Gerresheim

Mahnwache vor der Glashütte

Vor der Schautafel »Glasmacher Viertel ›Im Geiste der Tradition‹« Transparent »31.8.2005: O-J killed die Glashütte«.

Erinnerung an Schließung

Die DKP vergisst nicht. Deshalb lud sie am 31. August vor das Tor der Gerresheimer Glashütte zu einer Mahnwache ein. Vor genau zehn Jahren war hier der letzte Arbeitstag. Owens-Illinois Inc. aus Perrysburg (Ohio), der Weltmarktführer für Behälterglas, hatte an dem Tag die verbliebene Restbelegschaft – von ursprünglich 8.000 Beschäftigten – in die Arbeitslosigkeit entlassen.

Der Schließung waren eindrucksvolle Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen vorausgegangen. Die Bitten um Solidarität kam der damalige Düsseldorfer Oberbürgermeister nicht nach. Das waren für ihn Aktionen von »Rattenfängern«. Die Initiative »Rettet die Glashütte!« ließ sich nicht einschüchtern. Anlieger der Hütte, gewerkschaftlich organisierte Kolleginnen und Kollegen, Vertreter der Kirchen und Vereine standen zu Seite.

Aber Owens-Illinois (O-I) zerschmetterte die Hütte und vernichtete alle Arbeitsplätze. Es wurde auch keine Folgeproduktion geplant. Zum 30. April 2014 stellte der letzte Zulieferer, die Firma Gerroplast GmbH, ihre Produktion ein. Das Unternehmen war auf dem städtischen Areal der Glashütten-Brache angesiedelt.

Vorschläge für eine weitere hochqualitative Glasproduktion – wie auch in der DKP diskutiert – wurden nicht akzeptiert. Zum Beispiel erneuerte Owens-Corning die Glasfaserproduktion – aber nicht hier, sondern in Frankreich. In Laudun-l’Ardoise wurden 22 Millionen Euro für den neuen Ofen 1 investiert. Ofen 2 kostete 26 Millionen. Lanxess investiert 15 Millionen Euro in zwei Schmelzöfen – in Antwerpen.

Gerresheimer produziert weltweit an 40 Standorten. Der Konzern bezeichnet sich als »ein weltweit führender Partner der Pharma- und Healthcare-Industrie. Mit unseren Spezialprodukten aus Glas und Kunststoff tragen wir zu Gesundheit und Wohlbefinden bei. Wir sind weltweit vertreten und produzieren mit unseren 11.000 Mitarbeitern dort, wo unsere Kunden und Märkte sind.« – nur nicht hier in Gerresheim.

Die Firma Patrizia will das Gelände unter der Bezeichnung »Glasmacherviertel« für Wohnungen erschließen. Seit zehn Jahren ist aber noch kein Stein auf den anderen gesetzt worden, auch weil der Baugrund – als Hinterlassenschaft der Glas-Produktion – umfangreich verseucht ist. Das Gelände wurde von Owens-Illinois Inc. nicht »sauber« übergeben. Die umgeschichteten Sandberge, die im Zuge der Dekontamination auf der Brache entstanden sind, sind ein beredtes Zeichen. Verwertbare Hinweise auf eine partielle Gewerbeansiedlung und damit auf neue Arbeitsplätze sind nicht zu erkennen.

Die DKP betonte: »Vor zehn Jahren haben wir einen Kampf um diese Arbeitsplätze verloren, weil kurzfristige Profitinteressen Vorrang hatten vor Landesverfassung und Grundgesetz, die – eigentlich – Arbeitsplätze schützen sollen. Überall auf der Welt, aktuell besonders auch bei uns können wir erkennen: Dieses System bietet vielfach keine Arbeitsplatzsicherheit, keine Gerechtigkeit und keine Zukunft.« Gefragt wurde: Was folgt daraus? Die Antwort wurde der »Internationale« entnommen: »Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!« Das gilt immer noch.

Text und Foto: Uwe Koopmann