Gerresheim
Gerresheim: Gedenken an die Opfer am Hochbunker
Florian war schneller als Nero
Wenn der 22 Toten und der 18 zum Teil schwer verletzten Opfer vom 11. März 1945 vor dem Hochbunker in Untergerresheim gedacht werde, dann müsse darauf hingewiesen werden, dass der Krieg von Deutschland ausgegangen sei. Harald Posny, Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins Gerresheim, betonte mit Nachdruck bei einer kleinen Veranstaltung zum 70. Jahrestag vor dem Bunker diese historische Kausalität.
Ebenso müsse an die Opfer unter den Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern erinnert werden. Mit diesen Hinweisen stellte er sich einer Geschichtsbetrachtung entgegen, die seit der Nazi-Zeit darauf ausgelegt ist, die Opfer des alliierten Beschusses zu »Helden« zu erheben.
Die »Düsseldorfer Nachrichten«, ein Vorläufer der »Westdeutschen Zeitung«, verklärte am 11. März 1945 die Toten: »Wer in den letzten Jahren der glänzenden deutschen Siege und der europäischen Machtstellung dieses Reiches im Kampfe um unser nationales Dasein von uns scheiden musste, wird es vielleicht auch mit einem Funken Stolz und Genugtuung getan haben, dass das Vaterland so stark dasteht und dass dazu auch sein Opfer, sein größtes und letztes, mit beigetragen hat.«
Der alliierte Beschuss war der Tatsache geschuldet, dass NS-Gauleiter Karl Friedrich Florian (1894-1975) die Stadt nicht an die Alliierten übergeben wollte. Durch die Sprengung der Skagerrak Brücke (Oberkasseler Brücke) am 3. März 1945 wollte er verhindern, dass auch das rechtsrheinische Düsseldorf von dem Nazi-Herrschaft befreit würde.
Florian nahm damit Hitlers »Nero-Befehl« vom 19. März vorweg. Darin heißt es: »Alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgandwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören.« Dieser Widerstand der Nazis und ihrer Militärs unter General Walter Model zwang die Alliierten, Düsseldorf unter Beschuss zu nehmen.
Angesichts dieser Konstellation und des militärischen Kräfteverhältnisses war Florian und Model bewusst, dass sie, indem sie die Kapitulation verweigerten, unzählige Opfer auch unter der Zivilbevölkerung heraufbeschwören würden. So ist auch der sinnlose Tod der Gerresheimer am Hochbunker zu erklären.
Erst durch die mutige Tat der »Aktion Rheinland«, an der auch Theodor Andresen und Aloys Odenthal aus Gerresheim am 16. Und 17. April 1945 beteiligt waren, gelang es, dem Morden ein Ende zu setzen und die Stadt friedlich zu übergeben. Theodor Andresen und vier weitere Mitstreiter waren nur wenige Stunden vor der Befreiung von den Nazis ermordet worden.
Text und Fotos: Uwe Koopmann