Köln

Elsaßstraße in Köln, 3. März 1933

Demonstranten mit roten Fahnen.

Am 7. März gedachten Genossinnen und Genossen der DKP und einige antifaschistische Freunde der Ereignisse am 3. März 1933 in der Elsaßstraße und schmückten die Gedenktafel mit Nelken.

Klaus Stein, der Kreisvorsitzende der Kölner DKP, sagte bei dieser Gelegenheit: »Es ist 30 Jahre her, dass diese Tafel angebracht worden ist. Sie würdigt die Bereitschaft der Anwohner der Elsaßstraße, sich des Terrors der Nazis zu erwehren. Das war am 3. März 1933. Kurz vorher war die SA zur Hilfspolizei ernannt worden. Sie marschierte am Abend in die Elsaßstraße. Vor der Machtübergabe an Hitler konnte sie das nicht wagen. Aus den Fenstern wurden Töpfe und andere Haushaltsgegenstände geworfen, darunter, hört man, auch Nachttöpfe. Die SA mußte sich zurückziehen, kam aber mit Polizei, mit Panzerwagen und Maschinengewehren zurück. 70 Anwohner wurden festgenommen. Nicht alle überlebten die Nazizeit.

Die SA-Aktion hier in der Elsaßstraße war Teil des Terrors, der schon einige Tage vorher, am 27. Februar, anlässlich des Reichstagsbrandes kulminierte. Reichsweit wurden 10 000 Menschen, vorwiegend Kommunisten, festgenommen. Der Terror und die folgenden diktatorischen Gesetze, Gleichschaltungsmaßnahmen, Verbote von Parteien und Gewerkschaften sollten vor allem dafür sorgen, die Deutschen wieder zum Krieg bereit zu machen, wo der Erste Weltkrieg gerade mal 15 Jahre vorbei und die Erinnerung an die damit verbundene Not noch lebendig war.«

Pastor Martin Niemöller (1892-1984) beschrieb mit seinem bekannten Spruch den Ablauf der Unterdrückung:

»Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestierte.«

Es ist wichtig, dass wir uns erinnern. Denn gerade im vergangenen halben Jahr häufen sich mit der Kriegsgefahr Kriegshetze und Aktivitäten von Rassisten, von Pegida, Kögida, Hogesa. Der wachsende Fremdenhass ist kein Zufall. Aber Rassismus ist nicht nur verwerflich, er ist auch unpraktisch, denn er verstellt den Blick auf die Ursachen von Armut und Arbeitslosigkeit, überhaupt der Krisenfolgen. Am 18. Januar konnte eine große Gruppe von Nazihooligans ganz knapp daran gehindert werden, eine Gedenkfeier in der Probsteigasse zu stören. In dieser Straße hatte der NSU im Jahr 2001 eine Bombe hinterlegt. Am vergangenen Sonntag, 1. März, tobten Hooligans am Eigelstein und griffen Leute an, die sie für Linke hielten.

Liebe Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, Reinhold Ages ist vorgestern, am Donnerstag, gestorben, nachdem er am 11. Januar 85 Jahre alt geworden ist. Er wäre heute unter uns. Er soll nicht vergessen sein, wenn wir des Widerstands in der Elsaßstraße gedenken.«

Einige Meter weiter hat Klaus Paier die Ereignisse als Wandbild festgehalten. Es war 1990 im Rahmen eines Stadtteilfestes der SPD entstanden und ist mittlerweile restaurierungsbedürftig.


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