Bonn

Der Name Henry Kissingers ist untragbar

Grafik: Friedenstaube vor Unigebäude Bonn.

Erklärung der Initiative Zivile Uni Bonn zur geplanten »Henry Kissinger Professur« in Bonn

 

1.8.2014 | Die In­itia­ti­ve Zi­vi­le Uni Bonn lehnt die ge­plan­te »Hen­ry Kis­sin­ger-Pro­fes­sur für In­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen und Völ­ker­rechts­ord­nung« an der Uni­ver­si­tät Bonn ab. Hen­ry Kis­sin­ger war als Na­tio­na­ler Si­cher­heits­be­ra­ter (1969 – 1975) und Au­ßen­mi­nis­ter (1973 – 1977) ma­ß­geb­lich für die Au­ßen­po­li­tik der Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­ant­wort­lich. Bei den von Kis­sin­ger ge­plan­ten und über­wach­ten Bom­bar­de­ments in Viet­nam, Kam­bo­dscha und La­os star­ben Hun­dert­tau­sen­de Men­schen, die öko­lo­gi­schen Fol­gen des mas­si­ven Bom­ben- und Gift­ein­sat­zes füh­ren bis heu­te zu Fehl­bil­dun­gen bei Neu­ge­bo­re­nen.

 

Wäh­rend des von ihm nach­drück­lich un­ter­stütz­ten Put­sches 1973 in Chi­le ge­gen ei­ne de­mo­kra­tisch ge­wähl­te Re­gie­rung wur­den 3000 Men­schen er­mor­det und Tau­sen­de ge­fol­tert oder ins Exil ge­trie­ben. Kis­sin­ger be­für­wor­te­te den »Schmut­zi­gen Krieg« in Ar­gen­ti­ni­en, wäh­rend dem 30.000 Men­schen spur­los ver­schwan­den. Kis­sin­ger gab der in­do­ne­si­schen Füh­rung sein Ein­ver­ständ­nis im Na­men der USA für ei­nen An­griffs­krieg ge­gen Ost­ti­mor, der min­des­tens 100.000 Ti­mo­re­sen das Le­ben kos­te­te (bei ei­ner Ge­samt­be­völ­ke­rung von 800.000).

 

Nach dem Sta­tut des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs könn­ten ei­ni­ge sei­ner Hand­lun­gen als Kriegs­ver­bre­chen und Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit an­ge­se­hen wer­den.

 

Hen­ry Kis­sin­ger äu­ßer­te sich ein­mal zu sei­nem Ver­hält­nis zum Recht in den in­ter­na­tio­na­len Be­zie­hun­gen:

 

»The il­le­gal we do im­me­dia­te­ly. The un­con­sti­tu­tio­nal ta­kes a litt­le lon­ger« (»Das Il­le­ga­le ma­chen wir so­fort. Das Ver­fas­sungs­wid­ri­ge dau­ert et­was län­ger.«)

 

Der Na­me Hen­ry Kis­sin­gers für ei­ne Pro­fes­sur für Völ­ker­recht ist un­trag­bar.

 

Die über­wie­gen­de Fi­nan­zie­rung des ge­plan­ten Kis­sin­ger-Lehr­stuhls durch das Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um lässt di­rek­te und in­di­rek­te Ein­fluss­nah­me be­fürch­ten und ge­fähr­det die uni­ver­si­tä­re Au­to­no­mie. Wir spre­chen uns klar da­ge­gen aus, dass Lehr­stüh­le durch das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Ver­tei­di­gung oder die Bun­des­wehr fi­nan­ziert wer­den. For­schung, Leh­re und Stu­di­um an der Uni­ver­si­tät sol­len zi­vi­len und fried­li­chen Zwe­cken die­nen. Wir for­dern ei­ne aus­rei­chen­de Grund­fi­nan­zie­rung der Uni­ver­si­tä­ten, um sie als In­sti­tu­tio­nen zu stär­ken und in die La­ge zu ver­set­zen An­ge­bo­te ab­zu­leh­nen, wel­che nicht mit ih­rer ge­sell­schaft­li­chen Ver­ant­wor­tung in Ein­klang ste­hen.

 

Quelle: Initiative Zivile Uni Bonn

  


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