Gerresheim
Ein Weltkonzern fühlt sich von der DKP provoziert
Aktion beim »O-I-Soccer-Turnier« von Owens Illinois Inc.
10.06.2012 | Einer der größten Flaschen-Produzenten der Welt, Owens-Illinois Inc. (O-I) aus Ohio (USA), fühlt sich von einer Aktion der DKP Gerresheim provoziert. Bei dem Fußball-Turnier von 16 Werksmannschaften des Konzerns aus zehn europäischen Ländern, das in diesem Jahr in Deutschland ausgerichtet wurde, hatte die DKP symbolisch die »Rote Karte« gezogen: Antikapitalistischer Platzverweis wegen der Vernichtung von Arbeitsplätzen.
Die Aktion war kurz, aber nicht ohne Eindruck zu hinterlassen. Ein riesiges Transparent mit der Aufschrift in bestem »Denglish« erinnerte Spieler und Zuschauer am Zaun des Turnierplatzes: »31.8.2005: O-I killed die Glashütte«. Das war das Datum für die endgültige Vernichtung der Gerresheimer Glashütte.
Das Transparent trug bereits die erste Patina des Klassenkampfes, denn vorher hatte es mehrere Wochen zwischen zwei Gemenge-Türmen in luftiger Höhe über der Glashütte geflattert, bis Arbeiter der Hütte es vor dem Zugriff des Werkschutzes retteten und der DKP rückübereigneten.
Auch jetzt war das Transparent gefährdet, obwohl es außerhalb des Sportgeländes an einem Zaun befestigt war. Es wurde von dem »Turnierleiter« und einem Helfer abgerissen und einkassiert. Begründung: O-I lasse sich nicht provozieren. Die drei »Öffentlichkeitsarbeiter« der DKP bekamen Platzverbot, obwohl sie gar nicht auf dem Platz waren. Ein Weltkonzern lässt es eben nur widerwillig zu, dass er an die eigenen Schandtaten erinnert wird.
Anschließend gab es dann doch noch eine Diskussion. O-I wurde daran erinnert, dass ein Unternehmenssprecher während des öffentlichen »Werkstattverfahrens« zur Überplanung der ehemaligen Glashütte zugesagt habe, sich für die verbliebenen denkmalgeschützten Gebäude zu engagieren. Das Versprechen wurde nicht eingelöst. Die Gebäude haben in den sieben Jahren seit der Stilllegung der Hütte weiteren Schaden genommen. Diese Defizite mussten stillschweigend eingeräumt werden.
Deutliche Zustimmung zu der Aktion gab es aus einer Mannschaft aus den Niederlanden: Über die Sicherheit und Zukunft der Arbeitsplätze werde in der Konzernzentrale in den USA entschieden. Die Beschäftigten hier in Europa seien nur Nummern. Die Abordnung der DKP wünschte den Niederländern viel Erfolg – nicht nur bei dem Fußball-Turnier in Gerresheim.
Text und Foto: Uwe Koopmann