Düsseldorf
Neuer Zoff in der alten KPD-Zentrale
Gentrifizierer will die letzten Mieter an die Luft setzen
Durch den Hinterhof des Gebäudekomplexes Ackerstraße 144 in Düsseldorf-Flingern weht die Geschichte des Klassenkampfes. Hier residierte die KPD, hier wurde ihre Zeitung gesetzt, gedruckt, ausgeliefert – doch dann wurde die Partei im August 1956 verboten. Verbunden waren das Verbot und die Vertreibung mit einer Beschlagnahme des gesamten Eigentums: Schreibmaschinen, Setzmaschinen, Druckmaschinen,…
Die Ackerstraße gehört inzwischen zu den angesagten Vierteln in Düsseldorf: jung, hip & trendy. Unter »Ackerloft 144« heißt es: »Hohe Decken, große Fenster und außergewöhnliche Strukturen bilden den Unterschied.« 50 qm bis 200 qm dürfen die Wohnungen groß sein.
Die alten Gebäude schreien – aus der Sicht von Investoren und Maklern – geradezu nach einer Gentrifizierung: Vertreibung der eingesessenen Mieter, Aufhübschen der Gebäude, gegebenenfalls Kernsanierung – und neue gehobene Vermietung oder lukrativer Verkauf.
Die Frauenberatungsstelle verlor ihre Büros, das Theater »Flin« seine Spielstätte. Vier Wohnungen sind geräumt, einer Pizzeria droht der Backofen aus zu gehen.
Plötzlich entstehen neue »Sachzwänge«: Die Toreinfahrt sei für die Feuerwehr zu eng, der Abstand der Wohnung zur Straße zu groß. Seit 1941 gab es allerdings nie Probleme mit der Sicherheit. Zu den vermeintlichen »Sachzwängen« kommt »Kleinkrieg«: ein Heizkörper wird in einem Wohnzimmer abgebaut, ein Baugerüst wird aufgebaut; aber gebaut wird nicht. Der Rauchmelder wird im Flur abmontiert, der Briefkasten geht unversehens kaputt. Der Aufzug ist außer Betrieb. Starke Nerven lohnen sich in der Auseinandersetzung um die Kapitalverwertung: Das Amtsgericht erlässt schließlich eine einstweilige Verfügung gegen den Vermieter. Ein Rettungsweg muss angelegt werden.
Die DKP Düsseldorf hatte schon vor Monaten Kontakt zu den Theaterleuten und die Frauenberatungsstelle aufgenommen, um auf das denkmalgeschützte Kesselhaus, die Elektrozentrale und den Glasturm der Gerresheimer Glashütte hinzuweisen: drei Gebäude, die aus Sicht der DKP gemeinwirtschaftlich, sozial und kulturell genutzt werden könnten. Außerdem bietet auch dieses Areal einen ähnlichen politisch-historischen Hintergrund wir die Ackerstraße. Bis 1933 bekam die KPD im Umfeld der Glashütte bis zu 75 Prozent der Stimmen bei den Wahlen.
Uwe Koopmann
Foto: Bettina Ohnesorge
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