presseberichte zum Ratsentscheid vom 29. Februar 2012
http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-siegen-kreuztal-netphen-hilchenbach-und-freudenberg/ideologische-schlammschlacht-id6415103.html
http://www.siegener-zeitung.de/a/543821/breite-mehrheit-stimmte-fuer-walter-kraemer-platz
Der Antrag
http://www.vvn-bda-siegen.de/Allgemeine_Vorlage_1189-2012.pdf
http://www.vvn-bda-siegen.de/Anlage_zur_Allgemeine_Vorlage_1189-2012.pdf
Über Walter Krämer
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Kr%C3%A4mer_%28Politiker%29
http://www.vvn-bda-siegen.de/wkraemer/index.html
http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/siegen/wissenswertes/walter-kraemer.html