Köln
Antimonopolistische Demokratie in Köln
»Antimonopolistische Demokratie als Zwischenetappe auf dem Weg in eine sozialistische Gesellschaft«
Diskussionsveranstaltung mit Robert Steigerwald
Überraschend viele Menschen folgten am 15. November der Einladung der Kölner DKP ins Kalker Naturfreundehaus. Darunter zahlreiche Mitglieder der SDAJ, GenossInnen der Linkspartei, einige Gewerkschafter. Sie wollten Robert Steigerwald zum Thema hören. Der verspätete sich indes. Die Bundesbahn hatte ihn in einen falschen Zug gesetzt.
Aber das Auditorium von etwa 60 Personen harrte geduldig. Wir hörten ein Gedicht unseres afghanischen Freundes und Genossen Azim, verständigten uns schon mal über die nächsten Aktivitäten: den Bildungsstreik, die Notwendigkeit, hier in Kalk die Demonstration von Pro Köln nicht zuzulassen, und in Bonn anlässlich der Afghanistan-Konferenz am 3. Dezember massiv für den Abzug der fremden Armeen einzutreten.
Schließlich trat Robert Steigerwald in den Raum, setzte sich, griff sich das Mikrophon und kam sogleich zum Kern des Problems.
Er ging von dem Hinweis Lenins aus dem Jahre 1920 aus, die Kommunisten müssten ihre ganze Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, die Form des Übergangs zur proletarischen Revolution oder des Herankommens an sie ausfindig zu machen. Daran hätte Dimitroff während des VII. Weltkongresses der Komintern erinnert.
Schon wenige Tage nach dem Sieg über den Faschismus, am 11. Juni 1945, rief die KPD dazu auf, ein antifaschistisches, demokratisches Regime, eine parlamentarisch-demokratische Republik aufzurichten. Alle Werktätigen, alle demokratischen und fortschrittlichen Kräfte des Volkes sollten die demokratische Erneuerung unseres Landes erkämpfen.
Und noch im Frühjahr 1968 findet sich im Entwurf des Programms der noch illegalen KPD die Orientierung auf grundlegende demokratische, antimonopolistische Reformen, die die Macht des Großkapitals einschränken sollen, auf den Kampf um eine demokratische Umgestaltung. Im Herbst konstituierte sich die DKP neu. Die sogleich aufgenommene Arbeit am Parteiprogramm hatte von Beginn an Übergangsforderungen im Blick. Die Essener Grundsatzerklärung vom April 1969 forderte die demokratische Erneuerung von Staat und Gesellschaft. Die Thesen des Düsseldorfer Parteitages vom November 1971 postulierten: »Deshalb ist die Politik der DKP darauf gerichtet, die Arbeiterklasse und andere antimonopolistische Kräfte vom Kampf für ihre unmittelbaren sozialen und politischen Interessen über das Ringen für grundlegende antimonopolistische Umgestaltungen an die Erkenntnis der Notwendigkeit des Sozialismus und an die sozialistische Umwälzung heranzuführen.«
In einer ersten Etappe gehe es um die Verteidigung des Errungenen, darum eine Wende zu demokratischem und sozialem Fortschritt zu erreichen, die im weiteren Verlauf einmünden könne in das Ringen um eine antimonopolistische Demokratie. Das finde sich in dem Mannheimer Programm von 1978 und in den Grundelementen auch im Programm von 2006. Diese Einführung in die Geschichte unserer Programmatik dauerte gerade mal 15 Minuten, dann prasselten die Fragen auf Robert Steigerwald ein. Wer bei der Vergesellschaftung der Banken noch vor dem Sozialismus diese kontrollieren solle? Was von der Occupy-Bewegung zu halten sei? Ob denn nicht schon jetzt die Herrschaft des Monopolkapitals erschüttert sei?
Natürlich war die Zeit für eine intensivere Diskussion zu kurz. Der Philosoph wird sich bald wieder nach Köln bemühen müssen.
Klaus Stein
- e-Book: »Philosophie und Politik – Festschrift für Robert Steigerwald« Download
- Robert Steigerwald: Über »Revisionismus« und »Revisionismus-Kritik« Download
- Gegenwärtige Parteiprobleme: Wie den Meinungsstreit führen? – Von Robert Steigerwald
- »Diskussion um den Weg zum Sozialismus« von Willi Gerns, Robert Steigerwald
- Liste von Beiträgen von Robert Steigerwald, einige davon online verfügbar.