Gerresheim
75. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion
Waldfriedhof Gerresheim: Gedenken an die Opfer des Überfalls der Nazi-Truppen auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.
Gedenken an den 75. Jahrestag des Überfalls des faschistischen Deutschlands und die 27 Millionen Toten in der Sowjetunion
Uwe Koopmann, Sprecher der DKP Rheinland-Westfalen, erinnerte in seiner Rede an den Überfall des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion vor 75 Jahren:
«Am 22.06.1941 überfiel die faschistische deutsche Wehrmacht gemeinsam mit ihren Verbündeten die Sowjetunion. Ohne Kriegserklärung überschritten 153 Divisionen mit etwa 3 Millionen Soldaten der faschistischen Wehrmacht gemeinsam mit Soldaten aus Rumänien, Ungarn, Finnland, der Slowakei und Italien auf etwa 1.600 km die Grenze zur Sowjetunion und richteten dort ein bis dahin unvorstellbares Blutbad an. Bis zum 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, kostete dieser Überfall mehr als 20 Millionen Sowjetbürger das Leben. Darunter etwa 7 Millionen Zivilisten.»
«Bereits im Winter 1941 konnte der heldenhafte Einsatz der Roten Armee den Vormarsch der faschistischen Horden in der Schlacht um Moskau stoppen. Unterstützt wurde sie durch die Menschen in der Sowjetunion, die gegen die faschistischen Okkupanten offen und im Untergrund kämpften. Der «Blitzkrieg» scheiterte vor Moskau am 5.12.1941. Damit und mit dem Sieg in der Schlacht um Stalingrad legte die Sowjetunion den Grundstein für die spätere Befreiung unseres Volkes vom Faschismus am 8. Mai 1945. Die USA wurden erst am 8. Dezember 1941 (Pearl Harbor) Kriegspartei.
Um dieses Überfalls und der Millionen toten Sowjetbürger zu gedenken, führt der DKP Bezirksvorstand auf dem Waldfriedhof in Düsseldorf-Gerresheim am Gräberfeld (Feld 71) der gefallenen sowjetischen Soldaten diese Mahn- und Gedenkveranstaltung durch.
Wir begrüßen unsere Mitstreiter von der NCPN, KKE, von KNE und von der SDAJ. Wir begrüßen Dieter Andresen, Sohn des ermordeten Antifaschisten Theodor Andresen aus Gerresheim.
Warum erinnern wir Kommunisten hier an diesem Ort an den Überfall auf die Sowjetunion, an deren politischer Spitze die KPdSU stand?
Der Krieg der Nazis zielte auf die ideologische Ausrottung des Marxismus. Das größte Land, das dem Marxismus verbunden war, das war die Sowjetunion.
Neun Jahre zuvor, 1932, hatte Hitler im Industrieclub hier in Düsseldorf vor Vertretern deutscher Konzerne versprochen, dass es innen- und außenpolitisch gegen die Arbeiterbewegung gehen werde. Es waren die Vertreter des deutschen Kapitals, die Reichspräsident Hindenburg aufgefordert hatten, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen, damit er ihre Interessen wirkungsvoller vertreten konnte.
Es gab keine Resolution des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, der den Überfall auf die UdSSR verurteilte. Im Gegenteil – der Blick war auf die reichen Kohle- und auf Ölvorkommen gerichtet. Der Blick war gerichtet auf die Auspressung der Gefangenen aus der Sowjetarmee. Aus Kriegsgefangenen wurden Zwangsarbeiter. ‹Vernichtung durch Arbeit› lautete das Motto. Die Toten, auf deren Gräbern wir hier stehen, waren Opfer dieser Strategie. Konzerne wie etwa die Gerresheimer Glashütte waren die Nutznießer.
Die engen systematischen Verbindungen zwischen Kapitalinteressen und Faschismus werden seit dem 8. Mai 1945 vielfach ‹weichgespült›, wenn nicht gar geleugnet – obwohl oder sogar weil es politische und personelle Kontinuitäten gibt.
In diesem Stadtbezirk wurde eine Straße nach dem Industriellen Ernst Poensgen benannt, obwohl der enge Verbindungen zur NSDAP pflegte und obwohl zuvor im Stadtteil Lierenfeld sein Name von einem Straßenschild gestrichen wurde. Heute ist das die Ronsdorfer Straße. Dort – welch ein Widerspruch – gibt es aber immer noch die Ernst-Poensgen-Kampfbahn. Und die DEG ehrt ihren Club-Gründer Poensgen. Vorbild für die DEG könnte der FC St. Pauli sein. Der hat den Namen Wilhelm-Koch-Stadion getilgt.
Als die DKP eine Namensänderung für die Ernst-Poensgen-Allee forderte, gab es einen Aufschrei im Gerresheimer Rathaus, besonders von der späteren Bürgermeisterin Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Sie unterstellte, dass die DKP wohl alle Industriekapitäne in die NSDAP-Schublade stecken würde. Strack-Zimmermann wollte keinen Zusammenhang zwischen Faschismus und Kapitalismus zugeben.
Noch ein weiteres Beispiel. In Stukenbrock, zwischen Bielefeld und Paderborn gelegen, gibt es für mehr als 50.000 tote Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter den größten sowjetischen Friedhof in NRW. Dort wurde ein Denkmal für die Opfer des Kommissar-Befehls (sofortige Ermordung aller Politoffiziere der Sowjetarmee) abgerissen. Einen Obelisken hatten die Gefangenen gleich nach der Befreiung errichtet. Er trug die rote Fahne. Die Fahne wurde entfernt. Diese Maßnahme wurde von allen Landesregierungen bis heute letztlich gedeckt. Die Fläche für ein Antifa-Camp direkt neben dem Friedhof wurde in diesen Tagen von der Gemeinde entzogen. Dort soll eine Skaterbahn entstehen. Wir protestieren gegen diese Umwidmung.
Dem Überfall auf die Sowjetunion soll der historische Kontext entzogen werden. Geschichte wird ‹entsorgt›. Auch in Griechenland sollen die Geschichtsbücher umgeschrieben werden. Dafür sollen die ‹passenden› deutschen Historiker eingesetzt werden. Der heldenhafte Kampf der griechischen Genossen, der immense Widerstand, die Opfer – sie alle sollen vergessen werden.
Welche Touristen, die in diesem Jahr in die Hotelburgen an Kretas Nordküste fahren, wissen, auf welch blutigem Grund sie sich ‹entspannen›. Sie können es erfahren, denn die Kommunisten in Heraklion, in Rethymnon oder in Chania haben beeindruckende antifaschistische Manifestationen umgesetzt.
Wir danken den Genossinnen und Genossen und auch Euch, dass die Erinnerung an den Widerstand lebendig gehalten wird.
Erinnern möchte ich an die Veranstaltung des Düsseldorfer Friedensforums am Montag, 27. Juni, 19.30 Uhr im ZAKK. Es referiert der renommierte Historiker Prof. Dr. Horst Schützler aus Berlin: ‹Meinst Du, die Russen woll(t)en Krieg?›»
Rede: U.Koopmann
Foto: U.Koopmann (privat)