Düsseldorf

Düsseldorf: CDU ignoriert Plakatierungsregeln

Die Demokratie darf den Kommerz nicht beeinträchtigen

CDU-Wahlplakat am Baum befestigt.

Am 25. April 2014 durf­ten in Düs­sel­dorf die ers­ten Pla­ka­te für die Wah­len zum Eu­ro­pa­par­la­ment, zum Rat der Stadt, zum Ober­bür­ger­meis­ter und zu den Be­zirks­ver­tre­tun­gen auf­ge­hängt wer­den. Das war deut­lich spä­ter als in vie­len an­de­ren Städ­ten. Aber es gibt auch jetzt noch Stra­ßen­zü­ge, wo kei­ne Pla­ka­te ste­hen oder hän­gen dür­fen. Sie be­ein­träch­ti­gen of­fen­sicht­lich – be­trach­tet durch die ka­pi­ta­lis­ti­sche Bril­le – das hoch­prei­si­ge Kon­sum­ver­hal­ten der Edel­schi­cke­ria.

So hei­ßt es in der städ­ti­schen Ge­neh­mi­gung für die Pla­ka­tie­rung: »Auf der Kö­nigs­al­lee, Scha­dow­stra­ße, der Rhein­ufer­pro­me­na­de (Schloss­ufer, Rat­haus­ufer, Man­nes­mann­ufer), der Ma­xi­mi­li­an-Wey­he-Al­lee und um das Rat­haus her­um … dür­fen kei­ne Wer­be­trä­ger auf­ge­stellt wer­den.« Kö­nigs­al­lee und Scha­dow­stra­ße sind die bei­den Stra­ßen­zü­ge in Düs­sel­dorf, wo das höchs­te Preis­ni­veau für die ent­spre­chen­de Kund­schaft herrscht und der bes­te Um­satz ge­macht wird. Hier sind al­le Edel­mar­ken ver­tre­ten. Die Kun­dIn­nen at­men das Flair der gro­ßen wei­ten Welt… Hier gibt es kei­ne Kri­se und kei­ne Re­zes­si­on. »Kem­per’s Jo­nes Lang La­Sal­le« hat­ten schon vor fünf Jah­ren aus­ge­rech­net, dass die Mie­te für ein La­den­lo­kal von 100 Oua­drat­me­tern und sechs Me­ter Schau­fens­ter­front bei 276.000 Eu­ro pro Jahr liegt. In die­se Welt pas­sen kei­ne Wahl­pla­ka­te, die viel­leicht so­gar das gan­ze Sys­tem hin­ter­fra­gen.

Es geht um Ideo­lo­gie­do­mi­nanz. Wenn es nur um die Si­cher­heit der Fu­ßgän­ger ge­gan­gen wä­re, hät­te ein wei­te­rer Blick in die Ver­ord­nung fürs Pla­ka­tie­ren ge­nügt: »Die Pla­kat­stän­der sind so auf­zu­stel­len, dass Ver­kehrs­be­hin­de­run­gen oder -be­ein­träch­ti­gun­gen aus­ge­schlos­sen sind.«

­Für das gro­ße Geld wur­de aber doch ei­ne Aus­nah­me ein­ge­räumt: »Auf dem Mit­tel­strei­fen der Hein­rich-Hei­ne-Al­lee… darf je Par­tei nur ei­ne Groß­flä­che auf­ge­stellt wer­den.« Bei den Groß­flä­chen han­delt es sich um so­ge­nann­te »Wes­sel­män­ner«, die pro Stück 500 Eu­ro kos­ten. Auch hier gilt das von der Stadt­ver­wal­tung pro­pa­gier­te Wind­hund­prin­zip: Wer zu­erst kommt, darf als ers­ter auf­stel­len. Wer zu spät kommt, weil der Platz »be­setzt« ist oder er nicht das Geld für den »Wes­sel­mann« hat­te, der ist von der Chan­cen­gleich­heit nun mal aus­ge­schlos­sen.

Da­mit in den Stadt­tei­len, in de­nen das Pla­ka­tie­ren er­laubt ist, nie­mand mit dem Kopf ge­gen ein Pla­kat rennt, wird vor­ge­schrie­ben, dass die Un­ter­kan­te we­nigs­tens in ei­ner Hö­he von 2,20 Me­tern an­ge­bracht sein muss. Da­mit ist auch Ober­bür­ger­meis­ter Dirk El­bers (CDU) vor Na­sen­stü­bern und Kopf­nüs­sen ge­si­chert, denn er ist »nur« 1,97 Me­ter lang. Er­laubt ist aber auch, dass Pla­ka­te bo­den­stän­dig an­ge­bracht wer­den. Sie dür­fen aber nicht be­hin­dern.

Dass man sich auch oh­ne Pla­ka­te im öf­fent­li­chen Raum ver­let­zen kann, de­mons­trier­te El­bers (auf den Pla­ka­ten fast mit der Haar­far­be »Schrö­der-Schwarz«) kürz­lich vor dem Rat­haus, als er als Sport­ler den Ten­nis­spie­ler gab und sich da­bei ei­nen Ober­schen­kel­hals brach.

­Die DKP frag­te in­zwi­schen – vor dem Hin­ter­grund ei­ner po­ten­ti­el­len Un­fall­ge­fahr und mög­li­chen Kör­per­ver­let­zun­gen – mehr­fach bei der von El­bers ge­führ­ten Stadt­ver­wal­tung an, ob es hin­sicht­lich der Bo­den­stän­dig­keit oder der Hö­hen­an­ga­ben für die Pla­ka­te Aus­nah­men für CDU-Pla­ka­te ge­be, weil sich die CDU nicht an die Vor­ga­ben hal­te. Ei­ne Ant­wort steht aus. Viel­leicht hat die Be­hör­de Be­den­ken, bei ih­rem obers­ten Lei­ter nach­zu­fra­gen, war­um die CDU-Wahl­hel­fer die Pla­ka­tie­rungs­re­geln nicht re­spek­tie­ren.

Uwe Koopmann