Köln
UmFAIRteilen in Köln
Mir stonn zesamme gegen Sozialabbau in unserer Stadt
13.04.2013 | Rund um die Eigelsteintorburg schlecken die Müßiggänger ihr unverdientes Eis, schlürfen Milchkaffee, schwade und recken das Gesicht in die Frühlingssonne. Im Schatten des ehrwürdigen Gemäuers (außen weist es eine Steckdose auf) bereitet die Kölner Abteilung von »umFAIRteilen« ihre Kundgebung vor: Ein Pavillon ersteht, Infostände, die Musikanlage und Lautsprecher werden installiert.
Preußische Trauermärsche und Flagellantenaufzüge wie in Nocera Tecinese sind in Köln eher selten. Indessen können sich gesellige Ereignisse außerhalb der Session nur schwer dem optischen und rhythmischen Einfluss des Karnevals entziehen.
So ist um 12.00 Uhr Schluss mit der Beschaulichkeit. Zunächst redet einer von den Kürzungsmaßnahmen, die der Finanzausschuss der Stadt zum Beschluss empfiehlt. Der hat gestern getagt. Vielfältige Proteste waren in den vergangenen Wochen laut geworden. Jetzt sind die Kürzungen etwas abgemildert, aber immer noch verheerend. Ganztag, Seniorenbetreuung, Jugendarbeit, Einschulungshilfen, Schwimmen für Vereine, Bürgerzentren – alle sollen für die Bankenrettungsschirme aufkommen. Das wird gleich darauf in musikalischer Form gegeißelt. Hardy Schuster und seine Occupyer singen es aus dem Halse. Rita Lü macht klar, dass das Umverteilen die Richtung ändern muss. Anyway mit Franco und Nici, die Rapper Can und Hakan sind dabei. Elena Becker vom Kölner Jugendring spricht. Die Pappnasen Rotschwarz singen von griechischer Pein statt von »griechischem Wein«.
Ein anderes Lied:
»Wir wolln das behalten
wir ham Euer Geld
Wir ham Eure Pinke-Pinke
Uns gehört die Welt.«
Der Umfairteilen-Song muss wiederholt werden. Christian Bechmann, Bühnenköbes von Escht Kabarett, Sprecher der Kölner Elf, dem Zusammenschluss der Bürgerzentren, erheitert sein Publikum, indem er abseitige Versäumnisse der Stadtverwaltung aufspießt. Ein Plakat von »Arsch huh« mahnt: »Leev Politiker: Jetz Ävver opjepass! Finger weg von Kinder- und Jugendeinrichtungen, Bürgerzentren, interkulturellen Projekten und Sozialprogrammen. Mir stonn zesamme gegen Sozialabbau in unserer Stadt.«
Test und Fotos: Klaus Stein
Fotogalerie von Klaus Stein