Düsseldorf

Heuschrecke in Hassels-Nord

Wohnblocks mit Bäumen..

Eine ganz normale Geschichte im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts

Da wurde eine grosse Hochhaussiedlung mit schönen Wohnungen und viel Grün dazwischen gebaut. Da wohnten in erster Linie Arbeiter der Mannesmann Röhrenwerke Reisholz. Das Werk wurde trotz heftiger Kämpfe der Arbeiter geschlossen. Viele zogen weg, weil sie einen neuen Job gefunden haben, oder sie wurden arbeitslos.

Die Baufirma ging pleite und die Wohnungen gelangten schliesslich zur LEG. Die LEG verkaufte die Wohnungen und so wanderten sie von einem «Investor» zum anderen. Jeder versuchte noch etwas Profit raus zu holen – Geld reingesteckt sprich saniert wurde nichts. Die Mieter klagten über Mängel, Feuchtigkeit u.a.m., aber die Verwaltung unternahm nichts. Die Wohnungen sehen entsprechend herunter gekommen aus.

Nun hat ein neuer Investor diese Siedlung entdeckt und will aus einem sozialen Brennpunkt eine Schickimicki-Ecke machen, sprich eine Gentrifizierung soll stattfinden. In einem ersten Hausblock wurden die Wohnungen bereits in Eigentumswohnungen umgebaut.

Seit Anfang 2013 fallen diese Hochhäuser zwischen Potsdamer und Fürstenberger Strasse nicht mehr unter die Mietpreisbindung. Es gibt zwar eine «Mietpreisbremse», aber wenn «modernisiert» anstatt «renoviert» wird, kann man diese umgehen. 

Der neue Eigentümer will ab Mitte April mit einer «energetischen Sanierung» (Modernisierung) der Wohnungen anfangen, d.h. im Anschluss könnte die Miete um vier bis fünf Euro pro Quadratmeter steigen.

Wohnblocks mit Bäumen.

Viele der Mieter können dies nicht bezahlen: Arbeitslose, Familien mit Kindern, RenterInnen u.a.m., d.h. sie wären gezwungen auszuziehen. Wer bereits staatliche Unterstützung bezieht, ist abhängig vom Entscheid des Jobcenters, in welcher Höhe die Mieterhöhung übernommen wird.

Ausziehen aus der gewohnten Umgebung ist eine Entwurzelung und vor allem stellt sich die Frage wohin? Es herrscht in Düsseldorf bei den günstigeren Wohnungen eine grosse Wohnungsnot. Was seit Jahren boomt, ist der Bau von Ghettos mit Luxuswohnungen.

In Düsseldorf steigt im Gegensatz zu vielen anderen Grossstädten der Mietpreis. Die Kaltmiete je Quadratmeter stieg im einfachen Segment um 7% auf 7,50 Euro (in Duisburg 3,70 Euro).

Die einzige Lösung wären staatliche Wohnungen, aber 2008 wurde die LEG Immobilien AG in NRW, die zu 68 % der «Beteiligungsverwaltungsgesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen mbH» und zu 22 % der NRW.Bank gehörte, durch die CDU/FDP-Landesregierung privatisiert. Die Volksinitiative aus linken Parteien und Gewerkschaften verfehlte knapp das Quorum von 66.000 Unterschriften gegen die Privatisierung der LEG und den Verkauf der landeseigenen Wohnungen.

Text und Fotos: I.Lang


 NRW.Bank (Wikipedia)