Köln
23. August Leonhard Frank im Freidenkerzentrum
Einladung
Wir sprechen über
Leonhard Frank (1882-1961) und lesen aus seinen Texten
Dienstag, den 23. August 2011, 19.30 Uhr
Freidenkerzentrum, Bayenstraße 11, 50678 Köln
Leonhard Frank hatte 1914 mit seinem ersten Roman »Die Räuberbande« durchschlagenden Erfolg. Als Sozialist und entschiedener Pazifist ohrfeigte er 1915 in einem Berliner Café den sozialdemokratischen Journalisten Felix Stössinger, als dieser die Versenkung des britischen Passagierschiffs RMS Lusitania durch deutsche U-Boote als »größte Heldentat der Menschheitsgeschichte« bezeichnet hatte. Mit der Lusitania waren 1198 Menschen ertrunken.
Aufgrund dieser friedenshetzerischen Tat musste Frank anschließend in die Schweiz emigrieren. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges beteiligte er sich an der Münchner Räterepublik und war zeitweilig Mitglied im Vollzugsausschuss des Arbeiter- und Soldatenrates. 1928 wurde Frank in die Preußische Akademie der Künste zu Berlin gewählt. Bis 1933 war er als Schriftsteller und Drehbuchautor in Berlin tätig. Seine Bücher fielen in Deutschland der Bücherverbrennung im Mai 1933 zum Opfer. Er emigrierte zunächst wieder in die Schweiz und 1937 nach Paris. 1940 konnte er nach seiner Internierung aus dem Lager Audierne / Bretagne auf abenteuerlichen Wegen durch Frankreich seiner Deportation entgehen. Auf der Route durch die Pyrenäen, die von dem amerikanischen Emergency Rescue Committee (ERC) und ihrem Chef Varian Fry gebahnt worden war, gelangte er schließlich im Oktober 1940 über Spanien und Portugal in die USA. Hier arbeitete er wenig erfolgreich als Drehbuchautor bei Warner Brothers in Hollywood. Wegen seiner politischen Ansichten wurde er vom FBI ständig überwacht. 1945 ging er nach New York. Schließlich kehrte er 1950 nach Deutschland zurück.
Seine Romane:
Die Räuberbande, 1914
Der Bürger, 1924
Das Ochsenfurter Männerquartett, 1927
Bruder und Schwester, 1929
Von drei Millionen drei, 1932
Traumgefährten, 1936
Mathilde, 1948
Die Jünger Jesu, 1947
Links wo das Herz ist, 1952
Im Jahr 1950 hatte Erich Kästner (»Die literarische Provinz«) Anlass zu folgender Klage:
»Nahezu alle namhaften Autoren, die seinerzeit emigrierten, im Ausland starben, Selbstmord begingen oder trotz ihrer abenteuerlichen Schicksale weiterlebten, sind hierzulande so gut wie unbekannt. Wer kennt, beispielsweise, die alten oder gar die neuen Werke von Lion Feuchtwanger, Bruno Frank, Leonhard Frank, A.M. Frey, Hermann Kesten, Annette Kolb, Heinrich Mann, Alfred Neumann oder Alfred Polgar?«
Nun gut, nicht alle diese Autoren blieben unbekannt, nicht zuletzt auf Grund dieser Klage. Mir als Schüler bot sie seinerzeit Orientierung bei der Wahl meiner Lektüren.
Leonhard Frank wurde 1952 mit der Silbernen Medaille der Stadt Würzburg ausgezeichnet, ein Jahr später mit dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg. 1955 bekam er für sein Gesamtwerk den Nationalpreis I. Klasse in der DDR.
Die BRD zog zwei Jahre später mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland nach. Im gleichen Jahr – 1957 – zeichnete die Humboldt-Universität Berlin / DDR ihn mit der Ehrendoktorwürde aus. Die UdSSR ehrte ihn 1960 mit der Tolstoi-Medaille.
Leonhard Frank ist vor fünfzig Jahren, am 18. August 1961, in München gestorben.
Klaus
Bild: Wikipedia
Wegbeschreibung:
Google Map: Wegbeschreibung aufrufen
Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, nimmt die U-Bahn / Straßenbahn 16 (Richtung Wesseling) vom Hauptbahnhof (10:20 Uhr) bis zum Ubierring (10:35 Uhr) und geht dann 100 Meter nach Norden auf der vierspurigen Rheinuferstraße. Auf der linken Seite, etwas zurückgesetzt, findet sich das Freidenkerzentrum.
Auskunft Kölner Verkehrsbetriebe (KVB)